Was bietet die Natur Feinschmeckern völlig kostenlos an – und das teils unbemerkt am Wegesrand? Das zeigt und erklärt Frank Srol Teilnehmern einer geführten Wanderung in Bad Breisig. „Essbares Unkraut“: So lautet der Name. Und von diesen Pflanzen gibt es eine ganze Reihe, nicht nur im Wald, auf Feldern und Wiesen, sondern auch mitten in der Stadt, etwa im Kurpark.
Warum umweltgerechtes Sammeln wichtig ist
Dieser ist gerade mit Gänseblümchen übersät. Ein Leckerbissen, der ohne Weiteres mit Stängel komplett verzehrt werden kann. „Gänseblümchen verfeinern zum Beispiel Salate, gern auch mit Erdbeeren“, gibt Srol einen Tipp. Es können aber noch viele weitere Kräuter im Bad Breisiger Kurpark „geerntet“ werden. Dazu zählen unter anderem Breit- und Spitzwegerich, Löwenzahn, Franzosenkraut, Knoblauchsrauke oder auch Gundermann.
Allerdings sollten Kräuter stets umweltgerecht gesammelt werden, damit sie auch wieder nachwachsen. Das ist ebenfalls ein Thema auf der rund sieben Kilometer langen Wanderung. Genauso wie das Bestimmen der Pflanzen. „Dazu bekommen die Teilnehmer die erforderlichen Medien in die Hand“, erläutert Srol.
„Nicht an jeder Stelle gedeihen alle Kräuter.“
Wanderführer Frank Srol
Insgesamt gibt es in Bad Breisig einige 100 Arten an Pflanzen. Aber nicht alle sind essbar. „Und nicht an jeder Stelle gedeihen alle Kräuter. Man muss schon den richtigen Ort finden“, betont der zertifizierte Wanderführer. Das könne je nach Jahreszeit und Habitaten variieren – auch auf der nun avisierten Wanderstrecke. „Deswegen gehe ich kurz vorher noch einmal die Wege ab und schaue, wo etwas Interessantes wächst“, sagt der 61-Jährige.
Und das kann an Orten sein, an denen man so etwas gar nicht erwarten würde. Wie auf dem Parkplatz am Kurpark. Dort ist aktuell beispielsweise Vogelmiere zu finden. „Das ist ein richtiges Wunderkraut und hat ganz viele Vitamine“, weiß Srol und ergänzt: „Auf Neudeutsch würde man Superfood sagen. Und es schmeckt auch gut – wie Mais.“ Die Vögel würden diese Pflanze ebenfalls sehr gern mögen, meint er. „Da befinden wir uns mit ihnen in Fresskonkurrenz“, sagt der Wanderführer schmunzelnd.

Dass sich Frank Srol so gut mit Pflanzen auskennt, liegt daran, dass er sich schon ganz lange mit dem Thema beschäftigt. Eine wahre Passion. „Ich habe mich schon immer für Pflanzen interessiert“, erzählt der studierte Geograf. Als junger Mensch sei er damals mit 5 Mark in der Tasche auf dem Fahrrad ins Atlasgebirge nach Afrika geradelt. „Da habe ich auch Kräuter gesammelt und mich teilweise damit über Wasser gehalten“, erzählt er rückblickend.
Srols Kriterien: essbar und nicht essbar
Diese Liebe zur Natur hegt Srol auch heute noch. „Ich bin sehr viel im Wald unterwegs und kenne mich in der Pflanzenwelt relativ gut aus. Dabei unterscheide ich nach den Kriterien essbar und nicht essbar“, sagt er. Und sollte er wider Erwarten doch mal eine Pflanze nicht bestimmen können, hat er eine App auf seinem Mobiltelefon parat, die dann diesen Part übernimmt.

Bei seiner Wanderung „Essbares Unkraut“, die er in Kooperation mit der Tourist-Info Bad Breisig anbietet, lernen die Teilnehmer die zahlreichen Pflanzen nicht nur kennen, es wird daraus auch gemeinsam ein essbares Produkt hergestellt. So gab es im Anschluss an die vergangene Tour zum Beispiel einen Wettbewerb zwischen Bärlauch und Knoblauchsrauke. „Da haben wir einfach geschaut, was besser schmeckt“, erzählt Srol. Begleitend dazu gab es ein leckeres Baguette. Auch für die nächste Ausgabe von „Essbares Unkraut“ kündigt der Bad Breisiger für das Ende der Wanderung etwas zum Naschen an. „Dann schauen wir, ob das was ist – oder nicht“, sagt er augenzwinkernd.
Begegnung mit Spitzenkoch Jean-Marie Dumaine
Dass er sich in der Verarbeitung der Kräuter in der Küche noch besser auskennt als früher, ist seiner Begegnung mit Spitzenkoch Jean-Marie Dumaine geschuldet, der ja schon immer auf Wildkräuter für seine Kreationen gesetzt hat. In die Materie selbst seien beide schon vertieft gewesen, erzählt Srol. „Aber er wusste eben mehr darüber, wie man die Kräuter einsetzen kann. So habe ich Neues in der Anwendung gelernt“, sagt er.

Srol kennt sich übrigens auch in der Geschichte der Kräuter aus. Beispiel Breit- und Spitzwegerich, die schleimlösend wirken und gut bei Husten sowie generell bei Erkältung sein sollen. „Hildegard von Bingen ging damals davon aus, dass der Breitwegerich für Männer und der Spitzwegerich für Frauen gut sei. Heute weiß man, dass im Spitzwegerich mehr Wirkstoffe drin sind“, berichtet der Wanderführer. Der Japanische Staudenknöterich indes, dessen Triebe wie Spargel zubereitet werden können, sei erst im 19. Jahrhundert aus Fernost nach Europa gekommen, um das Vieh zu ernähren, nennt Srol ein weiteres Beispiel. „Aber das hat sich irgendwie nicht durchgesetzt.“
Die Wanderung „Essbares Unkraut“ beginnt am Samstag, 5. Juli, um 10 Uhr an der Tourist-Information Bad Breisig. Die Teilnahme kostet 10 Euro, mit gültiger Gästekarte 8 Euro, Kinder sind frei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter Tel. 02633/45630 oder per E-Mail an tourist-info@bad-breisig.de