Moderne Orientierungshelfer
Führen Wanderapps im Ahrtal vermehrt zu Unfällen?
Das Teufelsloch bei Altenahr ist eine markante Felsformation: eine rautenförmige Öffnung in einer massiven Schieferwand. Es bietet schöne Ausblicke ins Ahrtal und ist ein beliebtes Fotomotiv.
Dominik Ketz

Mit einem Rettungshubschrauber musste vor wenigen Wochen ein verunglückter Wanderer an der Engelsley bei Altenahr geborgen werden. In dem Zusammenhang hat sich unsere Zeitung mit heimischen Tourismusexperten auch über Wanderapps unterhalten.

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Die Berge rund um Altenahr erfreuen sich bei Wanderern großer Beliebtheit. Doch eine Übersteigung der Engelsley hat schon so manchen Hobbyalpinisten an seine Grenzen oder darüber hinaus gebracht. Nicht selten mussten in der Vergangenheit die Höhenretter der Feuerwehr Altenahr ausrücken. Denn dort liegt ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial.

„Wanderapps bieten im Vergleich zu klassischen Wanderführern eine Reihe praktischer Vorteile.“
Anke Mayenberger vom Verein Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler

Viele Wege sind nicht offiziell ausgebaut, sondern teilweise nur als schmale Pfade angelegt, die dann auf speziellen Plattformen im Internet beschrieben werden. Doch bei den Tourismusexperten im Ahrtal sieht man nicht nur Negatives in den digitalen Helfern. Bei ihnen herrscht eine differenzierte und pragmatische Sicht auf die Dinge.

„Wanderapps bieten im Vergleich zu klassischen Wanderführern eine Reihe praktischer Vorteile. Nutzer können ihre Touren individuell planen und an persönliche Vorlieben anpassen. Während der Wanderung zeigt die App dank GPS genau an, wo man sich befindet. Aufwendiges Kartenlesen entfällt dadurch“, findet Anke Mayenberger vom Verein Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hilfreich sei auch die Aktualität der Informationen: Sperrungen, Umleitungen oder andere aktuelle Hinweise können vom Wanderer eingesehen werden, so die Tourismusexpertin weiter.

„Es kommen weiterhin Besucher zu uns, die gezielt nach gedruckten Wanderkarten fragen und bewusst ohne App unterwegs sein möchten.“
Anke Mayenberger

„Darüber hinaus ermöglichen viele Apps eine unkomplizierte Tourendokumentation und bieten durch Fotos, Bewertungen und Erfahrungsberichte aus der Community eine Entscheidungshilfe“, lobt Mayenberger die Fähigkeit der kleinen digitalen Begleiter. Für spontane Ausflüge seien sie ebenfalls nützlich, da sich passende Routen schnell und einfach abrufen ließen.

Während immer wieder Wanderer die Engelsley bei Altenahr erklimmen, wird im Tal hinter dem Engelsley-Tunnel gerade eine weitere der insgesamt 13 Eisenbahnbrücken über die Ahr gebaut.
Christian Koniecki

Und so wundert es nicht, dass auch offizielle Tourismusstellen ihre ausgebauten Wege längst nicht mehr nur über die klassische Wandertafel am Wegesrand dokumentieren, wenngleich die gute, alte Wanderkarte längst nicht ausgedient hat. „In der täglichen Beratung in unseren Tourist-Informationen sehen wir, dass es den klassischen Wanderer nach wie vor gibt: Es kommen weiterhin Besucher zu uns, die gezielt nach gedruckten Wanderkarten fragen und bewusst ohne App unterwegs sein möchten“, berichtet Mayenberger.

Touristiker kooperieren mit Internetplattformen

Gleichzeitig spielen Plattformen wie „Outdooractive“ oder „Komoot“ für viele Wanderer – insbesondere für jüngere oder technikaffine Gäste – eine immer wichtigere Rolle bei der Planung und Durchführung ihrer Touren. Ein Trend, den die Tourismusexperten natürlich bedienen. „Wir arbeiten schon seit längerer Zeit intensiv mit Outdooractive zusammen. Dort haben wir eine Vielzahl an Wanderrouten im Ahrtal eingestellt“, berichtet Anke Mayenberger. Seit etwa einem Jahr kooperieren die Touristiker zusätzlich mit Komoot und bauen ihr Angebot auf dieser Plattform derzeit gezielt aus. „Aktuell bewerben wir bei Komoot im Rahmen einer ‚Collection‘ unsere offiziellen Wanderrouten im Ahrtal“, so Mayenberger.

Doch trotz aller Vorteile der digitalen Navigationshelfer sind sich die Tourismusmanager im Ahrtal auch über das Gefahrenpotenzial solcher Apps bei der unüberlegten Benutzung bewusst. Anke Mayenberger sagt dazu: „So hilfreich Wanderapps auch sind, sehen wir bestimmte Aspekte durchaus kritisch. Nicht alle Routen, die über die Apps abgerufen werden können, sind qualitätsgeprüft.“

„Die Inhalte können in Bezug auf Sicherheit, Wegführung oder Naturschutzaspekte variieren.“
Anke Mayenberger

Neben den offiziellen Wanderungen, die von Tourismusorganisationen, Wandervereinen oder professionellen Partnern erstellt und gepflegt werden, haben Community-Mitglieder ebenfalls die Möglichkeit, Routen zu veröffentlichen. „Die Inhalte können in Bezug auf Sicherheit, Wegführung oder Naturschutzaspekte variieren“, weiß Mayenberger. Daher sei bei der Routenauswahl ein bewusster und kritischer Blick wichtig – besonders in unbekanntem Terrain.

Knapp vier Jahre nach der Flut gewinnt der Tourismus im Ahrtal spürbar an Dynamik. Im Jahr 2025 ist die Region einerseits wieder im geregelten touristischen Betrieb angekommen, andererseits kommen zahlreiche Leuchtturmprojekte in der Planung und Umsetzung deutlich voran.

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