Die Glückstour des bundesweit organisierten Schornsteinfegerhandwerks findet alljährlich anlässlich des Verbandstags statt. Tagungsort ist dieses Mal Bonn. Vorab suchen sich die radsportbegeisterten Kaminkehrer eine etwa 1000 Kilometer lange Strecke quer durch Deutschland aus, um mit einer Sponsorenfahrt Geld für krebs- und schwerstkranke Kinder zu sammeln und gleichzeitig für ihre Aktion zu werben. Und das tun sie sehr erfolgreich.
Start war in Freilassing
„Allein in den vergangenen 14 Monaten haben wir rund 650.000 Euro an Spendengeldern aus den Vorjahren an betroffene Familien übergeben können“, berichtet Organisator Ralf Heibrok, Schornsteinfegermeister aus Bielefeld, nicht ohne Stolz. „Nur auf dieser Tour haben wir 58 dieser Familien besucht.“ Startort in diesem Jahr war das bayerische Freilassing.
Für diese Tour, die nunmehr 18., rechnet Heibrok mit einem neuen Rekordergebnis an Spendeneinnahmen. „Wenn ich das richtig sehe, könnten es mehr als 300.000 Euro werden.“ Die Spendengelder gehen erst einmal auf das Vereinskonto und werden dann ohne Abzüge an Betroffene ausgezahlt. „Wir haben natürlich unsere Statuten und schauen, dass die Gelder auch wirklich Bedürftigen zugutekommen.“ So werden etwa besondere Medikamente bezahlt, für die die Krankenkassen nicht aufkommen, spezielle Hilfsmittel angeschafft oder auch einfach Geld überwiesen, wenn die Eltern bei der Pflege ihrer todkranken Kinder den Job aufgeben und sich finanzielle Lücken auftun.
Tandemlösung aus Remagen
Mit dem Stopp bei dem traditionsreichen Fahrradhersteller Schauff hatte es eine besondere Bewandtnis: Dabei handelte es sich um eine Art Sonderaktion im Rahmen der Glückstour. Einer der Firmensponsoren bietet für die Modernisierung von Heizungsanlagen eine sogenannte Tandemlösung an. Da war die Brücke zum Radfahren schnell geschlagen, zumal die Firma Schauff sich in den vergangenen Jahren auf die Produktion von Tandems spezialisiert hat. Von dem Sponsorengeld soll nun mindestens ein Schauff-Tandem angeschafft werden. Damit sollen dann bei der Glückstour im nächsten Jahr betroffene Kinder die Gelegenheit erhalten, einzelne Etappen als Tandem-Beifahrer mitmachen zu können. Jan Schauff zeigte sich sofort bereit, ein Tandem „zu einem sehr guten Preis für den Käufer“ bereitzustellen.
Und weil die Gelegenheit gerade günstig war und die Glückstourradler von ihren Schornsteinfegerkollegen aus dem Kreis Ahrweiler standesgemäß willkommen geheißen wurden, erklärten sich aus deren Reihen Michaela und Thomas Dünker bereit, die Glückstourradler ein Stück auf ihrer letzten Etappe in Richtung Bonn zu begleiten. Kurzerhand schwangen sie sich auf ein Tandem – und das bei der sommerlichen Hitze in ihrer schwarzen Zunftkleidung samt Zylinder. Gut, dass das Tandem aus Remagen eine elektrische Motorunterstützung bietet. So konnten die beiden einigermaßen mit ihren rennradbewehrten Glückstourkollegen mithalten.