Nonnenwerth
Ermittlungen gegen privaten Schulträger: Polizeieinsatz auf Insel Nonnenwerth
Mit dem Polizeiboot kamen die Fahnder auf die Insel.
privat

Polizeieinsatz auf Nonnenwerth: Am Mittwoch wurde die Inselschule durchsucht - staatsanwaltliche Ermittlungen ziehen aber noch weitere Kreise. Die Frage: Hat der private Schulträger beim Inselkauf und Verwendung von Spenden betrogen? (Anmerkung der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat das Ermittlungsverfahren zwischenzeitlich gemäß §170 Abs. 2 StPO eingestellt.)

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Mit dem Polizeiboot kamen die Fahnder auf die Insel.
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Polizeiliche Durchsuchung auf der Insel Nonnenwerth am Mittwochvormittag: Mit eigenem Boot setzten Kriminalbeamte auf die private Schulinsel bei Remagen über. Gegen den Schulträger und Inselbesitzer besteht nach Informationen der Rhein-Zeitung der Verdacht des Betrugs in zwei Fällen.

Offenbar geht es um den Kauf der Insel und des Klosters vom Dezember 2019. Damals hatte der bei Düsseldorf lebende Investor über eine seiner Firmen die Insel mitsamt dem Kloster und der Schule vom Orden der Franziskanerinnen von Nonnenwerth gekauft. Die Geschäftsanteile des Ordens an der Privates Gymnasium Nonnenwerth gGmbH gingen gleichzeitig an die Neusser Privatschule, die International School on the Rhine (ISR), über.

170 Jahre Schultradition

Damals wurde immer wieder die Fortführung der 170 Jahre währenden Schultradition zugesichert, die auch Teil der Geschäftsgrundlage für den Verkauf gewesen sein soll. Doch im November 2021 kündigte der Schulträger endgültig an, die Schule zum Schuljahresende im Sommer 2022 schließen zu wollen. Als Grund nannte er Probleme mit dem Brandschutz.

Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz am Mittwochnachmittag erklärte, deuteten erste Erkenntnisse allerdings darauf hin, dass es keine rechtsverbindliche Zusage einer Fortführung der Schule gegenüber den Veräußerinnen – gemeint ist offenbar der Orden der Franziskanerinnen – gegeben hat.

Nach dem Inhalt der dem Verfahren zugrunde liegenden Strafanzeige soll der Schulträger von Anfang an beabsichtigt haben, den Schulbetrieb nicht fortzuführen. Hierüber seien die Ordensschwestern angeblich getäuscht worden, die deshalb einen niedrigeren als den ansonsten erreichbaren Kaufpreis vereinbart hätten.

Was passierte mit den Spendengeldern?

Der zweite Vorwurf betrifft die Verwendung der Spendengelder, die die Eltern der Schüler über das Schulwerk an den Schulträger über Monate hinweg gezahlt haben. Etwa 1,14 Millionen Euro sind geflossen, ohne dass der Schulträger die sachgerechte Verwendung nachgewiesen haben soll, so der Vorwurf. Dazu ist er jedoch vertraglich verpflichtet.

Nicht nur auf der Insel Nonnenwerth selbst gab es Durchsuchungen. Wie die Staatsanwaltschaft erkälte, wurden insgesamt 13 Objekte im nördlichen Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen, darunter Räumlichkeiten des Schulträgers und des in Remagen ansässigen Ordens der Franziskanerinnen von Nonnenwerth, durch etwa 40 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie vier Beamtinnen und Beamte der Staatsanwaltschaft Koblenz durchsucht. Nach Informationen der Rhein-Zeitung soll die Polizei unter anderem auch dem Privatanwesen des Schulträgers sowie der International School on the Rhine in Neuss einen Besuch abgestattet haben.

„Auf der Grundlage der in der Strafanzeige angeführten Angaben hat die Staatsanwaltschaft den Anfangsverdacht des Betruges in einem besonders schweren Fall in zwei Fällen bejaht.“

So heißt es in der Presserklärung der Staatsanwaltschaft.

Die Ermittlungen gegen den Schultäger leitet die Staatsanwaltschaft in Koblenz, die auf eine Anzeige des Schulwerks hin tätig wurde. „Auf der Grundlage der in der Strafanzeige angeführten Angaben hat die Staatsanwaltschaft den Anfangsverdacht des Betruges in einem besonders schweren Fall in zwei Fällen bejaht“, heißt es in der Presserklärung der Staatsanwaltschaft. Peter Luft, Vorsitzender des Schulwerks, wollte sich auf Anfrage der Rhein-Zeitung mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Am Nachmittag meldete sich auch der Schulträger zu Wort: „Die auf Grundlage einer eingegangenen Strafanzeige erhobenen Betrugsvorwürfe gegen mich als Schulträger des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth entbehren jeder Grundlage. So gab und gibt es entgegen der Anzeige keine vertragliche Fortführungsverpflichtung gegenüber dem ehemaligen Schulträger – der Angela von Cordier-Stiftung – gegen die verstoßen wurde. Genauso haltlos sind die Vorwürfe einer Täuschung des Schulwerks in dem Sinne, dass eine Fortführung des Franziskus Gymnasiums von Anfang an nicht beabsichtigt war“, so der Schulträger.

Vorwürfe “falsch und ehrabschneidend"

Zu den Spendengeldern sagt er: „Auch dass ich mich als aktueller Schulträger an den eingegangenen Spendengeldern bereichert habe, ist angesichts des notwendigen, von mir persönlich getätigten Ausgleichs eines Millionendefizits im laufenden Schulbetrieb eine jeder Grundlage entbehrende Unterstellung. Die Informationen des Schulwerks und durch Herrn Peter Luft, auf deren Grundlage die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Amtsgericht Koblenz erfolgen, sind aus meiner Sicht nicht nur grundlegend falsch, sondern ehrabschneidend.“

Die eingesetzten Kriminalbeamten der Kripo Mayen haben nach Informationen der Rhein-Zeitung in erster Linie nach Computern, Chatprotokollen und privatem Mailverkehr im Zusammenhang mit dem Kauf und möglichen Absprachen zur Fortführung des Schulbetriebs auf der Insel sowie auf Unterlagen zur Verwendung der Spendengelder gesucht. In welchem Umfang Material auf der Insel sichergestellt wurde, ist derzeit nicht bekannt. „Die sichergestellten Beweismittel werden nunmehr auszuwerten sein“, so die Staatsanwaltschaft.

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