„Wir haben sofort alle unsere Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt“, berichtet Piel. „Nach sieben Monaten Schließung sind wir alle sehr froh und glücklich, endlich wieder Gäste hier zu haben.“ Und das merkt man: Zur großen Eröffnung vor gut einer Woche hing ein großes „Welcome back“-Banner in der Jugendherberge, die Hecken wurden frisch gestutzt, es gab Luftballons und kleine Traubenzuckerlollis für die Gäste.
Natürlich gibt es in den Jugendherbergen in der Kreisstadt und in Altenahr Hygienekonzepte. Wer einchecken möchte, muss vollständig geimpft oder genesen sein oder einen zertifizierten, negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden ist. Man kann sich aber auch direkt in den Jugendherbergen testen lassen. Wer einen längeren Aufenthalt plant, muss alle 48 Stunden einen neuen Test machen. In den Häusern gilt die Maskenpflicht. In Restaurants können bis zu fünf Personen aus maximal fünf Hausständen an einem Tisch sitzen. Kinder bis einschließlich 14 Jahren bleiben dabei außer Betracht. Gruppen wird ein separater Bereich zugewiesen.
In Großstädten sieht die Lage anders aus
Auch in den kommenden zwei Monaten ist die Jugendherberge in Bad Neuenahr-Ahrweiler gut gebucht, an den Wochenenden sind nur noch einzelne Zimmer frei. Unter der Woche sei es etwas ruhiger, sagt Piel. Aber langsam würden auch wieder Tagungsgruppen und Schulklassen buchen. „Gerade ist die katholische Landjugend bei uns zu Gast“, erzählt der Herbergsleiter. An den Wochenenden würden vor allem Paare und Familien anreisen.
Andere Jugendherbergen haben es indes nicht so gut. In vielen großen Städten, beispielsweise in Köln, sind die Jugendherbergen seit ihrer Wiedereröffnung nicht einmal zur Hälfte belegt. „Man merkt, die Menschen zieht es aufs Land“, versucht Piel, diese Entwicklung zu erklären. „Wandern zum Beispiel hat in der Pandemie ja einen unheimlichen Boom erlebt. Und es ist auch verständlich, dass einige Gäste noch die Städte meiden, weil dort ja einfach mehr Menschen zusammenkommen.“
Glücklich über die vielen Gäste
Oliver Piel hat viel Verständnis für seine Gäste. Dabei muss auch er sich erst an die „neue Situation“ gewöhnen. Als er im April vergangenen Jahres seine Stelle als Jugendherbergsleiter antrat, nahm die Corona-Pandemie gerade ihren Lauf. Ein Haus voller Gäste – das ist für den 45-Jährigen noch ungewohnt. „Aber schön“, sagt er. „Ich bin begeistert, dass ich abends nicht mehr durch ein leeres Haus laufen muss auf der Suche nach einem Wasserhahn, den wir nach der Leitungsspülung zum Schutz vor Legionellen vielleicht vergessen haben, wieder abzustellen. Wir sind superglücklich hier, dass wir endlich wieder ganz normal arbeiten können – mit Gästen. Das merkt man auch in unserem Team.“
Doch die Jugendherberge habe in den Monaten der Schließung Umsatzeinbußen verzeichnet, die nicht wieder auszugleichen sind. „Dennoch hat sich der Vorstand der Jugendherbergen entschieden, die Preise für Übernachtungen nicht anzuziehen. Das ist eben auch Jugendherberge – da spielt der Profit keine so große Rolle“, sagt Piel. Er hofft, dass sich in den kommenden Monaten noch mehr Schulklassen ankündigen, dass es weitere Lockerungen gibt, und dass Tests vielleicht irgendwann nicht mehr gebraucht werden. Der personelle und zeitliche Aufwand seien aktuell sehr groß, um Tests zu machen und Unterlagen zu kontrollieren. Maske und Abstand, sagt er, damit müssten wir wahrscheinlich noch länger leben. Aber man kann sich mit vielem arrangieren. Nur eine Jugendherberge ohne Gäste – das ist einfach nichts.