Erste Vierbeinerführung bringt Chihuahua, Zwergspitz, Havaneser und Co. in einer Ausstellung zusammen
Erste Vierbeinerführung mit Hunden: Warum im Arp Museum „tierisch“ was los ist
Petra Ochs

Mit der Dogge oder dem Schäferhund ins Museum? Nein, die großen Hunde bleiben dann doch zu Hause: Bei der ersten Vierbeinerführung durch die Ausstellung „Tierisch was los“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck sind die Kleinen ganz klar in der Mehrheit. Bahn frei für Chihuahua, Zwergspitz, Havaneser und Co.

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Petra Ochs

Auch für Kunstvermittler Jérôme Padilla ist es eine Premiere: So eine Führung hat er noch nie angeleitet. Für seine Bemerkung „Ich hoffe, Ihre Hunde sind alle dicht“ erntet er den ersten Lacher. Der Rest ist beinahe Routine. Für Aufregung gibt es ja auch gar keinen Grund, denn an seiner Seite weiß Padilla Hundetrainer Peter Hermann Schmoldt – sozusagen als externe Ordnungskraft. Doch einschreiten oder zurechtweisen muss Schmoldt gar nicht: Alle Vierbeiner der Führung zeigen sich heute von ihrer besten Seite – kontaktfreudig, aber nicht zu aufgeregt, immer freundlich und aufgeschlossen. Eben so, wie es sich alle Hundebesitzer bei ihren Vierbeinern wünschen würden.

Hunde zeigen wenig Interesse

Ist es vielleicht die besondere Ausstrahlung des Museums? Eher nicht: In Ehrfurcht erstarrt hier keiner. Auch kein Hund. Warum auch? Die Kunst selbst hängt da oben an den Wänden – außerhalb des Blickfelds der Vierbeiner. Und so können – zum Glück – auch die altmeisterlich „porträtierten“ saftigen Fleischstücke des zeitgenössischen Malers Ben Beyer bei ihnen keinen Speichelfluss auslösen. Der Parkettboden dankt.

Sehr wohl erreichbar sind dagegen die in den Ausstellungsräumen verteilt stehenden Podeste, auf denen die Skulpturen präsentiert werden. Doch wirklich attraktiv sind die für die Vierbeiner auch nicht – ihnen fehlt einfach das Aroma einer anständigen Straßenlaterne oder Häuserecke. Langweilig eben, findet nicht nur Mischlingshund Tomte. Das einzig Spannende sind die anderen Hunde und ihre Menschen. Und ganz am Rande vielleicht noch die Töne, die in einigen Ecken der Ausstellung per Bewegungsmelder ausgelöst werden: Nähert sich jemand den Hundeporträts des Tierfotografen Walter Schels, wird leises Gebell hörbar, das Gleiche bei den Kuh-Porträts der Fotografin Ursula Böhmer – mit dem Unterschied, dass es hier natürlich nicht bellt, sondern muht.

Petra Ochs

Eine ganze Reihe dieser Spielereien zeichnet die Schau „Tierisch was los“ aus. Und die Vierbeinerführung ist eine davon. Ebenso der Bildschirm, auf dem in einer Endlosschleife Fotografien von Menschen und ihren Tieren zu sehen sind. Leute wie du und ich. Darunter auch Uschi Batscheider und ihre kleine Bolonka-Hundedame Loulou. „Das Foto haben wir bei 30 Grad Hitze am Strand aufgenommen“, erzählt sie am Ort in der Kunstkammer Rau. Denn die Bonnerin hat es sich nicht nehmen lassen, mit Loulou an der Hundeführung teilzunehmen.

Auch ein Kätzchen kann nichts bewirken

Lebhaft beobachtet die kleine Loulou das Geschehen. Und muss am Ende doch feststellen: Auf Stillleben lebt gar nichts mehr. Eigentlich. Denn auf Frans Snyders‘ „Jagdstilleben mit Früchten“, entstanden um 1630 bis 1640, haben sich zwischen die Früchte und das Wildbret zwei ziemlich lebendige Hühner gemischt. „Und selbst das ist noch zu langweilig“, bemerkt Kunstvermittler Padilla. Deshalb hat der Künstler in der rechten Bildecke auch noch ein lauerndes Kätzchen ins Spiel gebracht. Den Rest müssen sich die Bildbetrachter nun selbst ausmalen. Fest steht aber bereits: Was passieren wird, ist nicht mehr still auf diesem Stillleben.

Ich hoffe, Ihre Hunde sind alle dicht.

Kunstvermittler Jérôme Padilla

Derweil ist Kunstvermittler Jérôme Padilla schon zu einem anderen Kunstwerk übergegangen. Während er über die „Essenz des Kaninchens“ spricht, die der Künstler Dieter Roth in seiner Skulptur „Karnickelköttelkarnickel“ eingefangen hat, macht Zwergspitz Flauschi lieber Kunststücke. Dafür gibt es ja auch Leckerchen. Die hätte sicher auch der Vierbeiner nicht verachtet, den der Maler Johan Zoffany um 1780 neben seinem Herrchen George Steevens auf der Leinwand verewigt hat. Liebevoll legt der Porträtierte seinen Arm um den Hund, der auf dem Tisch neben Steevens sitzt. Fast auf Augenhöhe, ein Gefährte, Teil der Familie, gleichwertiger Partner. Ganz so, wie es die Hunde auch heute noch für uns sind.

Für Mittwoch, 22. März 2023, 17 bis 18 Uhr, hat das Arp Museum noch eine weitere Vierbeinerführung durch die Ausstellung „Tierisch was los“ im Angebot. Bis zu zehn Hunde und ihre Menschen können dabei sein. Einzige Bedingung: Die Hunde müssen sozialverträglich und leinenführig sein. Die Teilnahme kostet 7,50 Euro plus Museumseintritt, Anmeldungen sind unter Tel. 02228/942.536 oder per E-Mail an anmeldung@arpmuseum. org möglich.

Von Petra Ochs

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