Bund fördert neues Forschungsprojekt im Kreis Ahrweiler mit knapp 1,5 Millionen Euro
Forschungsprojekt im Ahrkreis: Wie Geodaten dank KI aktuell bleiben sollen
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Forschungsleiter Christopher Frank von der der CISS TDI GmbH aus Sinzig hat unserer Zeitung das Projekt Kibi vorgestellt.
Silke Müller

Davon dürfte der eine oder andere schon einmal gehört haben: Es wird viel Zeit und Energie investiert, um Windkraftanlagen zu ermöglichen – und dann macht der Rotmilan den Planern einen Strich durch die Rechnung. Im Kreis Ahrweiler ist nun ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht worden. Es hat zwar nichts mit Windkraft zu tun, aber die Problematik, die in den Blick genommen wird, ist ähnlich.

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Konkret geht es um die Verbesserung des Grünland-Monitorings als Grundlage für eine gesteuerte Infrastrukturplanung. So fasst es Christopher Frank von der CISS TDI GmbH in Sinzig zusammen. Der 36-Jährige ist Forschungsleiter des Projekts, an dem sich neben der CISS TDI GmbH auch die mundialis GmbH aus Bonn, das Forschungszentrum Jülich und die Hochschule Koblenz beteiligen. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 1,48 Millionen Euro.

Aber was genau verbirgt sich hinter Kibi (Abkürzung für KI-basierte Identifikation und Klassifikation geschützter Pflanzengesellschaften aus Fernerkennungsbildern) und wofür ist es gut? Beispiel Bebauungsplan: „Um diesen aufzustellen, bedient sich eine Stadt amtlicher Geodaten“, erläutert Frank. Allerdings sei die Kartierung oft schon zwischen 10 und 15 Jahren alt, sodass beim eigentlichen Genehmigungsprozess des Bauvorhabens, also bei der Prüfung im Detail, herauskomme, dass die Geodaten nicht mehr aktuell seien, so der Forschungsleiter. „Denn eine Fläche verändert sich, oder es wird eine neue gebildet“, weiß Frank.

KI wertet Luftbilder aus

In diesem Fall ist es also nicht der Rotmilan, der den Bauherrn ausbremst, sondern nach europäischem Standard geschützte Pflanzengesellschaften, die nicht zerstört werden dürfen. Insgesamt berücksichtigt das Projekt Frank zufolge sechs verschiedene Lebensraumtypen, darunter etwa Feuchtwiesen, Flachland-Mähwiesen oder auch Linden-Ahorn-Wälder. „Das sind alles Typen, die im Kreis Ahrweiler und in den Nachbarkreisen häufig vorkommen“, erläutert der Forschungsleiter.

Im Forschungsprojekt soll nun versucht werden, auf Basis von aktuellen Luftbildern durch Satelliten und hochauflösenden Multispektralbildern von Tragschraubern, aber auch durch die Verwendung von sogenannten digitalen Orthofotos die Pflanzengesellschaften zu kartieren. Und zwar mithilfe von KI-Methoden. Das bedeutet, dass anhand aktuell vorliegender Bild- und Kartierungsdaten KI-Modelle trainiert werden. Läuft alles nach Plan, könnte Kibi auf Basis zukünftiger Luftbilder auf Knopfdruck die dann aktuellen Flächen mit geschützten Pflanzengesellschaften identifizieren. „Diese Ergebnisse können amtliche Kartierer nutzen, um gezielte Vor-Ort-Prüfungen durchzuführen. Denn eine flächendeckende Kartierung ist einfach viel zu kostenaufwendig“, sagt Frank und ergänzt zum Beispiel zum Bebauungsplan: „Die Stadt kann so auf aktuellere Daten zurückgreifen, aus denen reibungsärmere Genehmigungsprozesse resultieren.“

Hilfe bei Planung im Artenschutz

Aber Kibi könnte auch für andere Themenkomplexe hilfreich eingesetzt werden, etwa im Grünland-Monitoring allgemein für die Artenvielfalt. In Sachen Straßenbau zum Beispiel für die Suche nach idealen Ausgleichsflächen. „Das heißt: Da, wo der Lebensraum existiert, könnte er in der Fläche vergrößert werden, um langfristig erhalten zu bleiben“, erläutert Frank. Beim Mähen am Straßenrand könnte Kibi Auskunft geben, wo es aufgrund der aktuell existierenden geschützten Flächen besonders wichtig ist, auf die umweltschonenden, aber teuren Mähapparaturen zurückzugreifen.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Mit im Boot ist übrigens auch die Kreisverwaltung Ahrweiler, die Frank und seinem Team Zugriff auf eine Reihe von Daten gewährt. Deshalb wird zunächst erst einmal im Kreis geforscht, bevor später auch die Nachbarn einbezogen werden sollen.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter www.kibi-projekt.de

Die Innovationsinitiative des Bundes

Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr seit 2016 datenbasierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die digitale und vernetzte Mobilität der Zukunft. Die Projektförderung wird ergänzt durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung und durch die Bereitstellung von offenen Daten auf der Mobilithek. Weitere Informationen gibt es unter http://www.mFUND.de red

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