„Herr Dr. Müller, es geht weiter“, richtete sich eine sichtlich aufgeräumte Ahrweiler Landrätin an den Leiter der Berufsbildenden Schule (BBS) Bad Neuenahr-Ahrweiler. Gerade hatte der Werkausschuss des Eigenbetriebes Schul- und Gebäudemanagement das vorgelegte Raumkonzept für die bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 stark beschädigten Bildungseinrichtung einstimmig genehmigt. Das sieht vor, dass die Schule deutlich erweitert wird.
Einen zusätzlichen Raumbedarf von 1939 Quadratmetern hatte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in einem Flächenprogramm für die BBS festgestellt. Der könne nicht wie die flutgeschädigten Räume und Gebäude aus dem Fond für Wiederaufbau finanziert werden, machte Weigand deutlich: „Dafür ist eine Schulbauförderung möglich.“ Die Wiederaufbaukosten werden aktuell auf rund 34 Millionen Euro geschätzt. Für die 1900 Quadratmeter fielen zusätzliche Baukosten von 11 Millionen Euro an, so die Landrätin. Bei einer Förderung durch das Land für den Schulbau von etwa 60 Prozent bedeuteten das Mehrkosten von 4,5 Millionen Euro für den Kreis Ahrweiler, rechnete Cornelia Weigand vor.
Bedarf liegt bei 81 allgemeinen Unterrichtsräumen
Aktuell besuchen etwa 2370 Schülerinnen und Schülern die einzige BBS im Kreis Ahrweiler. 55 verschiedene Ausbildungsberufe werden hier laut Schulstatistik, meist dual, erlernt. Weil das Statistische Landesamt davon ausgeht, dass die Bevölkerung im Kreis Ahrweiler bis zum Jahr 2040 um 2,6 Prozent steigt, werden sich auch die Zahlen der Lernenden in der BBS erhöhen, prognostiziert die ADD.
Nach der Flut im Ahrtal sei die Anzahl der Klassen zunächst gesunken, steige nun jedoch wieder an, schreibt die ADD weiter: „So waren im Jahr 2022 noch 75,6 Klasseneinheiten und im Jahr 2023 81,6 Klasseneinheiten feststellbar.“ Darauf basierend ergebe sich ein Bedarf von 81 allgemeinen Unterrichtsräumen von je etwa 60 Quadratmetern Fläche – ohne Fachräume und Werkstätten.
„Wir sprechen heute von Laboren.“
Christian Hamel, Geschäftsführer von Biregio, zum Raumkonzept der BBS
Hier hakte Reiner Friedsam (FWG) ein. Bei den KfZ-Werkstätten solle der Raumbedarf um 500 Quadratmeter gekürzt werden, insofern das aktuelle Provisorium behalten werde. Das sei weniger, als jetzt im Provisorium zur Verfügung stünde, monierte er. Die Zahlen hatte er dem Raumkonzept der Projektgruppe Biregio entnommen, die der Kreis Ahweiler als Moderation und Prozessbegleitung mit ins Boot geholt hatte. Denn bei dem hochwasserangepassten Wiederaufbau sollen neben der Schulentwicklung auch die unterschiedlichen Fachschaften und Schulformen der BBS berücksichtigt werden. Die Projektgruppe kam zu dem Ergebnis, dass so zukünftig ein Raumbedarf an pädagogischer Nutzfläche von 11.250 Quadratmeter bestehe. Vor der Flutkatastrophe umfasste die Fläche 9311 Quadratmeter.
Das Flächenkonzept gehe weg von festen Werkstätten, erläuterte Christian Hamel, Geschäftsführer von Biregio, dem FWG-Politiker: „Wir sprechen heute von Laboren.“ Es werde eine integrative Nutzung von Fläche geben, mit Praxis und Theorie. Das Architekturbüro werde die Raumstruktur vorgeben. „Die genaue Fläche werden wir erst festlegen, wenn die Architekten erste Pläne vorgelegt haben“, erklärte Hamel. Die Landrätin versicherte: „Die Werkstätten sollen atmen können und genügend Platz haben.“

Nach der Ahrflut: Schulaufbau kostet weiterhin Geld und Zeit
Ahrkreis. Durch die Hochwasserkatastrophe wurden sieben in Trägerschaft des Kreises stehende Schulen im Stadtgebiet von Bad Neuenahr und Sinzig erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Dem Auftrag für Konzeptentwurf mit Kostenschätzung, für den sich der Ausschuss in der BBS einfand, war ein Rundgang durch die Schule vorausgegangen. Dabei hatte Schulleiter Klaus Müller die alten und neuen Räumlichkeiten und die Provisorien gezeigt. Als Übergangslösung sind auf dem Gelände 60 Klassenräume, ein Werkstattgebäude, eine Lehrküche sowie eine Kfz-Werkstatt in temporären Metallhallen und Containern errichtet worden.
Derzeit befinde sich auch die Sporthalle im Wiederaufbau, so Weigand. Darüber hinaus waren die ursprünglich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes gelegenen Naturwissenschaftsräume im ersten Obergeschoss neu hergestellt worden. So habe hautnah der Eindruck vermittelt werden können, was in der Nacht der Flutkatastrophe geschehen sei, resümierte die Kreischefin in der anschließenden Sitzung.