Freizeitangebot für Kinder
Grafschafter Ausschüsse lehnen Indoorspielplatz ab
In Ahrweiler hatten Ahrche e.V. und Spenden-Shuttle nach der Flutkatastrophe einen temporären Indoorspielplatz errichtet. Nur ein Banner erinnert heute noch an das Spielezelt „KinderpAHRadies".
Lara Becker

In Ahrweiler gab es nach der Flut ein großes Indoorspieleangebot für Kinder. Das ist inzwischen passé und fehlt offenbar so manchem Bürger. Denn die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat jetzt ein interkommunales Projekt in der Grafschaft angeregt.

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Ein Indoorspielplatz in der Grafschaft? Gute Idee, findet die dortige Verwaltung und begrüßt eine Anfrage aus Bad Neuenahr-Ahrweiler zu solch einem interkommunalen Projekt mit Standort in der Grafschaft. Die Verwaltung hatte sich auch schon einen möglichen Standort ausgeguckt, nämlich in der geplanten Freizeitanlage am sogenannten Pappelstadion, einem alten Sportplatz unweit des Bürgerhauses in Richtung Autobahn 61. Nun aber wurden die im Rathaus entwickelten Ideen gebremst. Einen Indoorspielplatz, errichtet von beiden Kommunen, lehnte zunächst der Grafschafter Bauausschuss und nun auch der Hauptausschuss kategorisch ab. Zu dem angedachten Grundsatzbeschluss dürfte es daher im kommenden Gemeinderat gar nicht erst kommen.

Der Ursprung der Idee

Wo kommt die Idee her? Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal war in Ahrweiler in einem Zelt ein temporäres Indoorspieleparadies für Kinder entstanden. Seinerzeit hatte sich der Verein Die Ahrche engagiert und konnte das Spenden-Shuttle für Idee und Umsetzung begeistern. Auf 8.000 Quadratmetern gab es für Familien mit Kindern die Möglichkeit einer Auszeit. Auf die Kinder warteten dort ein Piratenschiff, ein XXL-Pavillon, eine große Rutsche und vieles mehr. Der Eintritt war frei, das Projekt auf zwei Jahre ausgelegt. Nach dem Rückbau Anfang dieses Jahres wurden in der Kreisstadt Forderungen nach einer solchen festen Einrichtung laut. Die Stadtverwaltung der Kreisstadt fragte in der Folge bei den Grafschafter Kollegen nach dem Interesse an einem gemeinsamen Projekt auf Grafschafter Boden ab.

Kommunalpolitiker sind nicht überzeugt

Nun aber herrscht in den Grafschafter Gremien die einhellige Meinung vor, dass ein solcher Indoorspielplatz Sache eines gewerblich agierenden Unternehmers sei. Üblicherweise würden derartige Einrichtungen, wie es sie beispielsweise in Mayen oder Rheinbach gibt, in großen Hallen betrieben, die in Gewerbegebieten platziert seien, betonte Alfred Beißel (Grüne) im Bauausschuss. Dorthin würden die Kinder von ihren Eltern gefahren, was ein hohes Verkehrsaufkommen mit sich bringe. Hubert Münch (SPD) hatte sich im Vorfeld über Indoorspielplätze informiert und wurde konkret: „Das sind mehrere Tausend Quadratmeter große feste Bauten mit im Schnitt 75.000 Besuchern im Jahr. Da braucht es viele Parkplätze. Ein solcher Spielplatz ist ein Riesenbetrieb“, so Münch. An die Kreisstadt adressiert, meinte der SPD-Fraktionsvorsitzende: „Mir kann keiner erzählen, dass im Stadtgebiet keine Fläche vorhanden ist. Vielleicht braucht man dort ein wenig Fantasie“, regte Münch einen Indoorspielplatz in der vor der Profanierung stehenden Piuskirche an. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Roland Schaaf sieht es genauso. Ein Bedarf für ein solches Projekt sei sicher vorhanden, hierfür gebe es unter den gegebenen Aspekten aber keine Priorität, ergänzte Schaaf mit Blick auf die personelle Situation im Rathaus und die vielen dort noch in der Bearbeitung befindlichen Projekte, die teilweise seit Jahren auf ihre Umsetzung warten. Richard Horn untermauerte die Meinung der CDU: „Die zu erwartende enorme Verkehrsbelastung ist ein absolutes K.-o.-Kriterium. Bad Neuenahr-Ahrweiler hat Flächen, auf denen sie ein solches Projekt unterbringen könnten, wenn sie es nur wollten.“

Der Grafschaft fehlen die notwenigen Touristen

Bürgermeister Achim Juchem berichtete von einem solchen Spieleparadies an der Nordsee, das trage sich allerdings überwiegend durch die Einnahmen von Touristen, die es auf der Grafschaft nicht gebe. Aber nicht nur ein Indoorspielplatz selbst, sondern auch die vorgeschlagene Verortung am Pappelstadion stieß auf Widerstand, würden damit doch wieder große Fahrzeugbewegungen im Wohngebiet Kreuzerfeld einhergehen. Hier gab es vor einigen Jahren bei der Einrichtung eines temporären Busbahnhofs bereits große Proteste.

Auch die Weiterführung des Bauleitplanverfahrens „Sport- und Freizeitanlage Ringen“ würde der Bauausschuss gern noch ein wenig in die Ferne schieben, dabei aber parallel den Fachausschuss um eine Überarbeitung der Konzeption bitten.

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