Um ihr großes Ziel, alternative Wohnformen für Menschen mit Demenz in der Region Rhein-Ahr anzubieten, auf rechtssichere Füße zu stellen, Spenden zu generieren und Fördergelder beantragen zu können war die Gründung eines Vereins notwendig. Der verfügt nun über eine Satzung, die noch vom Amtsgericht Koblenz zu prüfen ist, 32 stimmberechtigte Mitglieder und einen Vorstand.
Einstimmig wurden gewählt: der Vorsitzende Horst Steinheuer, seines Zeichens Elektriker und über zwanzig Jahre als ehrenamtlicher Begleiter im Hospizverein Rhein-Ahr aktiv. Als seine Stellvertreterin fungiert Ingrid Jung, ehemals Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland im Auswärtigen Amt. Schriftführerin wurde Marina Zille (Sprecherin der Gästeführer im Ahrtal), das Amt der Kassiererin übernimmt die gelernte Buchhalterin Karla Thomählen. Beisitzer ist Peter Gipfel, der 30 Jahre für die Caritas Leiter einer geschlossenen Station für an Demenz erkrankte Patienten war.
Motivationshilfe für die Landespolitik
Die Satzung des Vereins auszuarbeiten, war an Klaus Kniel, ehemaliger Leiter des Amtes für Jugend und Familie der Kreisverwaltung. Er schickte vorweg: „Sozialminister Alexander Schweitzer hat unlängst auch hier für den Kreis Ahrweiler betont, wie wichtig alternative Wohnformen sind und dass er da voll dahinter stehe. Wir möchten als Verein auch Motivationshilfe für die Landespolitik sein, um die im Vergleich zu anderen Bundesländern schlechteren Rahmenbedingungen für derlei Projekte zu verbessern, denn hier muss sich Entscheidendes ändern.“ Die angestrebte Wohngruppe zu errichten, ist noch ein längerer Weg, denn es gibt weder eine Immobilie noch ein Grundstück. „Es sind zwar zwei Immobilien im Gespräch, aber das ist alles noch in der Schwebe“, betonte Steinheuer.
Ingrid Jung stellte das Projekt vor: Geplant ist, eine barrierefreie Wohngemeinschaftseinrichtung mit maximal zwölf Zimmern für Demenzerkrankte zu errichten, die sich um einen Gemeinschaftsbereich arrondieren. Zusätzlich soll es einen Garten geben, in dem es vielleicht auch ein paar Hühner gibt. Das Dutzend Bewohner ist die maximale Anzahl. Ansonsten unterliegt die WG, in der Angehörige fest mit eingebunden sind, der Heimaufsicht, wie Klaus Kniel erklärt. Das Betreuungs- und Pflegepersonal soll als Mindestqualifikation eine Krankenschwesternhelferausbildung haben, mindestens eine examinierte Fachkraft soll dort ständig gegenwärtig sein.
Autonomie, Individualität. Teilhabe
„Wir verfolgen drei zentrale Anliegen für die Bewohner: Autonomie, also Selbstbestimmung und Selbstständigkeit, zum Zweiten Individualität, was etwa heißt, dass sie ihre Gewohnheiten nicht an den Nagel hängen müssen, und Teilhabe, damit sie immer sozial eingebunden bleiben und im geschützten Raum auch den Kontakt zur Außenwelt nicht nach und nach verlieren.“ Wichtig sei neben einer vertrauten häuslichen Atmosphäre auch Kontinuität in der personellen Betreuung. Wobei es auch sein könne, dass der beauftragte Pflegedienst innerhalb von zehn Jahren auch zwei bis dreimal wechseln könnte, wie Horst Steinheuer es formulierte. Doch nicht nur Pflegedienst und Angehörige sollen sich kümmern. Es ist angestrebt, dass dies auch ein Kreis Ehrenamtlicher tut.
Im Vorfeld hatte die Initiative ihr Projekt bereits auf zwei Bürgerversammlungen, bei der Landesberatungsstelle Neues Wohnen in Mainz und bei Kommunalpolitikern und Interessengruppen vorgestellt. „Dabei sind wir immer auf offene Ohren gestoßen, wir sind dankbar, dass wir hier in Sinzig so große Unterstützung bekommen haben“, meinte Steinheuer in Richtung Sozialraummanagerin Sonja Wuttke und den Ersten Beigeordneten Hans-Werner Adams.
Von Wohnform angetan
Adams zeigte sich sehr angetan von dem Vorhaben: „Die Wohnform einer selbst organisierten Wohnpflegegemeinschaft scheint besonders für an Demenz erkrankte Mitmenschen besonders geeignet, denn sie werden dort mit ihren Eigenheiten angenommen und unterstützt, wo es notwendig ist, während andere Pflegeeinrichtungen hier sehr oft an ihre Grenzen kommen.“
Es braucht eine Anschubfinanzierung
Um das Projekt einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft realisieren zu können, benötigt der Verein eine Anschubfinanzierung. Die Kosten für einen Bewohner sollen sich auf insgesamt 2500 Euro im Monat belaufen, darin enthalten 400 Euro Warmmiete, 1600 Euro Betreuungspauschale und 200 Euro Haushaltspauschale. Nicht enthalten sind darin die Kosten der Baufinanzierung. ith