Mahnwache der Sinziger Bürgerinitiative am Jahrestag der Ahrflut
Hochwasserschutz am Pranger: Mahnwache an der Ahr bei Sinzig
Mahnwache am zweiten Jahrestag: Die Aktivisten in Sinzig vermissen ein Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Ahr. Foto: Christian Koniecki
Christian Koniecki

"Das dauert alles viel zu lang." "Wenn es jetzt noch einmal so viel regnet, wird die Flut noch höher durch das Tal strömen." "Land und Kreis müssen endlich einmal mit der Umsetzung eines konsequenten Hochwasserschutzes beginnen." Diese Analysen und Forderungen bewegen die Bürgerinitiative Ahrflut in Sinzig, die am Freitag ihren ersten öffentlichkeitswirksamen Auftritt hatte.

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Mahnwache am zweiten Jahrestag: Die Aktivisten in Sinzig vermissen ein Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Ahr. Foto: Christian Koniecki
Christian Koniecki

Es ist ein kleines Grüppchen von zehn Personen, das sich an diesem 14. Juli an der Ahrbrücke der Kölner Straße in Sinzig versammelt hat, „Hochwasserschutz jetzt“ steht auf einem Transparent, „Wir brauchen Hochwasserschutz jetzt“ wird auf einem handgeschriebenen Schild noch etwas schärfer formuliert. Die Sinziger Bürgerinitiative „Ahrflut“ hat an dem zweiten Jahrestag der Katastrophe ihre erste Mahnwache abgehalten.

Was die Mitglieder der Initiative bewegt, formuliert Ingo Binnerwerg so: „Es gibt auch zwei Jahre nach der Flut keinen überregionalen Plan oder ein durchgängiges Hochwasserschutzkonzept entlang der Ahr. Wenn es morgen wieder so stark regnet, wie vor zwei Jahren, wird die Flutwelle noch höher werden.“ Und um diese Theorie zu belegen, zeigt er auf die Steinschüttung in der Ahr gleich hinter ihnen.

Wenn es morgen wieder so stark regnet, wie vor zwei Jahren, wird die Flutwelle noch höher werden.

Ingo Binnewerg, Bürgerinitiative Ahrflut

Dort war nach der Katastrophe vom Juli 2021 vor einem der unterspülten Brückenpfeiler eine Barriere aus Wasserbausteinen errichtet worden, um so Platz für Baumaschinen zu schaffen, und das Fundament des Pfeilers stabilisieren zu können. „Schon vor beinahe anderthalb Jahren hieß es im Stadtrat, dass dieses Abflusshindernis danach im Eilverfahren wieder entfernt werden müsse“, sagt Reiner Friedsam, der sich ebenfalls in der noch jungen Bürgerinitiative engagiert. „In der Kreistagssitzung vor einigen Tagen wurde dann endlich der Beschluss gefasst, diesen Auftrag zu vergeben – das dauert uns alles viel zu lange.“

Echtes Hochwasserschutzkonzept fehlt

Konzepte und Vorschläge rund um die Ahr gebe es nach Ansicht der Aktivisten inzwischen viele. Doch ein echtes übergreifendes Hochwasserschutzkonzept, das sich nicht nur theoretisch mit einer möglichen Wiederherstellung der Uferbereiche beschäftigt, fehlt ihnen. Ihr Appell an Kreis und Land: „Ihr müsst damit jetzt bald einmal anfangen.“ Zudem würden die bisherigen Maßnahmen, wie sie etwa aus dem Wiederaufbaufonds finanziert würden, einem sinnvollen Hochwasserschutz für die Zukunft sogar widersprechen. „Dass damit nur der Wiederaufbau wie vor dem Juli 2021 gefördert wird, hilft doch letztlich niemandem im Tal wirklich weiter“, sagt Ingo Binnewerg.

Was ist mit der Rückhaltung?

Doch die Bürgerinitiative kritisiert nicht nur, sie hat auch konkrete Vorschläge: „Wir stehen mit anerkannten Wissenschaftlern in Verbindung, die etwa Vorschläge für eine wirksame Wasserrückhaltung im oberen Bereich der Ahr haben. Doch auch dieses Thema wird verzögert und nicht effektiv angegangen“, ärgert sich Reiner Friedsam. Es steht nach eigener Auskunft mit ähnlichen Bürgerinitiativen aus dem Bereich der Oberahr in Verbindung und weiß, dass man dort dem Thema Rückhaltung grundsätzlich sehr positiv gegenüberstehe. Doch es gebe vonseiten des Landes oder des Kreises niemanden, der sich zielgerichtet mit diesem Thema und einer möglichen Planung auseinandersetze. „Dabei könnte man nach Abflussberechnungen mit einer Rückhaltung an der Oberahr den Wasserpegel hier im Unterlauf um etwa einen Meter absenken“, sagt Friedsam.

Podiumsdiskussion geplant

Als Nächstes möchte die Bürgerinitiative nun eine Podiumsdiskussion mit Vertretern des Umweltministeriums organisieren. „Das wird aber nach Signalen aus Mainz frühestens nach der Sommerpause etwas werden“, meint Friedsam. Doch die Sinziger Aktivisten wollen nicht lockerlassen: Sie fordern einen besseren Hochwasserschutz an der Ahr, und zwar so schnell, wie nur irgendwie möglich.

Vorschläge und Ideen der Bürgerinitiative Ahrflut sind auf der Internetseite https://petition-ahrhochwasser.de zu finden.

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