Gedenken Kapelle wurde vor 30 Jahren in Remagen errichtet
Gedenken an Errichtung: Letztes Treffen an der Schwarzen Madonna
Treffen an der Schwarzen Madonna in Remagen: Der 96-jährige Alfred Born (2.v.r.) war mit Sohn Alfred Born junior und dessen Ehefrau Elisabeth vor Ort, um sich an die Zeit im Lager Goldene Meile zu erinnern. Foto: Schumacher
Judith Schumache

Remagen. Unter Beteiligung der letzten noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen des Lagers Goldene Meile wird am Samstag, 7. Oktober, der Errichtung der Kapelle zur Schwarzen Madonna vor 30 Jahren gedacht. „Es wird das letzte Treffen dieser Art sein, die Zeitzeugen sterben aus“, sagt Altbürgermeister Hans Peter Kürten.

Nach der Einrichtung des Friedensmuseums in den Brückenpfeilern von Remagen ließ Kürten zunächst ein Kreuz an der Stelle errichten, auf dem die Kapelle am 9. Oktober 1987 eingesegnet wurde. Dass es dazu kam, ist vielen glücklichen Zufällen zu verdanken. „Ein älterer Mann sprach mich an und meinte, ich müsse ins Kripper Pfarrhaus, da stehe eine Madonna, die ein Kriegsgefangener aus dem Matsch gefertigt hat, in dem er gelegen habe“, erinnert sich Kürten.

Dank des Hinweises der Haushälterin des ehemaligen Pastors Wilhelm Keller fand sich im Pfarrhaus die Madonna auf einem Treppenabsatz. Die schwarze Farbe erhielt diese, weil der Remagener Johann Deusen sie mit Bucheckernöl getränkt hatte, um sie vor weiterem Zerbröckeln zu bewahren. Es war stellenweise schon ihr Kern, ein Stück Dachlatte, zu sehen gewesen.

Nach einem Spendenaufruf in der Presse für den Bau der Kapelle meldete sich der Kölner Statiker Paul Otto Pickel, der den Kontakt zum Architekten Klaus Kleefisch herstellte, der den Entwurf unentgeltlich erstellte. Ein weiterer bundesweiter Spendenaufruf brachte eine überwältigende Resonanz. „Ich bekam einen Anruf von einem Dr. Karl Lang aus Reichertshofen, der mit dem Kriegsgefangenenlager gar nichts zu tun hatte und für die Kapelle einfach so 50.000 D-Mark spendete“, so Kürten. Bald hatte der ehemalige Stadtchef 320.000 Euro zusammen.

Ein weiterer Artikel, der sich mit der ungeklärten Herkunft der Schwarzen Madonna beschäftigte, erschien im Aachener Raum. Das rief Hans Wamper, den Bruder des inzwischen verstorbenen Figurenschöpfers Adolf Wamper, auf den Plan. Er bestätigte, dass sein Bruder der Urheber war. Der Künstler war bis zuletzt Leiter des Bildhauerateliers der Essener Folkwang-Schule. Wie Historikerin Bettina Oesl herausfand, stand Wamper zwar mit 33 weiteren Bildhauern auf der Liste der „gottbegnadeten Künstler“ der Nazis, wurde aber nach der Entnazifizierung als „Entlasteter“ eingestuft. Bei der Einsegnung der Kapelle waren laut Kürten 1600 Gäste, darunter viele ehemalige Kriegsgefangene zugegen. Das Original der Madonna wurde in der Kripper St. Johannes-Nepomuk untergebracht, eine sehr gute Replik fand in der Kapelle ihren Platz.

Am 11. April 1992 raste ein betrunkener 23-Jähriger aus Unkelbach in der Nacht vor Palmsonntag ungebremst in eine Gruppe von rund 100 Betenden, die sich an der Kapelle versammelt hatten. Vier Menschen starben am Unfallort, 13 wurden schwer verletzt, drei weitere leicht. „Der junge Mann hatte kurz zuvor erfahren, dass seine Mutter nicht mehr lange leben würde und am gleichen Abend hat seine Freundin mit ihm Schluss gemacht“, weiß Kürten. Der Fahrer stellte sich der Polizei und wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.

Seit Anfang der 2000er ist die Kapelle Ziel eines sogenannten Gedenkmarsches von Neonazis. Alljährlich organisieren das Remagener Bündnis für Frieden und Demokratie und der Lokale Aktionsplan der Stadt Remagen eine Gegenveranstaltung an diesem Tag.

Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher

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