Außerdem zeigte er verschiedene Praxisbeispiele der schonenden landwirtschaftlichen Bearbeitung und Pflege von Böden sowie Möglichkeiten des Wasserrückhalts und des Erosionsschutzes. „Weltweit, aber auch im Kreis Ahrweiler, werden Wetterextreme, wie anhaltende Trockenheit, Hitze sowie Stark- und Dauerregenereignisse in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels weiter stark zunehmen. Ackerflächen reagieren aufgrund der regelmäßigen Bodenbearbeitung grundsätzlich stärker auf solche Extreme als beispielsweise Waldflächen oder Grünland. Daher bedürfen landwirtschaftlich genutzte Ackerböden einem besonderen Augenmerk und einer angepassten Bewirtschaftung“, erklärte Stohl.
Die Vermeidung von Bodenerosion – also dem Verlust von Boden – ist nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch im eigenen Interesse.
Referent Ulrich Stohl
Die Herausforderung liege darin, einerseits gegen den Klimawandel vorzugehen, andererseits die wetterbedingten Einflüsse mit ihren Intensitäten anzunehmen und Bewirtschaftungssysteme umzusetzen, welche der Situation gerecht werden. Der Bodenkundler betonte außerdem: „Landwirte wissen um den unschätzbaren Wert ihrer Böden als Wirtschaftsgrundlage. Die Vermeidung von Bodenerosion – also dem Verlust von Boden – ist daher nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch im eigenen Interesse.“
Böden müssen Niederschläge bis zur Sättigung aufnehmen
Um Erosionsereignisse erfolgreich und dauerhaft einzudämmen, müssen Ackerböden in der Lage sein, Niederschläge bis zur natürlichen Sättigung aufzunehmen. Gleichzeitig muss möglicher Oberflächenabfluss eingedämmt werden, damit das Wasser im Boden zur Verfügung steht, das Ausspülen von Nährstoffen verhindert wird und keine zusätzlichen Schäden – zum Beispiel bei Abfluss in Wohngebiete – anrichtet.
Wir werden Extremereignisse mit dem Ausmaß der Flut 2021 nicht aufhalten können, aber wir können Strategien entwickeln, uns gegen mittlere Wetterextreme zu wappnen.
Ulrich Stohl
Vor allem durch die Fruchtauswahl und Art der Bodenbearbeitung könne ein erheblicher Beitrag zur Wasseraufnahme geleistet und so der Wasserrückhalt gefördert werden, erklärte Stohl. Weitere wirksame Maßnahmen seien unter anderem die Anlage von Schutzstreifen, die Anpassung und Pflege von Feldwegenetzen sowie die richtige Auswahl der Arbeitsgeräte und Maschinen. „Schon durch einen angepassten Reifeninnendruck an schweren Maschinen lässt sich beispielsweise die Bodenbelastung reduzieren, da der Boden hierdurch weniger stark verdichtet wird“, so Stohl.
Arbeitsgruppe soll Maßnahmen des Bodenschutzes erarbeiten
Im Kreis Ahrweiler würden rund 245 Quadratkilometer Fläche landwirtschaftlich genutzt. Entsprechende Schutzmaßnahmen und Vorbereitungen der Böden könnten daher einen Beitrag zum Wasserrückhalt in der Fläche leisten und seien somit ein Baustein der Hochwasservorsorge. Während des Workshops der Hochwasserpartnerschaft wurde daher auch die Gründung einer Arbeitsgruppe bekannt gegeben, die Möglichkeiten und Maßnahmen des Bodenschutzes spezifisch für den Kreis Ahrweiler erarbeiten möchte. „Wir werden Extremereignisse mit dem Ausmaß der Flut 2021 nicht aufhalten können, aber wir können Strategien entwickeln, uns gegen mittlere Wetterextreme zu wappnen“, betonte der Experte. red
Der Vortrag von Ulrich Stohl ist über die Internetseite des Kreises unter https://kreis-ahrweiler.de/hochwasserpartnerschaft-ahr abrufbar. Der nächste Workshop der Hochwasserpartnerschaft findet am Donnerstag, 30. November, in Dernau statt und befasst sich – aufbauend auf das Thema Starkregenereignisse und ihre Auswirkungen auf landwirtschaftliche Flächen – mit „Wasserrückhalt auf Weinanbauflächen“.