Wie Christian Weidenbach, Büroleiter bei der Stadtverwaltung Sinzig berichtet, hält die Kommune derzeit 581 Plätze vor, insgesamt sind es 756. Aber das reicht nicht. Deshalb baut Sinzig aktuell gerade an zwei neuen Kindergärten: in Koisdorf und im Weidenweg in der Kernstadt. Beide sollen voraussichtlich im Frühjahr 2023 eröffnet werden. „Zudem befindet sich die Erweiterung der Kindertagesstätte in Löhndorf aktuell in der Planungsphase. Weitere Projekte zur Schaffung von Plätzen sind in Prüfung“, so Weidenbach über den Stand der Dinge. „Ziel der Stadt Sinzig ist es, allen anspruchsberechtigten Kindern einen Platz zur Verfügung zu stellen“, betont er.
Auf der Suche nach Personal
Auch was die Erzieher betrifft, ist die Stadt Sinzig auf der Suche nach Personal – vor allem auch im Hinblick auf die Eröffnung der beiden neuen Kindertagesstätten. Aber nicht nur, denn auch in den bestehenden städtischen Einrichtungen herrscht Mangel, aber immerhin kein signifikanter, wie Weidenbach mitteilt. Derzeit beschäftigt die Stadt Sinzig 135 Erzieher, verteilt auf rund 73 Vollzeitäquivalente (VZÄ). Der Ausdruck bezieht sich auf die Anzahl der Stunden, die eine Vollzeitkraft pro Woche arbeitet. „Aktuell sind rund acht VZÄ nicht besetzt“, informiert Weidenbach. Und wenn Fachkräfte in den Einrichtungen lang- oder auch kurzfristig ausfallen, hat das Konsequenzen – auch in Sinzig. „Dann müssen Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden“, erläutert der Büroleiter. In der Regel gehe dies mit Einschränkungen der Öffnungszeiten oder der Belegung von Plätzen einher.
„Für kurzfristige Ausfälle hat die Stadt Sinzig den sogenannten ,Vertretungspool' für jede Einrichtung geschaffen“, berichtet Weidenbach. Auf diese Weise sollen Ausfallzeiten ausgeglichen werden. Aber: „Die Besetzung von dauerhaft vakanten Stellen stellt sich als große Herausforderung dar, da es nahezu keine verfügbaren Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt gibt“, so der Büroleiter und verweist auf den „Länderreport frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung. „Trotz der genannten Herausforderung setzt die Stadt Sinzig alles daran, offene Stellen zu besetzen, indem laufend Ausschreibungen veröffentlicht und die Fachschulen kontaktiert werden“, führt Weidenbach aus. Denn: „Personalmangel bedeutet, wie bereits erwähnt, Einschränkung in der Betreuung von Kindern. Dies ist ein Umstand, den die Stadt Sinzig sehr bedauert, da die qualitativ hochwertige Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder eine zentrale Aufgabe darstellt“, führt der Büroleiter aus.
Situation in Remagen etwas entspannter
Etwas entspannter stellt sich die Situation, was den Fachkräftemangel in Kitas betrifft, in der Stadt Remagen dar. Büroleiter Marc Göttlicher jedenfalls antwortet auf RZ-Anfrage: „Erfreulicherweise haben wir derzeit nur wenige vakante Erzieherstellen in den städtischen Einrichtungen, sodass wir hier keine Betreuungsprobleme haben.“ Allerdings könne man temporäre krankheitsbedingte Ausfälle natürlich nie ausschließen, fügt er hinzu. Insgesamt beschäftigt die Stadt Remagen Göttlicher zufolge derzeit 120 Erzieher für die 440 Kitaplätze in städtischer Trägerschaft, die sich auf fünf Einrichtungen aufteilen.
Die Zahl der Kitaplätze insgesamt im Stadtgebiet von Remagen gibt der Büroleiter mit 800 an. Neben den fünf Einrichtungen der Stadt gibt es vier in kirchlicher Trägerschaft sowie eine am RheinAhrCampus. Aber in Remagen sind die Plätze ebenfalls nicht ausreichend. Deswegen wird die Verwaltung auch dort tätig. „Im Jahr 2023 wird die Stadt eine weitere Kindertagesstätte im Ortsteil Bandorf bauen, die im Sommer 2024 bezugsfertig sein soll. Ebenfalls beginnt im kommenden Jahr die Planung für einen weiteren Kitaneubau in Remagen. Hier ist der Bezug für 2025 vorgesehen“, informiert Göttlicher.
Handlungsbedarf auch in Bad Breisig
Auch in der Verbandsgemeinde und der Stadt Bad Breisig fehlt es an Kitaplätzen. Die Stadt verfügt über 380, die sich auf drei Einrichtungen verteilen. Hinzu kommt eine Kita in kirchlicher Trägerschaft. Laut Pressesprecher Dominik Schmitz fehlen allein in der Stadt 173 Plätze. In Brohl-Lützing ist der Anbau an die sich in kommunaler Trägerschaft befindliche Kita Spatzennest realisiert worden. Damit wurden weitere 25 Plätze geschaffen. Schmitz geht davon aus, dass die neue Gruppe wohl noch im Januar eröffnet wird. Zudem gibt es in Brohl die Kita St. Johannes der Täufer, die sich in kirchlicher Trägerschaft befindet. In die Kita Villa Kunterbunt in Gönnersdorf gehen derzeit elf Kinder aus der Stadt Bad Breisig. Wie der Pressesprecher erläutert, können dort bis auf wenige Jungen und Mädchen alle angemeldeten Kinder betreut werden. In Waldorf befindet sich nur eine Einrichtung mit 57 Plätzen in kirchlicher Trägerschaft. Das Besondere dort ist die Waldgruppe, die Platz für 20 Kinder bietet.
Es besteht also vor allem in der Stadt Bad Breisig Handlungsbedarf, um das Angebot zu vergrößern. „Zunächst planen wir den Neubau einer sechsgruppigen Einrichtung im Bereich Hasenberg. Im Zusammenwirken zwischen Pädagogischer Fachaufsicht, Verwaltung sowie den beteiligten Behörden aus Kreis und Land laufen darüber hinaus die konzeptionellen Planungen mit Blick auf alternative und schnell umzusetzende Konzepte, um der Bedarfssituation innerhalb der Stadt und VG Bad Breisig weiterhin gerecht zu werden“, führt Schmitz aus. Und er ergänzt: „Neben der grundsätzlichen Findung von geeigneten Standorten spielen hier natürlich auch die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben sowie die Einbindung der politischen Gremien eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zum jetzigen Zeitpunkt können daher noch keine weiteren Details zu den weiteren laufenden Planungen bekannt gegeben werden.“
Nichtfachkräfte im Einsatz
Was die Suche nach Erziehern angeht, macht auch Bad Breisig keine Ausnahme. „Der deutschlandweite Fachkräftemangel ist auch in der Verbandsgemeinde Bad Breisig spürbar, und so sind die Träger fortlaufend auf der Suche nach qualifiziertem Personal und Fachkräften“, berichtet Schmitz. Es gebe immer wieder Stellenausschreibungen, und auch über persönliche Netzwerke der Beschäftigten werde der Kontakt zu potenziellem Fachpersonal gesucht, so Schmitz. „Parallel wird in vielen Kitas auch ausgebildet, um über diesen Weg eine frühzeitige Personalgenerierung und -bindung zu erzielen“, berichtete er weiter. Neben der Teilausbildung über mehrere Jahre sowie der Erzieherausbildung im herkömmlichen Sinne werden Schmitz zufolge auch spezielle Angebote für Schulpraktika angeboten, um für das Berufsbild „Erzieher“ zu werben.
Ein Teil der nicht besetzten Stellen kann in der Verbandsgemeinde Bad Breisig mit Nichtfachkräften abgedeckt werden. „Ansonsten bleiben lediglich die Maßnahmen, die sogenannte Fachkraft-/Kind-Relation aufeinander abzustimmen und entsprechen anzupassen. Kurz: Es können dann keine weiteren Kinder mit Blick auf die gesetzlichen Vorgaben aufgenommen werden, und/oder bestimmte Angebote innerhalb der Kitas können nicht angeboten werden“, erläutert Schmitz. Er weiß: „Leidtragende sind in den Familien meist Frauen und Kinder. In diesen Fällen kommt es zu längeren Wartezeiten bis zu Aufnahme und Platzvergabe an die Kinder. Den Kindern fehlt der soziale Kontakt und Austausch mit anderen Kindern. Diese Situation stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen mit Blick auf die Betreuung.“