„Es ist uns gelungen, den bisherigen Zeitplan deutlich zu beschleunigen. Dazu haben im Wesentlichen der Einsatz noch schnellerer technischer Möglichkeiten, aber auch unsere erfolgreiche Akquirierung von benötigten Spezialunternehmen und Fachkräften beigetragen“, erklärt Josef Rönz. Vor allem die angesichts des Schadensausmaßes schon früh gefällte Entscheidung, zwischen Heppingen und der Ringener Straße eine provisorische Hochdruckleitung entlang der Weinberge zu bauen, sei der Schlüssel zum Erfolg. Für die Stadtteile nördlich der Ahr bedeutet dies, dass sie nach aktuellem Stand im November wieder mit Erdgas versorgt werden können. Bisher mussten sie von einem Zeitraum zwischen Dezember und März ausgehen. Die Gebiete südlich der Ahr werden bereits im Oktober wieder mit Erdgas beliefert – und damit vor der Frostperiode.
Von der frühzeitigen Fertigstellung der Hochdruckleitung profitieren auch alle Gasabnehmer in der Grafschaft. Für alle Privatkunden ist die Versorgung damit im Lauf des Oktobers wieder ohne Einschränkungen gewährleistet. Auch die Industriekunden in diesem Gebiet können dann wieder beliefert werden.
Der EVM-Tochter Energienetze Mittelrhein (ENM) ist es gelungen, die Planung und den Bau der Hochdruckleitung so zu beschleunigen, dass sie bereits im Lauf des Oktobers fertiggestellt sein wird, wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt und alles plangemäß umgesetzt werden kann. „Für ein solches Projekt werden unter normalen Umständen rund zwei Jahre veranschlagt“, stellt ENM-Geschäftsführer Dr. Andreas Hoffknecht klar. „Das erledigen wir jetzt in gerade einmal zwölf Wochen.“ Zu diesem Tempo tragen viele Faktoren bei: Nicht nur die EVM-Gruppe setzt sämtliche verfügbaren Kräfte ein, auch die beauftragten Spezialunternehmen haben Mitarbeiter von anderen Baustellen abgezogen und haben im Ahrtal das Maximum an Kräften im Einsatz, das zum jeweiligen Zeitpunkt sinnvoll ist. Außerdem ist es der EVM-Gruppe gelungen, dass mehrere Energieversorger aus ganz Deutschland Fachkräfte ins Ahrtal entsendet haben, die bei der Mammutaufgabe im Flutgebiet wirkungsvoll unterstützen. Die Landesbeauftragte für den Wiederaufbau, Staatssekretärin Nicole Steingaß, dankte den Vertretern der EVM-Gruppe bei einem Ortstermin für ihren Einsatz im Sinne der Flutopfer. „Die Verantwortlichen arbeiten mit viel Engagement daran, dass die Bürgerinnen und Bürger so schnell wie möglich wieder mit Erdgas versorgt werden können. Die aktuellen Prognosen machen Hoffnung mit Blick auf die anstehende Heizperiode“, sagte Steingaß. Es sei zudem wichtig, dass die Hausbesitzer zusammen mit Installateuren die Wartung ihrer Geräte im Haus in Angriff nehmen. Um über den Winter zu kommen, arbeiten verschiedene Akteure – unter ihnen auch Fachstellen des Landes – auch an Übergangslösungen. Die EVM-Gruppe empfiehlt zudem den Einsatz von Flüssiggas.
Die beiden Staatssekretäre und weitere Landesvertreter überzeugten sich zudem vor Ort vom Fortgang der Arbeiten am Erdgasnetz. Gemeinsam mit Vertretern der EVM-Gruppe besuchten sie einige Baustellen im Ahrtal. Dabei wurde deutlich, wie komplex die Schritte zur Wiederherstellung des Netzes sind. „Mit dem Bau einer neuen Hochdruckleitung sowie der Instandsetzung zerstörter Leitungsteile ist es nicht getan“, berichtete Hoffknecht. Genauso wichtig sind demnach die teils aufwendige Reinigung der örtlichen Gasleitungen, die Errichtung neuer Gasdruckregelstationen, der Ersatz beschädigter Gaszähler sowie die Schaffung neuer Ahrquerungen. Darüber hinaus muss jeder einzelne Netzanschluss an jedem einzelnen Gebäude überprüft und gegebenenfalls gereinigt werden. „Bevor wir überhaupt wieder Gas auf einzelne Abschnitte unseres Leitungsnetzes geben können, müssen wir jeden Anschluss überprüft haben. Daher sind wir hier auch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen“, so Andreas Hoffknecht. Die entsprechenden Hausbesuche laufen bereits seit mehreren Wochen.
Neben der parallelen Erledigung zahlreicher Teilprojekte zur Versorgung des nördlichen Teils der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler durch die ENM und ihre Partner ist die Mitwirkung der Hauseigentümer wichtig: „Es ist notwendig, dass die Eigentümer bereits jetzt die Wiederinbetriebnahme ihrer Heizungsanlagen mit einem Fachbetrieb vorbereiten – auch wenn die Heizung auf den ersten Blick in Ordnung ist“, betont Vorstandsvorsitzender Josef Rönz. Nur wenn der Installateur alles vorbereitet hat, kann die Heizung im Oktober und November auch tatsächlich wieder in Betrieb genommen werden. Alle beteiligten Partner prüfen zurzeit Maßnahmen, um diese Herausforderung zu meistern und vor allem die örtlichen Fachbetriebe bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen.