Schon 1693 wurden in Königsfeld Kinder unterrichtet - unter schwierigen Bedingungen
Gegen das Verderben der Jugend: Schon 1693 wurden in Königsfeld Kinder unterrichtet
Dieses Foto aus den 1880er-Jahren zeigt den damaligen Lehrer Hilarius Irschfeld mit seinen Schülern. Foto/Repro: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schneider (Repro)

Noch heute steht das 1830 erbaute Schulhaus in Königsfeld. Dabei fing der Schulbetrieb in der kleinen Gemeinde schon viel früher an - allerdings unter schwierigen Bedingungen. 

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Wer Ahnenforschung betreibt oder sich in Sachen Heimatchronik näher informieren möchte, ist froh, wenn ihm jemand weiterhilft. So ein kundiger und hilfsbereiter Jemand ist Karl Heinz Kurth aus Königsfeld. Kürzlich hat er einer Frau aus Urmitz jene Infos geliefert, die dieser zur beruflichen Karriere ihres Urgroßvaters noch fehlten. Es handelt sich dabei um Hilarius Irschfeld, der 1883 Catharina Tombers heiratete und zu dieser Zeit und auch noch später Lehrer in Königsfeld war. Gleichzeitig war er auch Küster und Organist. Der Gefragte konnte auch darüber aufklären, dass es tatsächlich zu Unstimmigkeiten mit dem damaligen Pastor kam. Auch dem Autor dieses Artikels konnte der 68-jährige Ruheständler aufschlussreiche Fakten und auch Fotos liefern, was die Historie der Dorfschule betrifft.

Und diese reicht weit zurück. 1693 soll ein Frühmesser (als Frühmesser, Frühmessherr oder Primissar wurde ein katholischer Priester bezeichnet, der zum regelmäßigen Zelebrieren der heiligen Messe am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn der Bevölkerung verpflichtet war) Unterricht in Königsfeld erteilt haben, und dies aus Mangel an einem qualifizierten Schulmeister.

Unterricht über dem Stall

Die erste Schule war über einem Stall der Vikarie untergebracht. 50 Jahre später ist es der Küster, der in einer Schule unterrichtet, die in keinem angemessenen Zustand war. Die Kosten für die Schule trug die Gemeinde. Die Situation besserte sich, auch weil ein Bürger 1783 testamentarisch verfügte, dass 100 Reichstaler seines Nachlasses zur Erhaltung einer freien Schule genutzt werden müssen. Dem Bericht eines Lehrers ist zu entnehmen, dass 1808 Unterricht nur vom 1. November bis Ende Juni erteilt wurde. In den Wintermonaten waren es 40 bis 50 Kinder, im Frühjahr nur noch 15 bis 20. Pro Kind mussten monatlich 20 Cent gezahlt werden, für die Armen zahlte die Gemeinde.

Protest seitens der Gemeinde Königsfeld gab es, als 1825 in Dedenbach eine sogenannte Nebenschule gegründet wurde. Es hieß, „dies führe zu zwei schlechten Schulen und zum Verderben der Jugend“. 1830 entstand in Königsfeld ein neues Schulhaus. Das Baumaterial stammte zum Teil aus den Ruinen der nahen Burg. Dieses Gebäude mit dem Wappen des Stadtherren Waldbott von Bassenheim und seiner Gemahlin aus dem Jahre 1622 zierte den Hauseingang der Schule, die bis 1961 als solche genutzt wurde und auch heute noch neben der nahen Kirche ein ortsbildprägendes Gebäude darstellt.

1830 entstand in Königsfeld das abgebildete neue Schulhaus, das Baumaterial stammte zum Teil aus den Ruinen der nahen Burg.
Hans-Josef Schneider

1838 befand sich die Hauptschule in Königsfeld, Filialschulen gab es in Dedenbach und in Schalkenbach. 1884 wird von einer einklassigen Elementarschule in Königsfeld berichtet. Im April 1958 wurde der Neubau der Schule beschlossen. Es wurden einige mögliche Standorte untersucht, im Einvernehmen mit dem Gemeinderat wurde das Grundstück des Landwirts Heinrich Möhren ausgewählt, das in der Flur „In Weiers Bongarten“ außerhalb des Dorfes nördlich der Neuenahrer Straße lag.

Wegen Finanzierungsproblemen wurde der Beschluss im Juni 1959 aufgehoben, aber noch im gleichen Monat fiel dann endgültig die Entscheidung zugunsten des Baus. Besagtes Grundstück wurde für 6500 Mark angekauft. Am 1. September 1959 war Grundsteinlegung, an Ostern 1960 wurde Richtfest gefeiert. Im Dezember bezog Lehrer Johannes Fleischer seine neue Dienstwohnung.

Politprominenz erscheint zur Einweihung

Die Einweihungsfeier des Gebäudes, das bis heute als Kindergarten genutzt wird, fand am 9. Februar 1961 mit viel politischer Prominenz statt. Ortsbürgermeister Peter Hirsch konnte auch Professor Heinrich Groß, einen gebürtigen Königsfelder, begrüßen. Im Frühjahr 1963 war mit Peter Altmeier der damalige Ministerpräsident des Landes zu Gast, dazu hatte Lehrer Fleischer eigens ein Gedicht verfasst.

1964 wurde an der Schule ein Kinderspielplatz errichtet. Anfang 1965 wurden Pläne bekannt, dass eine sogenannte Mittelpunktschule im Vinxtbachtal erreichtet werden soll. Da aber in Schalkenbach (dreiklassig) und Dedenbach (zweiklassig) ebenfalls neue Schulen gebaut worden waren, stand es nicht gut um den Verbleib der Schulkinder in Königsfeld. 1970 fiel die Entscheidung zugunsten Schalkenbachs. Die Volksschulen in Königsfeld und Dedenbach wurden geschlossen, die Kinder des 5. bis 9. Schuljahres besuchten fortan die Hauptschule in Niederzissen.

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