Das Ende des Gnadenhofs Eifel in Harscheid scheint nahe: Seit wenigen Tagen wird der Hof von einem Mechernicher Immobilienmakler zum Verkauf angeboten. Da es sich bei der Immobilie um „ein wunderschönes Objekt in traumhafter Alleinlage“ handele, gehe man davon aus, dass der Hof zeitnah seinen Besitzer wechseln werde, teilte der Immobilienmakler am Dienstag gegenüber unserer Zeitung mit. Erste Interessenten gebe es bereits.
Was dieser Verkauf allerdings für die noch auf dem Gnadenhof lebenden Hunde und menschlichen Bewohner bedeutet, ist derzeit unklar. Gegenüber unserer Zeitung war die Hofbetreiberin, Liane Olert, zu keiner Stellungnahme bereit. Auf Facebook hatte sie jedoch bereits vor einigen Tagen in einem von Hofunterstützern veranstalteten Livestream mitteilen lassen, dass sie den Gnadenhof in Harscheid aufgeben und wegziehen wolle.

Begründet hatte Liane Olert diese Entscheidung mit dem Hass und der Hetze, der sie sich seit vielen Monaten im Internet durch Kritiker des Gnadenhofs ausgesetzt sieht. Auch habe das Verhalten des Veterinäramtes des Kreises Ahrweiler in diese Entscheidung mithineingespielt. Wie Olert mehrfach in der Vergangenheit gegenüber unserer Zeitung erklärt hatte, sieht sie sich von den Mitarbeitern des Kreisveterinäramtes schikaniert. Speziell die im Oktober 2023 erfolgte Kontrolle durch das Kreisveterinäramt und die an diese Kontrolle im Anschluss erlassene tierschutzrechtliche Anordnung, den Tierbestand auf dem Gnadenhof auf fünf Hunde zu reduzieren, hatte Olert in der Vergangenheit stark kritisiert. Offen ließ die Hofbetreiberin allerdings, ob sie nun an anderer Stelle den erneuten Aufbau eines Gnadenhofs plant.
Wie die Kreisverwaltung Ahrweiler gegenüber unserer Zeitung mitteilte, könnte ein solches Vorhaben durchaus möglich sein. Allerdings müsse Liane Olert sich auch an ihrem künftigen Wohnort an die erlassene tierschutzrechtliche Anordnung bezüglich einer Haltung von Hunden halten. Denn diese Anordnung gelte bundesweit. Liane Olert dürfe aber an jedem beliebigen Standort in Deutschland fünf Hunde halten und betreuen, betonte die Kreisverwaltung.
Wiederholte Verstöße gegen Auflagen
Erlassen worden war die tierschutzrechtliche Anordnung im November 2023. Liane Olert war damit als Hofbetreiberin gestattet worden, künftig lediglich fünf Hunde auf ihrem Hof gleichzeitig zu halten beziehungsweise zu betreuen. Der tierschutzrechtlichen Anordnung war eine Routinekontrolle des Kreisveterinäramtes im Herbst 2023 vorausgegangen, bei der erhebliche tierschutzrechtliche Verstöße und hygienische Mängel auf dem Gnadenhof Eifel festgestellt worden waren. Unter anderem hatten die Mitarbeiter des Veterinäramtes Hunde mit stark verfilztem Fell, zu langen Krallen und einem allgemeinen schlechten Pflegezustand vorgefunden. Auch hatten sie die hygienischen Zustände auf dem Hof bemängelt, wonach die Böden zum Teil mit Kot und Urin verdreckt gewesen waren. Zum Zeitpunkt der Kontrolle hatten laut Kreisveterinäramt 61 Hunde auf dem Gnadenhof gelebt. Vom Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz war die tierschutzrechtliche Anordnung bestätigt worden.
Da Liane Olert sich allerdings nicht an die Vorgaben des Kreisveterinäramtes zur Bestandsreduzierung gehalten hatte, war der Tierbestand auf dem Gnadenhof schließlich Anfang Mai des vergangenen Jahres von zu diesem Zeitpunkt rund 54 Hunden auf sieben Tiere reduziert worden. Jeweils weitere fünf Hunde dürfen seitdem zudem im Haushalt von Olerts Bruder und einer Freundin leben. Beide leben mit Liane Olert auf dem Gnadenhof – allerdings in abgetrennten Wohnungen in einem Anbau, der sich an das Haupthaus anschließt.

Wieder müssen fünf Hunde den Gnadenhof Eifel verlassen
Auf dem Gnadenhof Eifel kehrt keine Ruhe ein: Am Mittwoch wurden erneut fünf Hunde vom Veterinäramt des Kreises Ahrweiler beschlagnahmt. Erst im vergangenen Jahr hatten 47 Tiere den Hof verlassen müssen.
Doch auch an die tierschutzrechtliche Anordnung hat sich Olert nicht gehalten. Vielmehr erfolgte Mitte Januar auf Grundlage eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses des Verwaltungsgerichts Koblenz eine erneute Fortnahme von fünf weiteren Hunden. Bei diesen Hunden handelte es sich um im Mai 2024 beschlagnahmte Tiere, die Olert zwischenzeitlich wieder zurück auf den Hof geholt, und einem Tierschutzverein übertragen hatte. Gelebt hatten diese Tiere im Souterrain des Hofhaupthauses, welches Olert nach eigener Darstellung an den Verein vermietet hatte.
Das Ahrweiler Veterinäramt hatte diese vermeintliche Eigentumsübertragung der Tiere anders bewertet und Liane Olert weiterhin als Mithalterin der Hunde festgestellt. Auch das Verwaltungsgericht Koblenz hatte sich der Ansicht des Kreisveterinäramtes angeschlossen und erklärt, auch wenn die fünf Tiere an einen Verein übertragen worden seien, bleibe die Gnadenhofbetreiberin doch weiterhin Hauptverantwortliche für die Hunde.
Gerichtsverfahren laufen trotz Wegzugs weiter
Wie die Kreisverwaltung Ahrweiler mitteilte, sind derzeit noch drei gerichtliche Verfahren anhängig, in denen die Rechtmäßigkeit der auf dem Gnadenhof vorgenommenen Maßnahmen geklärt werden soll. Unter anderem hat Olert gegen die per Verfügung erlassene tierschutzrechtliche Anordnung Widerspruch eingelegt und will auch die Rechtmäßigkeit des gerichtlichen Durchsuchungsbeschlusses klären lassen. Wie die Kreisverwaltung betonte, habe ein Umzug von Liane Olert keine Auswirkungen auf die laufenden Verfahren. Vielmehr sei nur dann mit einer Verfahrenseinstellung zu rechnen, „wenn die Hofbetreiberin kein Interesse mehr an einer uneingeschränkten Hundehaltung hat und ihre Rechtsbehelfe zurückzieht.“