FWG-Mann wird als Ortsvorsteher verabschiedet
FWG-Mann wird als Ortsvorsteher verabschiedet: Windheuser zieht sich aus seinen Ämtern zurück
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Lange war Gunter Windheuser kommunalpolitisch engagiert. Heute Abend wird er als Ortsvorsteher verabschiedet. Zuletzt haben ihn die Corona-Pandemie und die Auswirkungen der Flutkatastrophe noch sehr gefordert. Foto: Judith Schumacher
Judith Schumacher

Sinzig. Nach 36 Jahren in der Kommunalpolitik will es Gunter Windheuser nun gut sein lassen. An diesem Dienstag um 19 Uhr wird der noch amtierende Sinziger Ortsvorsteher und ehemalige Beigeordnete (1999 bis 2014) vom Ortsbeirat im Sinziger Schloss verabschiedet. Schon im August vergangenen Jahres hatte der FWG-Mann kundgetan, für kein politisches Amt mehr zur Verfügung zu stehen. Die Rhein-Zeitung besuchte den 69-Jährigen in seinem Haus im Weidenweg, um sein Wirken Revue passieren zu lassen.

Die beiden Rauhaardackel Enzo und Ben Kowalski folgen dem passionierten Jäger auf Schritt und Tritt. „Habe ich alles selbst gemacht, bei meinem Vater gab es keine zwei linken Hände“, erklärt Windheuser nach einem Kompliment für sein Zuhause nicht ohne Stolz. Schon als Zehnjähriger hatte der 1955 in Arft bei Langenfeld geborene Windheuser seinem Vater auf Baustellen an den Wochenenden geholfen und kennt sich aus. „Von meinem Vater habe ich das handwerkliche, von meiner Mutter das kaufmännische – eine Bombenkombi“, sagt der selbstständige Versicherungskaufmann, der in der Corona-Zeit und insbesondere nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sowohl als Ortsvorsteher als auch Versicherungsmann unfassbar gefordert war.

Nach der Flutkatastrophe stark gefordert

Eigentlich hatte der Vater von drei Kindern und Opa von einem Enkel sein Büro schon vor Corona ganz seinem Sohn Markus überantworten wollen. Doch dann konnte er es nicht übers Herz bringen, weder seinen Sohn noch seinen Kundenstamm im Stich zu lassen, wie er sagt. Er machte also weiter, bis es nicht mehr ging. In den ersten Tagen nach der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 bekam er täglich Hunderte Nachrichten von Betroffenen, an einem Tag waren es 530. „Ich saß noch nachts um 3 Uhr bei mir in der Küche und beantwortete sie, bis meine Frau Eva mich ins Bett schickte“, erinnert er sich noch gut. In dieser Zeit habe er acht Kilo verloren.

Der Anruf des Vorstands seiner LVM-Versicherung, inwieweit den Betroffenen geholfen werden kann, mündete in einer Spendensumme in Höhe von fast einer Million Euro, da unter anderem Mitarbeiter des Versicherers auf ihr Einkommen verzichtet haben. Familien mit Kindern wurden von ihm bei diesen Soforthilfen bevorzugt behandelt.

Landesverdienstmedaille erhalten

Im Jahr 2022 wurde Windheuser von Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit der zweithöchsten Auszeichnung des Landes, der Landesverdienstmedaille in der einmaligen Sonderedition „Flut 2021“, ausgezeichnet – ebenso wie 50 private Helfer sowie weitere 62 Ortsbürgermeister.

Was mich am allermeisten aufregt, ist die unendliche Geschichte um den Neubau des Feuerwehrgerätehauses.

Gunter Windheuser

Politisch aktiv wurde Gunter Windheuser Mitte der 1980er-Jahre, nachdem er sechs Jahre als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) fungiert hatte. „Ich wurde angesprochen, wollte aber in keine Partei, da lag mir der Verein Freie Wähler am nächsten, da gibt es keinen Parteizwang, ich bin frei in meiner Meinung, das war für mich ausschlaggebend“, erklärt der langjährige Kommunalpolitiker, der erstmals im Frühjahr 2009 als Ortsvorsteherkandidat für die Kernstadt bei der Kommunalwahl 2009 nominiert wurde. Damals unterlag er jedoch CDU-Kandidatin Silvia Mühl.

2014 erstmals zum Ortsvorsteher gewählt

Im Jahr 2014 galt es, einen neuen Versuch zu starten. Diesmal trat als Gegenkandidat Kurt Quarz an. In der Stichwahl setzte er sich gegen Quarz durch. Mit einem Gesamtergebnis von 978 Stimmen (54,7 Prozent) lag er in allen fünf Wahlbezirken klar vor dem CDU-Kandidaten, der 809 Stimmen (45,3 Prozent) erhielt. Mit Windheusers klarem Abschneiden drehte sich das Ergebnis des ersten Wahlgangs zwei Wochen zuvor um: Da hatten Kurt Quarz nur 19 Stimmen gefehlt.

Als Ortsvorsteher sah sich Windheuser als „Kümmerer“, will heißen, dass er sich auch wirklich für die Belange der Stadt und der Bürger einsetzen wollte. „Wichtige Themen waren immer Verkehr, Parksituation und Sauberkeit, aber das drängendste Problem, und was mich am allermeisten aufregt, ist die unendliche Geschichte um den Neubau des Feuerwehrgerätehauses – was die Feuerwehrkameraden leisten und das unter wirklich unmenschlichen Bedingungen, ist nicht länger hinnehmbar“, sagt Gunter Windheuser in größter Erregung. Er halte die Jahnwiese als Örtlichkeit für die beste Lösung. „Durch die Verzögerung nehmen wir hin, dass sich der ursprüngliche finanzielle Ansatz um viele Millionen Euro verteuert, und das ist weder gegenüber der Feuerwehr noch den nachfolgenden Generationen fair“, unterstreicht Windheuser.

Hochwasserschutz als oberste Priorität

Oberste Priorität müsse angesichts der Ahrflut der Hochwasserschutz haben. Seinem Nachfolger wünscht er, dass dieser einen Ortsbeirat bekommt, der auch wirklich mit anpackt. „Beim Dreckweg-Tag oder bei der Sanierung der Stadtmauer in Eigenleistung waren genau die nicht da, die sonst immer weit den Mund aufreißen“, stellt er fest.

Gut habe er immer mit der Verwaltung, egal mit wem, zusammengearbeitet. „Auf die lasse ich nichts kommen“, betont der scheidende Ortsvorsteher. Am besten habe er aber immer mit seiner Ehefrau Eva zusammengearbeitet. „Sie war Sekretärin und Erinnererin nach dem Motto ,Hast du schon?‘ oder ,Du musst doch noch‘. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft“, betont Gunter Windheuser. Ein Satz seines Vaters sei ihm als „sturem Eifler“ immer ein guter Ratgeber gewesen: „Vergiss nie, wo du herkommst – wenn du anfängst, dich zu verbiegen, brauchst du viel länger, um wieder gerade zu werden, und weißt dann nicht, ob die Leute dir das glauben.“

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