Moderne Fahrzeuge bringen Wanderer und Radler an die Ahr und in die Eifel
Grenzenlos mobil: Neue Buslinien bringen Wanderer und Radler an die Ahr und in die Eifel
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Vor noch nicht einem Monat haben der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (links), und Landrätin Cornelia Weigand die touristisch geprägten Buslinien vorgestellt. Jetzt gibt es erste Probleme. Foto: Beate Au
Beate Au

Kreis Ahrweiler. Die neuen Fahrpläne an den Haltestellen sind installiert, die Busse blitzen in den Farben von Transdev, und es sind auch genügend Busfahrer am Start – zumindest für den Start des Linienbündels Hocheifel am 1. Augsut. Auch wenn der Schwerpunkt auf der Sicherstellung der Schülerbeförderung liegt, versprechen drei Buslinien künftig ein attraktiveres Angebot im Bereich Freizeit- und Tourismusverkehr.

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Auf dem Wanderparkplatz am Radioteleskop in Effelsberg, also schon in Nordrhein-Westfalen, stellten die Landrätin Cornelia Weigand, ihr Amtskollege aus dem Kreis Euskirchen, Markus Ramers, die Bürgermeisterin von Bad Münstereifel. Sabine Preiser-Marian, die drei Linien des Bündels Hocheifel vor, die künftig grenzüberschreitend verkehren. Mit der Buslinie 861 wird eine neue tägliche Verbindung um Zwei-Stunden-Takt zwischen Ahrbrück und Blankenheim eingerichtet. Die Touristiker sind begeistert.

„Wir freuen uns darüber sehr“, so Ulla Dismon, Touristikerin bei der Verbandsgemeinde Altenahr. „Wir schaffen einen Mehrwert mit der Verbindung aus dem oberen Ahrtal an die Mittelahr und umgekehrt“, so Dismon und denkt dabei auch schon an den Weinherbst an der Mittelahr. Eine Aufgabe für den Ahrtal-Tourismus wird es sein, diese neuen Möglichkeiten zu bewerben.

Bus- und Bahnfahren waren noch nie so günstig. Es ist teurer, zuhause zu bleiben“

Stephan Pauly, Geschäftsführer des VRM

„Mobilität macht an Kreisgrenzen nicht halt“, so Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen. Er und seine Amtskollegin Cornelia Weigand betonten die Vorzüge der neuen Freizeitlinien, die nicht nur den Austausch von Touristen ermöglichen, sondern auch die Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum verbessern sollen.

Linie 861 erschließt Wanderparadiese

Die Linie 861 erschließt auf ihrer Route von Blankenheim bis Ahrbrück mit ihren Haltestellen Reetzer Weg, Freilingen, Ahrdorf, Müsch, Antweiler, Eichenbach, Fuchshofen, Schuld, Insul, Dümpelfeld, Liers und Hönningen viele Wanderwege, darunter zahlreiche Eifelschleifen, vier Etappen des Ahrsteigs, den Fürstin-Magaretha-Weg und das Wanderparadies Schuld.

Freizeitbus fährt bis Bad Münstereifel

Mit der Linie 862 wird zwischen der Mittelahr und Bad Münstereifel außerdem im Sommerhalbjahr ein neuer Freizeitbus eingerichtet. Er ist von Ahrbrück mit Ziel Bad Münstereifel über Altenahr durch das Sahrbachtal nach Houverath unterwegs, kommt am Radioteleskop Effelsberg und am Mahlberg vorbei – und das fünf bis sechs Mal pro Tag in beide Richtungen.

Mit Anhänger für Räder unterwegs

Als Radbus ist die Linie 899 im Einsatz. Er fährt von April bis Oktober künftig zwischen Altenburg, Ahrbrück, Schuld, Müsch und Blankenheim entlang des Ahrradwegs. Bis zu 20 Räder können, am besten nach Online-Reservierung, auf einem separaten Anhänger mitgenommen werden. Landrätin Cornelia Weigand wies darauf hin, dass der Radbus bis zur Wiederinbetriebnahme der Ahrtalbahn auf diesem Abschnitt auch die Orte zwischen Ahrbrück und Ahrweiler entlang der Mittelahr bedient. Damit sei es auch möglich, auf der Route von der Quelle bis zur Mündung die derzeit noch gefährlichen Abschnitte beim Radfahren entlang der Ahr zu umgehen.

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Der Verkehrsbetrieb Rhein-Eifel-Mosel-GmbH bedient das neue Linienbündel. Cornelius Kournettas fährt mit einem der neuen Busse vor. Foto: Beate Au
Beate Au

Damit die Chance zur Mobilitätswende von den Bürgern auch registriert wird, hat der Verkehrsverbund Rhein Mosel (VRM) fast 10 000 Fahrplanhefte in den Verbandsgemeinde Altenahr und Adenau verteilt. Deren Geschäftsführer, Stephan Pauly, hofft, dass viele Menschen im Verbundgebiet ihr Auto auch mal stehen lassen werden. „Bus- und Bahnfahren waren noch nie so günstig. Es ist teurer, zuhause zu bleiben“, sagt er und warb für das Deutschlandticket. „Wir können zum 1. Oktober im Verbundgebiet die 100.000er-Marke knacken.“

Baustein für Mobilitätswende

Von den 31 Neufahrzeugen werden elf werden elektrisch angetrieben. Die Ladeinfrastruktur dafür steht inzwischen. Zum Service gehören auch freies WLAN und USB-Steckdosen an allen Sitzplätzen. In Adenau wird am Alten Wehr ein Betriebshof für die Flotte aufgebaut.

Der Kreis Ahrweiler finanziert das Linienbündel Hocheifel mit 8,5 Millionen Euro pro Jahr, abzüglich Fahrgeldeinnahmen und Landeszuschüssen. Eingepreist sind dabei auch die Fahrten auf dem Gebiet des Kreises Euskirchen. Im Gegenzug übernimmt dieser die vollständige Finanzierung der Linie 822 (Schülerverkehr in Richtung Wershofen), der bislang anteilig vom Kreis bezahlt wurde.

Wenn der Busfahrer aus Indien kommt

Eine Herausforderung war es für den Verkehrsbetrieb Rhein-Eifel-Mosel GmbH (VREM) mit Sitz in Brohl-Lützing, die erforderlichen Busfahrer auf einem leer gefegten Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Cornelius Kournettas, der Geschäftsführer des Unternehmens, das nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erhielt, berichtet, dass inzwischen 40 Fahrer an Bord sind. Gebraucht werden bis zum Schulbeginn am 26. August aber 65. Gesucht hat er die Mitarbeiter in Ländern wie Malta, Rumänien oder Spanien – auch Inder sind dabei. Sowohl die Landrätin als auch Kournettas warben für Verständnis in der Startphase. „Die Menschen kommen auch mit Angst, weil sie sich vor Sprachbarrieren und vielen anderen Dingen, die in ihrem Alltag neu sind, fürchten“, so Kournettas. Er berichtet, dass sich drei seiner Mitarbeiter um die neuen Kollegen kümmern und sie an die Hand nehmen, zum Beispiel bei Behördengängen. Die Verbandsgemeinde Adenau hat bei der Wohnungssuche unterstützt. Meist in Gruppen von drei bis vier Personen sind die Busfahrer bei 25 bis 30 privaten Vermietern untergekommen.

„Seit sieben Wochen werden sie in die Strecken eingewiesen“, so der Geschäftsführer. Die Stiftung Bildung und Handwerk helfe mit Sprachkursen weiter, in denen die Busfahrer erst einmal die wichtigsten Grundbegriffe, die sie für ihre Arbeit und den Alltag brauchen, lernen. Um die Lücke von 25 Fahrern zu füllen, stehe man in ständigem Kontakt mit den Botschaften, wo noch zahlreiche Visaanträge für den Aufenthalt in Deutschland in Bearbeitung seien. „In der kommenden Woche erwarten wir rund zehn neue Kollegen“, so Kournettas. Sollte es zum Schulbeginn am 26. August eng werden, stünden andere Kollegen des Unternehmens zur Unterstützung bereit, die angefordert werden können.

Stephan Pauly vom Verkehrsverbund Rhein-Mosel Koblenz, zu dem der Kreis Ahrweiler als Gesellschafter gehört, hofft, dass alles funktioniert. Er kennt die Situation auf dem Arbeitsmarkt. „Ein Drittel der Fahrer sind im Alter zwischen 55 und 65 Jahren“, so Pauly. bea

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