Freiwillige nähen Behelfsmundschutz - Weitere Unterstützung willkommen
Frauen nähen Behelfsmundschutz: Wie private Initiative hilft, Leben zu retten
Freuen sich über die ersten 100 fertig genähten Exemplare des Behelfsmundschutzes (von links): Fahrerin Gabriela Wald, Bianca und Petra Fix Foto: Schumacher
Judith Schumacher

Sinzig. In Zeiten der Corona-Krise möchten sich viele Menschen nützlich machen und Solidarität zeigen. Die private Initiative einer Bad Bodendorferin erfährt derzeit eine riesige Resonanz.

Denn bislang 40 Frauen aus Sinzig und Umgebung schneiden und nähen auf Anregung von Petra Fix Behelfsmundschutz aus dichter Baumwolle in Heimarbeit. Petra Fix hatte vor rund einer Woche einen Aufruf auf ihrem Facebook-Account gestartet. Daraufhin meldeten sich Hobbynäherinnen aus Sinzig, Rolandswerth, Wehr, Niederzissen, Rieden, Ahrweiler, Westum und Löhndorf, die gern diese ehrenamtliche Arbeit für die unentgeltliche Abgabe des Schutzes übernehmen. „So auch die Möhnen, die ja durch das Schneidern ihrer eigenen Kostüme firm an der Nähmaschine sind“, freut sich Petra Fix.

Sie hat festgestellt, dass aber auch viele, die selbst nicht viel haben, sich an der Aktion beteiligen. „Es geht nicht um Geld, sondern um Menschlichkeit“, betont Fix. Sie ist dankbar für die Anlieferung von Stoff, der zu 100 Prozent aus Baumwolle besteht, wie Bettwäsche oder Molton, aber auch Nähgarn oder Tankgutscheine für die Fahrer, die die Stoffe anliefern und den Behelfsmundschutz schließlich verteilen. „Wir haben 13 verschiedene WhatsApp-Gruppen, um das Ganze zu koordinieren oder Tipps zu geben“, berichtet Petra Fix der RZ.

Die Nachfrage ist enorm, da bereits Kliniken und Heime auch aus Rheinbach und Köln den selbst genähten Behelfsmundschutz beziehen. Die Nachfrage steigt täglich. „Es fragen Arztpraxen aus der Region an, auch ein vom Virus betroffenes Lebenshilfe-Haus wird von uns beliefert“, sagt Petra Fix. Gerade erst habe sie mit einem Medizinprofessor aus Hamburg gesprochen. Dort soll auch eine derartige Nähinitiative ins Leben gerufen werden. Auch in Sinzig und Umgebung werden weitere Helfer benötigt.

Zu den ersten „Kunden“ der fleißigen Näherinnen gehört das Bad Bodendorfer Seniorenzentrum Maranatha. Dessen Leiter Harald Monschau ist begeistert von der Idee. Er hat, nachdem er sich den Prototyp angeschaut hatte, bereits für sein 180-köpfiges Personal, das sich um die 230 Bewohner kümmert, Masken bestellt. „Wir nähen so viele, dass jede Pflegekraft fünf Masken am Tag zur Verfügung hat“, erläutert Petra Fix. Durch das häufige Waschen bei 90 Grad verdichte sich der Stoff noch. Monschau findet: „Das ist eine großartige Idee und wirkungsvolle Unterstützung für die Arbeit unter den derzeitigen Vorzeichen der Corona-Krise, da der Markt aufgrund von Covid-19 leer gefegt ist.“

Nicht darauf gefasst war Petra Fix allerdings, was sie mit ihrer Aktion für einen „Shitstorm“ auf Facebook ausgelöst hat. „Da kamen Kommentare und Beschimpfungen in der Art, das sei eine Spielbeschäftigung für Doofe, ich wäre ja komplett verrückt, oder ich würde Geld unterschlagen. Und das war noch milde“, erzählt sie. Unverständnis hat sie auch für die Verantwortungslosigkeit mancher Zeitgenossen. Was wäre es schon für eine Mühe, eine Maske zu tragen, Türen mit dem Ellenbogen zu öffnen oder sich Handschuhe beim Einkaufen anzuziehen. Das wäre auch ohne Corona für sie selbst eine ganz normale Sache. „Ich habe die Aktion für diejenigen gestartet, die an vorderster Front stehen wie Pfleger, Mitarbeiter in Bäckereien oder Kassierer“, sagt sie. Allerdings wüsste sie auch von Arbeitgebern, die ihre Angestellten anwiesen, keinen Mundschutz zu tragen, weil dieser die Kunden abschrecken würde.

Wer helfen oder Stoff liefern möchte, kann sich bei Petra Fix per SMS an 0176/872 114 05 melden.

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