„Vergiss nicht“, so das Motto der Gedenkfeier des Kreises anlässlich des Volkstrauertages auf dem Gedenkfriedhof in Bad Bodendorf. Gemeint sind mit diesem Wort natürlich die Not, der Schrecken und die Verzweiflung, den Kriege auch in unserer Zeit immer wieder über die Menschen bringen. An dem Ort, an dem mehr als 1200 Soldaten als Opfer des Nationalsozialismus begraben liegen, wurde besonders der vielen Opfer der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland gedacht. Gut 200 Menschen, darunter viele junge Menschen und Soldaten der Bundeswehr, hatten sich auf dem kleinen Friedhof am Ufer der Ahr eingefunden, um dem Hauptredner des Tages, dem Holocaustüberlebenden Christian Pfeil aus Trier, zu hören.
Wir gedenken heute der Toten beider Weltkriege sowie aller Opfer von Kriegen und Gewalt bis in unsere heutige Zeit.
Cornelia Weigand, Landrätin Kreis Ahrweiler
„Wir gedenken heute der Toten beider Weltkriege sowie aller Opfer von Kriegen und Gewalt bis in unsere heutige Zeit“, so die Begrüßungsworte von Landrätin Cornelia Weigand. Was wirklich Leid, Not und Angst für den einzelnen Menschen bedeuten und mit ihm anrichtet, beschrieb dann in eindrucksvollen Worten der Gastredner der feierlichen Zeremonie, Christian Pfeil aus Trier. Geboren wurde er als Angehöriger der verfolgten Minderheit der Sinti und Roma im Winter 1943 oder 1944 im Getto Lublin. In den genannten beiden Jahren wurden dort etwa 100 Kinder geboren – doch nur er überlebte. Irgendwie. Die Mutter musste ihn eingewickelt in einen Fetzen Tuch oder Papier mit zur Zwangsarbeit nehmen und ihn in den Wintermonaten neben sich in den Schnee legen.
Von Lublin aus ging es für die Familie Pfeil weiter in das Vernichtungslager Auschwitz. Besonders schwer hatten es noch vor ihrem Tode in der Gaskammer die Kinder von seinem Onkel Paul, die dem noch heute gefürchteten Lagerarzt Dr. Mengele zu medizinischen Versuchen in die Hände fielen.

Heute setzt sich Christian Pfeil überall für die Aufarbeitung der Geschichte und gegen das Vergessen ein und dazu passte das Motto der Gedenkveranstaltung „Vergiss nicht“ besonders gut. Am 27. Januar 2024 durfte er zum internationalen Holocaust Gedenktag vor den Vereinten Nationen in New York eine Rede über seine Lebenserfahrungen halten.

Die Betroffenheit der Anwesenden war förmlich mit den Händen zu greifen, als er nach seinen eindrucksvollen Worten feststellte, dass er diesen gewaltbereiten Rassismus von damals auch heute noch oder wieder in Deutschland sehe. „Ich hoffe, dass ihr mit Mut und Engagement für Demokratie und gegen Antiziganismus, Antisemitismus und jede Form von Rassismus eintretet“, so die eindringliche Mahnung. Da konnte der katholische Pfarrer Pastor Werner, der ebenso wie die evangelische Pfarrerin Kerstin Laubmann kurze Worte und Gebete sprach, nur noch hinzufügen: „Auch Schweigen kann schuldig machen.“