Wiederaufbau in der Kreisstadt
In Bad Neuenahr fliegen erneut die gelben Filzbälle
Ein Mitmach-Programm begeisterte auch die jungen Besucher der Eröffnungsfeier.
Martin Gausmann

Rund vier Jahre lang konnte nach der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr im Kaiser-Wilhelm- und im Lenné-Park kein Tennis gespielt werden. Doch diese Zeiten sind nun vorbei.

Annähernd vier Jahre lang war in Bad Neuenahr wegen der Flutkatastrophe ans Tennisspielen im Kaiser-Wilhelm-Park und im Lenné-Park nicht annähernd zu denken. Doch nach Monaten des Wiederaufbaus werden alsbald neben dem bereits eröffneten Clubhaus des HTC alle 13 Tennisplätze inklusive der beiden neuen Center-Courts fertiggestellt sein. Am Samstagmorgen wurde die Tennisanlage mit langer Tradition wieder eingeweiht.

Stimmungsvolle, bunte und sportliche Party

Die Apokalypse fand in der Nacht zum 15. Juli 2021 statt: Das, was einst die idyllisch gelegenen Bad Neuenahrer Tennisplätze im Kaiser-Wilhelm- und im Lenné-Park ausmachte, hatte die monströse Flutwelle in ein fremdes, in weiten Teilen unter Schutt, Geröll und Schlamm begrabenes Notstandsgebiet verwandelt. Wahrlich ein Bild mit Symbolcharakter. Der Hockey- und Tennisclub Bad Neuenahr 1920 (HTC) stand mehrere Jahre lang vor dem Nichts. Die gute Nachricht zwischen Untergang und Revival: Der HTC ist wieder aufgestanden. Der ist der Weg frei für eine rege Tennissaison und für die Deutschen Seniorenmeisterschaften, die in diesem Sommer erstmals nach vierjähriger Pause wieder in Bad Neuenahr stattfinden können.

Mit einem bunten Programm ist die Tennisanlage des HTC in Bad Neuenahr eröffnet worden.
Martin Gausmann

Am Samstag fand auf der Tennisanlage an der Landgrafenstraße die Einweihungsfeier statt. „Wir feiern heute ein Stück weit den Sieg des Lebens über Zerstörung unserer Zeit“, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Die Feierlichkeiten auf der runderneuerten Tennisanlage im Herzen der Kurstadt kam einer stimmungsvollen, bunten und sportlichen Party gleich. Mehr als sechs Stunden dauerte das von der Kreisstadt und dem HTC Bad Neuenahr auf die Beine gestellte Programm. Zwischen Ruine und Revival wurde dabei ein vielfältiges Mitmach-Programm rund um den Tennis- und Hockeysport für alle Altersgruppen geboten. „Dass wir nun hier stehen und feiern dürfen, verdanken wir der gemeinsamen Kraftanstrengung vieler Menschen“, so Orthen. Neben all den vielen Händen, die organisieren und bauen, habe es viele sehnsüchtige und neugierige Ohren und Augen gegeben, „die erwartungsvoll jede Bauphase verfolgt haben“.

„Die Tennisanlage ist nicht mehr nur ein Ort des Sports, sondern ab heute auch ein Zeichen der Erneuerung und der Hoffnung.“
Bürgermeister Guido Orthen

Die Planung und Umsetzung des Wiederaufbaus in drei Bauabschnitten lief im Auftrag der städtischen Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft an. Sechs Plätze im Kaiser-Wilhelm-Park, die Sport- und Materialausstattung, drei Tribünen plus Lager- und Werkstattraum, der Lagerplatz und die Zuwegungen wurden im März 2024 rechtzeitig zum Saisonbeginn fertiggestellt. Im zweiten Bauabschnitt standen fünf Plätze und die beiden Center-Courts mit inklusionsgerechten Zugangsrampen im Lenné-Park im Fokus der Arbeiten. Diese Tennisplätze und die Center-Courts sind Teil der Gestaltung des historischen Lenné-Parks von 1927. Kosten für Gesamtanlage schlagen mit mehr als 5 Millionen Euro zu Buche.

Freuen sich, dass die Tennisanlage des HTC Bad Neuenahr wieder bespielbar ist (von links): Horst Karl Gödtel, Guido Othen, Staatssekretärin Simone Schneider, Herbert Wiemer und Annette Bartsch.
Martin Gausmann

Unterdessen hat der HTC das Clubhaus in „Eigenregie“ wiederhergestellt. Bürgermeister Orthen: „Seit mehr als 100 Jahren steht der HTC für sportliche Exzellenz, gesellschaftliches Engagement und ein lebendiges Miteinander.“ Mit Blick auf die neue Tennisanlage betonte der Bürgermeister: „Die Tennisanlage ist nicht mehr nur ein Ort des Sports, sondern ab heute auch ein Zeichen der Erneuerung und der Hoffnung. Sie zeigt uns, dass wir auch nach schweren Rückschlägen wieder aufstehen können – gemeinsam, mit Mut Zuversicht und Vertrauen und Begegnung.“ Staatssekretärin Simone Schneider (SPD) war eigens aus Mainz an die Ahr gekommen. Nach der Flutkatastrophe sei in Bad Neuenahrer der unbändige Wille zum Neuanfang zu erkennen gewesen, bekundete die Staatssekretärin: „Egal, was kommt, Sie stehen zusammen.“ Karl-Horst Gödtel, der Vorsitzende des HTC Bad Neuenahr, brachte es lächelnd auf den Punkt: „Im Saarland, wo ich herkomme, sagt man lapidar: Es läuft.“ Gleichzeitig unterstrich er: „Aber, dass es läuft, dazu haben viele in ganz unterschiedlicher Weise beigetragen.“

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