Bei Gesprächsrunde im Vereinsheim am Sportplatz Oberzissen gab es viele Anregungen und Ideen
Gesprächsrunde in Oberzissen: Was sich Jugendliche im Brohltal wünschen
Jeweils zwölf Minuten dauerte das Brainstorming pro Thementisch. Rechts: Moderator Markus Durben Foto: Petra Ochs
Petra Ochs

Oberzissen. Jugendliche zu Wort kommen lassen: Das ist nicht unbedingt die Stärke der Politik. Dabei bestimmt sie maßgeblich die Lebenswirklichkeit und Zukunft der jungen Generation. Die Fraktionen von SPD und Grünen im Verbandsgemeinderat Brohltal wollten es deshalb einmal genauer wissen: Bei einer Gesprächsrunde im Vereinsheim am Sportplatz in Oberzissen erteilten sie jetzt Kindern und Jugendlichen das Wort.

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„Wir möchten zuhören und erfahren, welche Vorstellungen ihr von einer guten Jugendarbeit habt“, so die Fraktionsvorsitzenden Frank Klapperich (SPD) und Jutta Dietz (Grüne). Drei Gruppen von Kindern und Jugendlichen, drei Tische und drei Themen, die in jeweils zwölf Minuten per Brainstorming behandelt wurden, bevor es an den nächsten Thementisch ging: So gestaltete sich das Szenario des Formats „World-Café“, bei dem sich die Politiker zur Abwechslung mal nur aufs Zuschauen beschränkten. „Wir sind hier, um euch zuzuhören“, erklärte Andy Schmitt – und das Gehörte dann möglichst auch umzusetzen. „Die Politik kann das aber nicht von heute auf morgen“, warb er unter den Kindern und Jugendlichen aus Wehr, Kempenich, Spessart sowie Ober- und Niederzissen aber auch um Geduld.

Moderatoren mit am Tisch

„Was wünscht ihr euch? Wie könnt ihr euch besser an der Politik am Ort beteiligen? Und wie sieht es überhaupt mit dem Klimaschutz aus?“ Das waren Fragen, über deren Antwort die Kinder und Jugendlichen erst mal nachdenken mussten. Auf die Sprünge halfen ihnen dabei als Moderatoren Franziska Blankart, Eva Schneider und Markus Durben – vom Alter her selbst zwar keine Jugendlichen mehr, aber doch noch ziemlich nah dran.

Wie wäre es mit einem Jugendsprecher im Dorf – einem, der die Belange und Wünsche der jüngsten Bürger an die „da oben“ im Gemeinderat weitergibt? Oder auch mit einer Kinder- und Jugendsprechstunde oder einem direkten Draht zum Bürgermeister via WhatsApp-Chat? Das waren nur einige der Ideen, die am Tisch „Beteiligung“ zur Sprache kamen. Ebenso der Wunsch, dass Politiker sich klar und ehrlich äußern und gern auch mehr über soziale Netzwerke kommunizieren sollten.

Kritik an Zustand der Schulbusse

In Sachen Klimaschutz fielen den Jugendlichen zuallererst die Busse ein, mit denen sie zur Schule fahren: Sie sind oft in keinem guten Zustand und sollten tunlichst repariert werden – auch und vor allem der Umwelt zuliebe. Günstigere ÖPNV-Ticketpreise und mehr Flohmärkte, weniger Neubaugebiete und Flächenversiegelung, dafür mehr Grün und Aufforstung waren weitere Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Leben auf dem Land. Und vielleicht ein Badesee statt eines Pools im Garten – am liebsten ja den Königsee. Und Anregungen für die Jugendarbeit? Einen Jugendraum wünschen sich fast alle, aber nicht in allen Dörfern im Brohltal gibt es einen. Auf die Wunschliste kamen daneben eine Mountainbikestrecke im Wald, ein Skatepark, Möglichkeiten für Volley- und Basketball, ein Jugendtaxi und mehr von der Jugendarbeit organisierte Ausflüge, Workshops und Ferienfreizeiten.

Neben Mitgliedern des Verbandsgemeinderats lauschten unter anderem auch Christof Bürger und Rolf Hans, Ortsbürgermeister von Ober- und Niederzissen, sowie die Landtagsabgeordnete Susanne Müller den Wünschen und Anregungen der jungen Generation. Mit etwas Verspätung mischte sich auch David Profit, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Familienministerium, unter die Zuhörer. Zum Abschluss hatte er viel Lob für die Präsentation der Ergebnisse übrig. „Ich find das super, was ihr hier gesammelt habt – ich kann mir jetzt vorstellen, was hier fehlt im Brohltal“, meinte Profit.

Profit: Jugendliche sollen am Ball bleiben

Gleichzeitig forderte er die Jugendlichen dazu auf, jetzt auch am Ball zu bleiben und denen, die entscheiden, mit ihren Anliegen auch ruhig mal auf die Nerven zu gehen. „Wenn man dranbleibt, verändert sich die Welt“, formulierte der Staatssekretär. „Politik ist nichts, was ganz weit weg ist“, meinte David Profit dann auch noch. Junge Leute sollten Teil des Ganzen werden. Deshalb plane das Land auch, gesetzlich zu verankern, dass Kinder künftig bei Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt werden sollen, und Jugendliche sogar beteiligt werden müssen.

Von Petra Ochs

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