Einzelhandel kehrt zurück
Gründerzeitbau in Bad Neuenahr wird fein für Textilware
Silvia Ziob in den neu renovierten Räumen im Erdgeschoss: Hier soll wieder Textilhandel einziehen.
Beate Au

Das Haus aus der Gründerzeit ist am Platz an der Linde in Bad Neuenahr ein Hingucker. Noch ist es von Baustellen umgeben, doch bald soll im Erdgeschoss wieder Geschäftsleben einziehen. 

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Noch umgeben Baustellen das imposante Gebäude aus der Gründerzeit, das am Platz an der Linde zwischen Post- und Ahrstraße an die glanzvolle Epoche des Heilbades erinnert. Wenn die Bagger verschwunden sind, wird hier neues Geschäftsleben einziehen. Der Respekt vor der Familientradition Textilhandel soll dabei mit im Spiel sein. Dies ist der Wunsch der Eigentümerfamilie Ziob/Bockmühl.

Sanierung nach der Flut bot auch Chancen

Die Flut hatte das altehrwürdige Gebäude, das auf dem zentralen Platz in der Fußgängerzone gegenüber dem modernen Komplex ein historisches Ausrufezeichen setzt, im Keller und im Erdgeschoss stark zugesetzt. Da auch die abgehängte, durchfeuchtete Zwischendecke nicht mehr zu retten war, haben die Eigentümer dem ursprünglichen Stuck, der darunter zu sehen war, eine Chance gegeben. Jetzt hat der Raum an Höhe und Eleganz gewonnen. „Die alten Fenster mussten raus, und jetzt haben die neuen Schaufenster wieder die Größe, die sie 1901 hatten“, so Silvia Ziob.

Während der Sanierungsphase nutzte die Stadt die Fensterfront am Platz an der Linde als Schaufenster in die Vergangenheit.
Christoph Steinborn/Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Standort mit Vergangenheit

Mode und Textilien wurden im Haus Bockmühl, zu dessen Nachbarschaft einst das prächtige Palasthotel gehörte, schon so lange verkauft, wie sie sich erinnern kann. Sie ist in Bad Neuenahr aufgewachsen und hat im Geschäft ihrer Eltern auch mitgearbeitet. Hier hatte der Textilhof seinen angestammten Platz. Doch bevor hier wieder Kleidung anprobiert wird, dauert es noch. „Wir warten erst einmal ab“, sagt sie mit Blick auf die Baustelle. Ihr ist bewusst, dass die Akquise wegen der wirtschaftlichen Lage nicht einfach wird. „Am liebsten wäre uns ein inhabergeführtes Geschäft“, sind sich die Eigentümer einig. Die zweite Frage sei: Wie findet man Personal? Interessenten hätten es am liebsten, wenn man das gleich mitbringe. Um dieses grundsätzliche Problem zu lösen, brauche Bad Neuenahr bezahlbaren Wohnraum.

So sah der Platz an der Linde in Bad Neuenahr aus, als es hier noch einen Parkplatz gab. Von 1902 bis 1975 stand auf dem heutigen Platz das Palast-Hotel.
Archiv Hans-Jürgen Vollrath

Historische Fassade verpflichtet

Die Eigentümer haben auch ein Auge auf die künftige Gestaltung des Platzes an der Linde und hoffen natürlich auf eine ökologisch gut gestaltete grüne Oase, die auch einem wertvollen Stadtklima dient. Dabei ist es ihnen wichtig, „dass die Hausfassade durch die künftigen Bäume nicht zu sehr verdeckt wird.“ Sie befürchten bei schnell wachsenden und zur Mächtigkeit neigenden Exemplaren zudem eine Beschattung für die Mietwohnungen in den oberen Stockwerken. Da der Platz nach einer Linde benannt ist, sollte diese doch in zentraler Lage platziert werden, so die Eigentümer. Sie bestätigen aber auch: „Man macht sich bei der Stadt viele Gedanken, und die Bürger werden auch gehört.“ Sie haben viel Herzblut in die Sanierung gesteckt und auf Details geachtet. So sind die Fenster unter anderem wieder mit elegant wirkenden Messingrahmen versehen.

Auf dem Platz an der Linde, der im April diesen Jahres Schauplatz für das Fest der Einzelhändler war, nimmt das Gründerzeithaus eine dominierende Stellung ein.
Jochen Tarrach

Die Eigentümer fühlen sich mit Bad Neuenahr stark verbunden, obwohl sie nicht mehr vor Ort leben. „Nach der Flut war die Familie regelmäßig hier. Der Schlamm musste so schnell wie möglich aus dem Haus“, berichtet Silvia Ziob. Wenn sie jetzt hier ist, registriert sie, dass viele danach fragen, ob hier wieder ein Textilladen einzieht. Ihr Ja zu dieser Frage ist mit der Vorstellung von hochwertiger Ware verbunden. Die großen Schaufensterflächen würden es hergeben. „Der Erhalt dieses Hauses ist unser Statement“, so die Eigentümerin.

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