Ergebnisse des Bürgerdialogs
Flut-Erinnerung und -Dokumentation an einer Stätte
In verschiedenen Round-Table-Gruppen sammeln und diskutieren die Teilnehmer der Veranstaltung ihre Ideen für eine zentrale Dokumentationsstätte der Flutkatastrophe im Juli 2021 im Landkreis Ahrweiler.
Frank Bugge

Der Verein Zukunftsregion Ahr lädt Bürger immer wieder zum Dialog, um über die weitere Planung von Flut-Gedenk- und -Dokumentationsstätten zu sprechen. Bei der jüngsten Zusammenkunft wurden nun einige konkrete Vorstellungen laut.

Eine zentrale Flut-Dokumentationsstätte wird gewünscht, während die Erinnerung an die Katastrophe vom Juli 2021 dezentral über das gesamte Ahrtal verteilt stattfinden soll. Hochwassermarken, Bilder oder lokale Gedenkorte könnten helfen, das Geschehene sichtbar zu machen. Gleichzeitig soll eine zentrale Erinnerungs- und Dokumentationsstätte als Gedenk-, Wissens- und Lernort fungieren, der sowohl den Flutbetroffenen als auch Schulklassen und Touristen offensteht. Das ist das Ergebnis des Workshops „Zentrale Dokumentation und Erinnerungsstätte für den Landkreis Ahrweiler“, zu dem der Verein Zukunftsregion Ahr die Bürger eingeladen hatte. Es sollten die Ergebnisse eines ersten Treffens besprochen und im offenen Dialog ohne Vorgaben vorangetrieben und detaillierter diskutiert werden. Beteiligten sich im September noch gut 50 Bürger, so saßen jetzt in den Räumen der Kommunikationsagentur Shapefruit in der Telegrafenstraße nur zwei Dutzend Interessierte in vier Tisch-Arbeitskreisen zusammen, sammelten und besprachen ihre Ideen allerdings sehr intensiv.

In seiner von der Flut zerstörten Ahr-Vinothek am Ahrufer bei Marienthal bietet Michael Lang eine eindrucksvolle Flut-Foto-Video-Ausstellung mit Flut-Exponaten. Ab Ostern ist wieder geöffnet.
Frank Bugge

Für den siebenköpfigen Vorstand begrüßten Jürgen Schwarzmann, Ortsbürgermeister Hönningen, und Richard Lindner, Ortsvorsteher von Bad Neuenahr, die Gäste. Sie stellten David Bongart, unter anderem Projektleiter Tourismus-Konzept Ahrtal, als “Interimsmanager„ des Vereins vor. Der hatte sich zu Jahresbeginn nach nur einem Jahr einvernehmlich von Geschäftsführer Christoph Klötzer getrennt. Die Stelle war ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist ist abgelaufen. Zum 1. Juni soll die Neubesetzung erfolgen.

Einer der Tisch-Arbeitskreise
Frank Bugge

Moderator Frank Mies von Shapefruit fasste die Ergebnisse des ersten Treffens zusammen, aus denen nun die “Inhalte einer Dokumentationsstätte„ erarbeitet werden sollten: Überschriften für die Round-Table-Arbeitsgruppen waren “wissenschaftliche Betrachtung„, “die menschliche Seite„, “Lehren für die Zukunft„ und “Exponate„. Eine Idee: ein begehbares nachgestelltes Tiny House zu präsentieren. Daneben sollten Schicksale in Zeitzeugeninterviews, in privaten Aufnahmen sowie die unfassbar hohe Solidarität der nationalen und internationalen Helfer in den Fokus gestellt werden. Die Dokumentation soll sich nicht nur auf die Ereignisse der Flut beschränken, sondern auch den zeitlichen Verlauf, die sozialen und wissenschaftlichen Hintergründe des Klimawandels sowie mögliche Lehren für die Zukunft darstellen. Themen sollen die Bedeutung von Hochwasserschutz und Resilienz für künftige Generationen und die Integration von Wissenschaft, Forschung und digitalen Technologien wie Video-Visualisierungen sein. Mit Mitteln der Kunst und der Kultur soll das Erlebte aufgearbeitet und dargestellt werden. Notwendig sei eine touristische Nutzungskomponente, um das Gedenken zu erhalten, um nicht zuletzt die Finanzierung zu sichern.

Nächste Runde am 8. April geplant

Stehen die Inhalte für eine Stätte fest, könnten Standort, Gestaltung und Finanzierung besprochen werden, wie Mies sagte. Die nächste Gesprächsrunde ist am 8. April im Veranstaltungsraum „Dünalü“ in Dümpelfeld. Die weiteren Termine finden am 5. Mai in Altenahr und am 21. Mai in Sinzig statt.

Der Verein Zukunftsregion Ahr setzt sich nach eigenen Angaben für die nachhaltige Entwicklung des Landkreises Ahrweiler ein. Im Fokus stehen innovative Energielösungen, Klimaschutz, regionale Wertschöpfung und eine resiliente Infrastruktur. Durch den Austausch mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft werden zukunftsweisende Projekte initiiert und begleitet, um die Region nachhaltig zu stärken.

Das gibt es: Flut-Museen und Gedenkorte

Michael Lang bietet in seiner von der Flut zerstörten Ahr-Vinothek am Ahrufer bei Marienthal eine eindrucksvolle Flut-Foto-Video-Ausstellung mit Flut-Exponaten. Das Flutmuseum in Kreuzberg soll zum „Outdoormuseum“ ausgebaut werden. Noch immer liegen am Ufer in Bad Neuenahr die Reste der Maria-Hilf-Brücke. Es gibt den Wunsch, die Trümmer als Mahnmal zu erhalten. Der Verein „DenkAhr“ plant im Kaiser-Wilhelm-Park von Bad Neuenahr nach einem Entwurf von Jochen Diedenhofen eine 14 Meter lange und 4,50 Meter hohe Wand. Die Steine werden der Kirche St. Andreas in Ahrbrück entnommen.

Beim Projekt “MemoriAhr – die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. Erinnerungen für die Zukunft“ werden Stelen an über 30 Orten entlang der Ahr mit jeweils vier Tafeln über die Katastrophe und die Zeit danach informieren. Per QR-Code wird man auf das digitale Landesportal „Kreuz, Rad, Löwe – Kulturerbe Rheinland-Pfalz“ geleitet. Hier erzählen in 28 Videos ausgewählte Zeitzeugen ihre Geschichten. Dazu gibt es schriftliche Erlebnisberichte aus allen betroffenen Orten und Texte zur Situation nach der Flut werden. Eine 31-köpfige Bürgerinitiative (Initiatorin: Annette Holzapfel) und mehr als 70 Unterstützer arbeiten am Projekt.

Initiatoren des "museum of modern ahrts“ (momahr) sind Marc Adeneuer und Peter Kriechel vom Verein „AHR – A Wineregion needs Help for Rebuilding“ sowie Daniel Koller. Im Mittelpunkt des Projektes steht ein großer, aus 3,5 Tonnen Kunstharz bestehender Würfel, in dem Flut-Exponate eingeschlossen sind. Online gibt es Video-Installationen und Augenzeugenberichte. Die 2023 neu gebaute und geweihte St.-Donatus-Flutkapelle oberhalb von Walporzheim ist nach dem Willen der Initiatoren (Bürger und Geschäftsleute) als „Ort der Besinnung, Bewältigung und Verarbeitung der Katastrophe“ gedacht. Gedenksteine gibt es unter anderem in Dorsel (Campingplatz), vor Hönningen und in Sinzig in der Hohenstaufenstraße.

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