Zusammenschluss mit Namen "Zukunftsregion Ahr" muss noch gegründet werden - ADD-Vizepräsidentin will Geschäfte führen
Gründung von „Zukunftsregion Ahr“: Verein soll den Neuaufbau besser koordinieren
Noch wenige Wochen ist Begoña Hermann Vizepräsidentin der ADD. Dann möchte sie in die Geschäftsführung des noch zu gründenden Vereins „Zukunftsregion Ahr“ wechseln. Seit der Flutkatastrophe ist Hermann viel im Ahrtal unterwegs. Das Bild zeigt sie mit Missy Motown vom Helfer-Stab. Die Beiden arbeiten intensiv zusammen. Foto: Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz

Kreis Ahrweiler. Es wird keine Innovationsgesellschaft für den Wiederaufbau im Ahrtal geben, auch keine GmbH und keinen Zweckverband. Stattdessen soll nun nach längerer Vorbereitung ein Verein mit Namen „Zukunftsregion Ahr“ gegründet werden.

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Nach durchaus kontroverser Diskussion fand dieser Vorschlag nun auch im Kreisausschuss eine Mehrheit, soll im Dezember im Kreistag endgültig abgesegnet werden. Und mit Begoña Hermann, Vizepräsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die kurz vor ihrer Pensionierung steht, hat sich sogar eine Kandidatin für das Amt der Geschäftsführerin des Vereins im Ausschuss selbst empfohlen.

Das Modell des zukünftigen Vereins „Zukunftsregion Ahr“beruht auf einem Vorschlag der Mainzer Staatskanzlei und ist angelehnt an das der „Zukunftsregion Westpfalz“. Wie Landrätin Cornelia Weigand im Kreisausschuss mitteilte, haben nach ihrem Kenntnisstand zwischenzeitlich alle acht Verbandsgemeinden und Städte der Vereinsgründung zugestimmt. jetzt also ist der Kreis an der Reihe.

Geschäftsführung ist geplant

Ziel des neuen Vereins, so erläuterte es Begoña Hermann in der Sitzung im Kreishaus, ist es, die Aktivitäten des Wieder- und Neuaufbaus „Hand in Hand“ zu begleiten, die maßgeblichen Akteure der Zivilgesellschaft, aus Unternehmen, öffentlichen Institutionen und Politik besser zu vernetzen, gleichwertige Lebensbedingungen wiederherzustellen und die Zukunftsfähigkeit der Ahrregion sowie den nachhaltigen Aufbau zu stärken.

Vereinsbeitrag

Der Jahresbetrag für den neuen Verein soll laut Beitragsordnung gestaffelt werden. So werden Verbandsgemeinden und Städte 3000 Euro zahlen, der Landkreis 10.000 Euro, oberste Landesbehörden 5000 und sonstige Behörden 2000 Euro. Unternehmen, die Mitglied werden möchten, zahlen je nach Jahresumsatz zwischen 200 und 1000 Euro. Natürliche Personen, also Bürger wie du und ich, sind mit 100 Euro pro Kopf dabei. Unternehmen können ihren Mitgliedsbeitrag durch Spenden in beliebiger Höh aufstocken. red

Mitglieder des neuen Vereins werden Kreis und Kommunen, das Land, Einrichtungen wie die Kammern, Behörden, Unternehmen und alle Bürgerinnen und Bürger, die die Ziele unterstützen möchten. Ein Vorstand soll gewählt, eine Geschäftsstelle eingerichtet, Arbeitskreise etabliert werden. Damit der Verein rasch arbeiten kann, wird eine Geschäftsführung sowie ein dreiköpfiger Mitarbeiterstab vorgeschlagen.Und für den Posten der Geschäftsführerin empfahl sich Begoña Hermann im Kreisausschuss selbst: Nach ihrer Pensionierung wolle sie sich in einer solchen Position „mit ganzer Kraft im Ahrtal einbringen“. Ihr Vorteil: „Ich habe die besten Verbindungen nach Mainz, zur Landesregierung und zu Verwaltungen.“

Um das Projekt in der skizzierten Form auf den Weg zu bringen, reichen die Mitgliedsbeiträge zunächst nicht aus. Aus diesem Grund werde das Land mit rund 400.000 Euro pro Jahr erst einmal die maßgebliche Finanzierung übernehmen. Gelder, wie Begoña Hermann auf Nachfrage versicherte, die aus dem Landeshaushalt und nicht aus dem Wiederaufbaufonds kommen.

Warum aber ausgerechnet ein Verein“ Dieser, so die Vizepräsidentin, habe etwa gegenüber einer GmbH oder einem Zweckverband „flexiblere Möglichkeiten der Entwicklung“. Es gehe nun darum, die verschiedensten Bereiche des Neuaufbaus, vom Bauen bis zu Naturschutz und Gewässer, vom Tourismus bis zum Weinbau, von der Bildung und Digitalisierung bis zur Energie zu koordinieren. Um die Akteure vor Ort zu unterstützen, bedarf es eines guten Kooperationsmanagements und intensiver Kommunikation etwa zwischen Behörden und Kommunen, aber auch in Richtung Bevölkerung. Instrumente der künftigen Vereinsarbeit seien zum Beispiel Netzwerke, Gespräche, Veranstaltungen, die Koordinierung und Entwicklung von Projekten.

Mehr geballte Kompetenz erwartet

In der Aussprache wurde deutlich, dass etliche Mitglieder des Kreisausschusses für die gewaltige Aufgabe des Neuaufbaus durchaus mehr geballte Kompetenz erwartet haben. Ulrich van Bebber (FDP) erklärte, er halte die Vereinsgründung zur Lösung der anstehenden Probleme für „verfehlt“. Stattdessen brauche es eine zentrale Stelle, wo alle Stränge zusammenlaufen und entschieden wird. Er fürchte, dass es am Ende heißt:“Außer Spesen nichts gewesen“. Van Bebber kündigte in einem Atemzug seine Enthaltung an. Ähnlich argumentierte Hans-Josef Marx für die FWG: Ein Verein könne die gewaltige Aufgabe des Wiederaufbaus nicht schaffen, er sehe keinen Sinn darin.

Dagegen hielt der grüne Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schlagwein, er könne die Vereinsform durchaus akzeptieren. CDU-Fraktionschef Michael Korden erklärte: Wenn das Land ein solches Angebot macht, sollte man es annehmen. Damit verbunden sei aber auch eine außerordentliche Förderung durch das Land zu erwarten. Und Christoph Schmitt (SPD) meinte, er teile zwar viele der im Gremium vorgetragenen Bedenken, man solle dem Verein aber eine Chance geben, denn: „Alternativen haben wir nicht.“ Wie es sich bei der Aussprache schon abzeichnete, stimmte am Ende eine Mehrheit im Ausschuss bei mehreren Enthaltungen für den Beitritt des Kreises zum Verein. Jetzt ist der Kreistag an der Reihe.

Namhaft: Begoña Hermann

Begoña Hermann ist seit Mai 2016 Vizepräsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Zuvor war sie Vizepräsidentin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD). Geboren wurde sie am 25. März 1956 in Nalbach/Saar. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Psychologin (1980) wirkte sie von 1981 bis 1983 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier, machte 1984/85 einen Abschluss Europäisches Diplom für Umweltwissenschaften und arbeitete von 1985 bis 1988 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ingenieurbüro Björnsen in Koblenz. Im Anschluss war sie Gesellschafterin/Geschäftsführerin im eigenen Planungsbüro in Trier, wechselte 2005 bis 2009 ins Landesamt für Umwelt und Gesundheit in Mainz als Referatsleiterin Klimaschutz. Von 2009 bis 2013 war Begoña Hermann bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord Referentin für die Gewerbeaufsicht. 2013 wurde sie dann Vizepräsidentin der SGD. red

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