Strecke zwischen Remagen und Ahrweiler mit viel Prominenz wieder freigegeben
Es sind wieder Züge im Ahrtal unterwegs: Die Bahn fährt, allerdings zunächst nur bis Ahrweiler
Über so viel Aufmerksamkeit aus aller Welt für die kleine Ahrtalbahn schienen auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (rechts) und Bahn-Vorstandsmintglied Roland Pofalla (2. Reihe) überrascht zu sein.
Hans-Jürgen Vollrath

Kreis Ahrweiler. Die verheerende Flut Mitte Juli hat nicht nur Häuser und Gebäude verwüstet und beschädigt, sondern auch große Teile der Infrastruktur zerstört. Besonders hart getroffen hat es die Ahrtalbahn. Die Wucht der Wassermassen hat die über 110 Jahre alte Bahnstrecke auf vielen Abschnitten regelrecht weggeschwemmt.

Nach rund vier Monaten konnte am gestrigen Montag ein zwölf Kilometer langer Streckenabschnitt wieder für den Bahnverkehr freigegeben werden: Zwischen Remagen und Ahrweiler verkehren ab sofort zweimal in der Stunde wieder Züge. „Heute ist ein wichtiger Tag, ein Meilenstein beim Wiederaufbau für das Ahrtal. Das zeigt, dass wir bei der Mammutaufgabe des Wiederaufbaus mit sichtbaren Schritten vorankommen. Für die Menschen bringt es große Erleichterungen und Normalität in ihrem Alltag, denn sie können nun im rheinnahen Streckenabschnitt wieder jeden Tag gut mit der Bahn unterwegs sein“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Dies sei vor allem der Deutschen Bahn und allen Beteiligten zu verdanken, die in Rekordzeit den Streckenabschnitt wiederhergestellt hätten. „Unser gemeinsames Ziel ist ein zügiger und gleichzeitig nachhaltiger Wiederaufbau des Ahrtals. Dafür setzt sich die Landesregierung mit höchster Priorität und unter breiter Einbindung von Unternehmen, Verbänden, Kommunen und der Bürger in der Region ein“, betonte Dreyer.

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur ergänzte „Wir werden zwar noch längere Zeit mit den langfristigen Folgen dieser Flutkatastrophe zu kämpfen haben, aber ich versichere Ihnen, dass wir in unserem Engagement beim Wiederaufbau der Infrastruktur nicht nachlassen werden. Die notwendigen Gelder stehen bereit, die Arbeiten laufen mit Hochdruck.“

Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, im Bereich Infrastruktur ergänzte: „Der Wiederaufbau war ein echter Kraftakt. Unermüdlich haben unsere Mitarbeiter gemeinsam mit den Fachkräften der Bauunternehmen daran gearbeitet, die zerstörten Bahnanlagen zu reparieren und wiederaufzubauen. Mit diesem Engagement konnten wir die Arbeiten vier Wochen früher abschließen als ursprünglich gedacht.“ Auch für die restlichen Streckenabschnitte wolle man Tempo machen und überall in den von der Flut getroffenen Gebieten sollten die Menschen so schnell wie möglich wieder Bahnfahren können.

Ab dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember wird der nächste Streckenabschnitt der Ahrtalbahn in Betrieb gehen: Dann nimmt die DB auch wieder den Verkehr bis Walporzheim auf. Wann mit einer Inbetriebnahme der restlichen Strecke zu rechnen sei, ließ Pofalla trotz mehrfacher Nachfrage offen mit der Begründung, dass die Schäden auf dem Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück besonders schwerwiegend seien. Hier müssen laut Pofalla acht Brücken und nahezu alle Stützbauwerke ersetzt und neue Schienen verlegt werden. Hinzu komme die Instandsetzung von sieben Bahnübergängen und der zerstörten Stellwerke in Dernau und Kreuzberg. „Das im Bau befindliche elektronische Stellwerk der Ahrtalbahn wird von Grund auf neu konzipiert. Parallel laufen erste Planungen für die Rundumerneuerung der Eisenbahninfrastruktur und einer mögliche Elektrifizierung“, so Pofalla.

Besonders stark betroffen war unter anderem Heimersheim: Hier trug das Wasser den kompletten Bahnsteig davon, zerstörte den Bahndamm auf 1,5 Kilometer Länge und riss mehr als 1,2 Kilometer Gleise aus ihrer Lage. Für den Wiederaufbau der zerstörten Gleise mussten die Fachkräfte der Deutschen Bahn (DB) und Spezialfirmen Tonnen angeschwemmten Schuttes entfernen. Anschließend haben sie Gleise, Bahndämme und Technik repariert und teilweise neu gebaut. Die Schienen verliefen in Heimersheim vor der verheerenden Flut sehr nah am Flussbett der Ahr und sind exakt dort auch wieder aufgebaut worden. Warum an gleicher Stelle und ohne Rücksichtnahme auf den Hochwasserschutz, darauf hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Montag keine zufriedenstellende Antwort. Es sei nötig gewesen, die Strecke wieder schnell in Betrieb zu nehmen, die Flutschäden schnell auszugleichen und den Verkehr wieder zu ermöglichen. „Mir ist es jetzt lieber wieder unter Verkehr zu sein und das System Schiene wieder funktionsfähig zu haben, als jahrelange Planungen in Kauf zu nehmen“, so Scheuer.

Für den Sprecher des Vereins “Freunde der Ahrtalbahn", Wolfgang Groß, ist die Elektrifizierung der Strecke wichtig, sie generell zu modernisieren und die Stellwerktechnik zu digitalisieren. „Wir haben die große Chance mit dem Wiederaufbau die Modernisierung der Schienen, die Elektrifizierung und eine moderne Signaltechnik voranzutreiben.“ Unter optimalen Bedingungen werde der Wiederaufbau der restlichen Strecke fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen, meinte Groß.

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