Ein aufwendiges Bühnenbild erwartet den Zuschauer auf der Freilichtbühne in Schuld, sorgfältig und detailverliebt ist die Kulisse für „Emil und die Detektive“. Die Premiere ist am kommenden Samstag, 5. Juli, um 20.30 Uhr. Seit Wochen proben die Schauspieler, Dutzende Mitglieder der Bühne sind engagiert, bestrebt, den Zuschauern ein Höchstmaß an gehaltvoller Unterhaltung zu bieten. Mehrmals in der Woche wird vor der Premiere geprobt, wird an Feinheiten geschliffen, alles soll perfekt sein.
Team der Freilichtbühne ist sehr engagiert
Darauf legt Regisseur Jens Kerbel großen Wert. Immer motivierend, in ruhigem Ton, aber in der Sache unerbittlich, gibt er die Regieanweisungen. Und die Darsteller, das Technikteam, das sich um Licht und Ton kümmert, die Mitarbeitenden im Hintergrund, machen eifrig mit, letztlich sind sie alle dankbar für jeden zielführenden Hinweis. Denn obwohl sie Laienschauspieler sind, ist es auch ihr Anliegen, dem guten Ruf der Bühne gerecht zu werden und nur das Beste zu liefern.

Seit mehr als einem Dreivierteljahrhundert begeistert die ursprünglich als Katholische Spielschar gegründete Theatergemeinschaft ihre Zuschauer, ist Garant für gute Unterhaltung, für Kultur mit anspruchsvollem Hintergrund. Sie verbindet Menschen und schafft Geselligkeit. In jedem Jahr finden Tausende Menschen in der einige Wochen andauernden Theatersaison den Weg zur Freilichtbühne in Schuld, eine ausdrückliche Bestätigung für die ehrenamtlich tätigen Darsteller und den großen technischen Stab an Mitarbeitern im Hintergrund.

„Wir haben bereits eine sehr hohe Vorverkaufsquote“, freut sich Jens Kerbel, seit zehn Jahren als Regisseur tätig. Er ist freischaffender Schauspiel- und Opernregisseur. Kerbel arbeitet am Theater Bonn und auch an den Staatstheatern in Wiesbaden und Oldenburg sowie Weiteren. „Ich freue mich in jedem Jahr auf die Zusammenarbeit mit dem engagierten Team in Schuld, das klappt einfach prima“, bestätigt er.
Darum geht es in dem Stück
Die Handlung des diesjährigen Stücks: Zum ersten Mal darf Emil aus seinem beschaulichen Heimatort Neustadt an der Dosse – den gibt es tatsächlich im Kreis Ruppin – allein nach Berlin fahren. Seine Großmutter und die Cousine Pony Hütchen sollen ihn am Blumenstand im Bahnhof Friedrichstraße erwarten. Aber Emil kommt nicht, auch nicht mit dem nächsten Zug. Während die Großmutter und Pony Hütchen noch überlegen, was sie tun sollen, hat Emil sich nämlich schon in eine aufregende Verfolgungsjagd gestürzt. Quer durch die große fremde Stadt, immer hinter einem üblen Bösewicht „mit dem steifen Hut“ her. Der Ganove hat Emil im Zug hinterlistig das für die Großmutter bestimmte Geld gestohlen. Zum Glück bekommt Emil rasch Unterstützung, die „kleinen Detektive“ wollen ihm helfen. Es entwickelt sich eine spannende und unterhaltsame Geschichte. Rührend dargestellt wird die Solidarität der Kinder, auch wenn Spannungen unter ihnen nicht ausbleiben. Werden sie den üblen Halunken zu Strecke bringen? Es geht recht munter zu, witzvoll, die Spannung bleibt bis zum Ende erhalten. Die Wertevermittlung im Stück ist bis heute aktuell, fasziniert Kinder wie Erwachsene. Lebendige Dialoge erzeugen Spannung.

Reizvoll ist der Einsatz von Worten in Berliner Mundart, da ist die Rede von „Schrippen“, heißt die Straßenbahn eben „Elektrische“, sind die Polizisten die „Polente“, wie die kleine Kodderschnauze „Guste mit der Hupe“ sie nennt, ein klein wenig Berliner Milieu macht sich breit.
Der „Emil“ hat einen doppelten Boden
Ein überdimensionierter Berliner Bär schmückt die Bühne in Schuld, Hochhäuser mit beleuchtbaren Fensterrahmen lassen Großstadtgefühl der 30er-Jahre erahnen, und auch „Café Kranzler“ ist präsent, ebenso das bei Künstlern ehedem so beliebte Hotel Kreid. Eine Wendebühne erleichtert den Kulissenwechsel. Besonders ins Auge fallen stets die kleinen Detektive, eine bezaubernde Rasselbande, die mit viel Spielwitz schon bald nach Spielbeginn die Herzen der Zuschauer erobert. Sehr lebendig inszeniert sind die Szenen am Bahnhof von Neustadt an der Dosse, Olaf Justen ist der perfekte Bahnvorsteher. Sogar an den Dampf der Lokomotive hat man szenenwirksam gedacht. Eigener Bühnenbau, eigene Ton- und Lichttechnik, eigene Maske und Kostüme: Die Freilichtbühne ist weitgehend autark.

Im Laufe der Aufführung nimmt der aufmerksame Betrachter ein wenig soziale Spannungen wahr, der Regisseur hat sich intensiv mit Kästners Werk beschäftigt, lässt die jungen Darsteller mit kindlichem Blick dezent die soziale Atmosphäre widerspiegeln. Nicht nur der Dualismus von Stadt und Land, auch von arm und reich, finden Ausdruck. Es ist bezeichnend für Kästners Werk, dass die Kinder mit ihrer quirligen Handlungsfähigkeit jeweils besonders den Nerv von Lesern und Zuschauern treffen, dies auch in Kästners weiteren Werken neben seinem sicher erfolgreichsten Kinderbuch „Emil und die Detektive“.

Charaktervolle Darstellungen der kleinen Detektive begeistern, so etwa des „Professors“ mit der markanten Brille, des kleinen „Dienstags“, der verantwortungsbewusst das Telefon am Kiosk als Schaltzentrale bedient, der Guste mit der Hupe, die vorlaut, aber sehr sympathisch rüberkommt, eine Führungsrolle innezuhaben scheint. Immer wieder erschallt „Parole Emil“, das gewählte Erkennungszeichen der kleinen Detektive, mit dem sie ihre Identität betonen, den Zusammenhalt beschwören. „Es gibt zwei Emils“, so der Regisseur, „wir wollen sicherstellen, dass die Besetzung unbedingt erhalten bleibt“. Sowohl Paul Sion als auch Emil Josten überzeugen.
Infos zu den Aufführungen
Die Aufführungen sind samstags um 20.30 Uhr, sonntags um 15.30 Uhr, zusätzlich freitags am 1. August und 8. August um 19.30 Uhr. Kartenvorverkauf unter Telefon: 0651/9790777 oder unter ticket-regional.de/fbschuld sowie über die örtlichen Vorverkaufsstellen. Der Zuschauerraum ist überdacht und barrierefrei, die Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. Erwachsene zahlen 11 Euro, Kinder (von 4 bis 13 Jahre) 5,50 Euro, Kinder unter 4 Jahren haben freien Eintritt bei Nichtinanspruchnahme eines Sitzplatzes. Die Aufführungen laufen bis zum 10. August. dre