Dass die Gestaltung von Kreisverkehren ein heißes Thema sein kann, wurde bei der Ausschusssitzung deutlich. Lediglich der von der Verwaltung für die B 266-Abfahrt-Ost nahe dem Berufsbildungszentrum vorgelegte Vorschlag fand Zustimmung. Dort sind eine Bruchsteinmauer, Blumenbeete, ein stilisierter, drei Meter hoher Blütenkelch, umgeben von 13 Fahnenmasten, geplant – ein Entwurf der Shapefruit AG in Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Wershofen. Kosten: rund 69.600 Euro, inklusive Fahnenstangen. Eine Idee, die nun verwirklicht werden soll.
Der Vorschlag für den zweiten Kreisverkehr an der Einmündung der Landgrafenstraße am Bahnhof Bad Neuenahr fand jedoch wenig Gegenliebe und wurde nach langer Diskussion von der Tagesordnung abgesetzt. Blickfang sollte hier eine überdimensionale Handtasche sein. Darüber soll jedoch nochmals nachgedacht und gleichzeitig Alternativen entwickelt werden. Von den Ratsmitgliedern konnte sich in der Sitzung kaum noch jemand daran erinnern, dass vor Jahren in einer Haushaltsberatung einmal 10.000 Euro für den Ankauf eines Kunstwerkes des bekannten Pop-Art-Künstlers Heiner Meyer freigegeben wurden. Er hat in seiner Arbeit Arbeit die Luxushandtasche Great Birkin Bag vom Hermès interpretiert, jedem ein Begriff, der sich für exklusive Modeaccessoires begeistert. Sie gilt als die teuerste Damenhandtasche der Welt und ist in einfacher Ausfertigung schon ab 7000 Euro zu haben. Ausgeführt hat er sie als zwei mal zwei Meter großes Objekt in rostigem Blech.
Wo stände sie nun besser als in einem Kreisverkehr, würde sie doch dort darauf aufmerksam machen, dass Bad Neuenahr-Ahrweiler nicht nur Kur- und Rotweinstadt, sondern auch Einkaufsstadt ist, so die Überlegung. „Auf dem Kreisel sieht sie aus wie eine vergessene Damenhandtasche“, meinte das beratende Ausschussmitglied, Hans-Peter Schmidt, wenig beeindruckt. Wenn sie schon ans Einkaufen erinnern soll, stände sie auf dem Kreisel im Mittelzentrum viel besser. „An den Ortseingang passt sie nicht hin“, fand auch Werner Kasel (SPD). „Das fängt schon beim Namen an, wenn sie wenigstens eine deutsche Bezeichnung hätte“, kritisierte Gregor Sebastian (FWG). Die Tasche passe besser zu einem Outlet-Center, aber nicht nach Bad Neuenahr. Anders sah das der Vertreter der Einzelhändler, Volker Danko. Eine exklusive Tasche gehöre schon nach Bad Neuenahr, so seine Meinung. Und Andreas Geschier (CDU) fühlte sich zusätzlich an die vielen Hotels in der Stadt erinnert. Gregor Klein, ebenfalls beratendes Ausschussmitglied, vermutete gar, dass die Sitzungsvorlage mit einem schönen Bild der Handtasche auf dem Innenfeld des Kreisverkehrs gar am 1. April erstellt worden sei. Wie er feststellte, war es der 31. März. Schließlich beantragte Rolf Deißler (FDP), den Tagesordnungspunkt abzusetzen und nochmals neu zu überlegen, denn so richtig viel Gnade fand die Damenhandtasche in den Augen der beiden Ausschüsse nicht. Als schließlich auch Christoph Kniel (CDU) der Ansicht war, man müsse nochmals neue und andere Vorschläge vorlegen, wurde der Punkt einvernehmlich abgesetzt. Da blieb allerdings eine Frage offen: Was passiert nun mit der teuren Handtasche, da sie doch keiner will?