„Over the Border“-Fest zu Ende
Groovende Geschichten aus dem Bonner Pantheon
Enthusiastisch: Issa Sow beim Abschluss des "Over the Border"-Festivals im Bonner Pantheon.
Thomas Kölsch

Mit der Gruppe GrioToubab ist das „Over the Border“-Festival im Bonner Pantheon zu ende gegangen. Organisator Manuel Banha zieht nach 20 Konzerten eine äußerst positive Bilanz. 

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180 Künstlerinnen und Künstler in 20 Konzerten, Musik aus aller Welt und ein begeistertes Publikum: So lautet die Bilanz des „Over the Border“-Weltmusikfestivals, das mit einem Auftritt der Band GrioToubab im Pantheon zu Ende gegangen ist. Auch wenn nicht jede Veranstaltung erfolgreich war und vor allem zwei größere Ausfälle kompensiert werden mussten, ist Organisator Manuel Banha im Großen und Ganzen zufrieden. „Die Stimmung war hervorragend, der Ablauf sehr entspannt und die grenzüberschreitende Musik ein Genuss. Gerade in einer Zeit, in der überall Nationalisten auf dem Vormarsch sind und sich viele Länder immer mehr abschotten, sind solche Signale wichtiger denn je.“

Réma Diop
Thomas Kölsch

Insofern hätte der Abschluss mit GrioToubab kaum besser ins Schwarze treffen können. Das Projekt ist aus der Zusammenarbeit des deutschen Pianisten Mike Herting und des senegalesischen Perkussionisten Pape Samory Seck hervorgegangen und vereint europäischen Jazz mit afrikanischen Rhythmen und den Traditionen der Griot. Diese sind Bewahrerinnen und Bewahrer der Geschichte sowie der Lieder der westafrikanischen Völker und in der Regel Angehörige bestimmter Familien. Eine davon: Die Secks.

Issa Sow tanzt mit Réma Diop eine Runde senegalesischer Rumba.
Thomas Kölsch

Insofern ist es ein Glücksfall, dass Pape dem „Over the Border“-Festival seit Jahren gewogen ist und Veranstalter Banha in der Vergangenheit unter anderem den senegalesischen Superstar Wally Seck einladen konnte. Bei GrioToubab wirken stattdessen Perkussionist Khadim Seck und Drummer Mamour Seck im Hintergrund mit, während im Rampenlicht der Sänger und enthusiastische Tänzer Issa Sow sowie Réma Diop mit ihrer atemberaubend klaren, kraftvollen Stimme das Publikum in ihren Bann ziehen. Herting, der „Toubab“ aus dem Bandnamen (der Begriff bedeutet „weißer Mann“) hat derweil seine eigenen Kontakte genutzt und eine kleine Bläser-Section um den langjährigen WDR-Big-Band-Saxofonisten Heiner Wiberny auf die Bühne geholt. Eine ungewöhnliche Konstellation, die aber hervorragend harmoniert und mit beeindruckender Virtuosität, ehrgeizigen Arrangements und unbändiger Spielfreude überzeugt.

Pape Samory Seck
Thomas Kölsch

Vor allem Issa Sow ist immer in Bewegung, wirbelt wie ein Derwisch um die eigene Achse, tanzt und springt und singt mit sichtlichem Genuss über die Bühne, fordert Réma Diop zu einer kleinen Runde senegalesischen Rumbas auf (der Tanz hat seine Wurzeln tatsächlich in Westafrika und nicht in Lateinamerika) und bringt das Publikum letztlich dazu, sich ebenfalls zu bewegen. Was spätestens bei „Malaika“ und „Pata Pata“, immerhin zwei der berühmtesten Lieder von Miriam Makeba, gar nicht anders hätte sein können. Dafür geht diese Musik viel zu sehr ins Blut und in die Beine.

Réma Diop
Thomas Kölsch

Für Manuel Banha ist der Abend im Pantheon noch einmal ein musikalischer Höhepunkt und ein schöner Abschluss. Gleichzeitig sitzt er aber schon an den Planungen für das kommende Jahr. Dann wird das „Over the Border“-Festival immerhin zum zehnten Mal stattfinden. „Vermutlich werden wir im Oktober das Programm veröffentlichen können“, sagt er und hofft, dass das Jubiläum dann auch entsprechend gewürdigt wird. „Ich würde mir schon ein bisschen mehr Einsatz für das Festival wünschen“, sagt er. „Auf der einen Seite ist Bonn UN-Stadt und betont immer wieder die eigene Internationalität, auf der anderen Seite fehlt es aber mitunter an Anerkennung für das, was wir hier – mit viel ehrenamtlicher Unterstützung – auf die Beine stellen.“ Nämlich ein Format, das im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen überschreitet und immer wieder aufregende neu Impulse gibt. Leichter lassen sich andere Kulturen und neue Musik schließlich nicht kennenlernen.

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