Klaudia Kronen schreibt ein Buch über die Auswirkungen der Katastrophe
Erlebnis der Flutnacht: Bad Neuenahrerin schreibt Buch über die Auswirkungen der Katastrophe
Klaudia Kronen und Ehemann Rainer in der neuen Wohnung. Er ist ihre wichtigste Stütze in der schwierigen Zeit der mentalen Genesung und immer für sie da.
Gabi Geller

Es ist nicht das erste Buch, das sich mit der Flut im Ahrtal befasst, und es wird auch nicht das letzte sein. Aber ganz sicher ist es eines der persönlichsten, ehrlichsten und mutigsten Erlebnisberichte über die Flutnacht und ihre Auswirkungen auf die Seele der Betroffenen.

Klaudia Kronen ist eine patente Frau, hat immer alles hingekriegt, vier Kinder und Job scheinbar problemlos gewuppt, mit Begeisterung und viel Engagement ihr Hobby, das Theaterspielen, gepflegt. Alle Wechselfälle des Lebens hat diese starke Frau scheinbar problemlos weggesteckt. Und dann reichte diese eine Nacht aus, um ihr seelisches Gleichgewicht zu kippen. Das Erlebnis der dramatischen Flutnacht beschreibt Kronen in ihrem Buch „Die Nacht der Flut – und die Zeit danach“ packend und spannend.

„Mit mir wurde es immer schlimmer“

Die Angst um die Freundin im überfluteten Souterrain, die Dunkelheit, das Geräusch der Wassermassen, die Unsicherheit, die Hilflosigkeit. Klaudia und ihr Mann Rainer finden Obdach bei der Tochter. Klaudia kriegt das Erlebte und Gesehene jedoch nicht aus dem Kopf. Ihre Wohnung im zweiten Stock blieb trocken. Immer wieder sagt sie sich: Ich habe doch eigentlich nichts verloren, anderen Menschen geht es viel schlechter. Stell dich nicht so an! Trotzdem: Klaudia verändert sich. Sie wird aggressiv, ungerecht und nervig. „Mit mir wurde es immer schlimmer,“ erzählt sie.

Die erste Panikattacke kam auf der Arbeitsstelle, einer Bad Neuenahrer Reha-Klinik. „Es war mir peinlich und ich habe mich gefragt: Wovor hast du denn Angst? Nimm dich zusammen!“ Die sehr gesellige Klaudia geht jetzt nicht mehr aus dem Haus. Mit ihrem Mann wohnt sie inzwischen in einer Wohnung im Haus der Schwiegereltern in Ahrweiler. Hier erlebt sie auch den Lichterzug der Traktoren, der im Advent unter dem Motto „Funke Hoffnung“ durchs Ahrtal fährt. „Ich konnte zum ersten Mal richtig weinen.“

Regelmäßige Therapiesitzungen

Mitte Dezember nimmt sie allen Mut zusammen und wählt die Nummer für Flutopfer bei der Dr. von Ehrenwall’schen Fachklinik. Klaudia Kronen weiß noch, wie sie sich schämte, dort anzurufen, weil es ihr doch gar nicht so schlecht wie vielen anderen ging. „Die Psychologin hat mir erst einmal nur zugehört und ich habe nur geredet.“ Es folgten regelmäßige Therapiesitzungen und Kronen arbeitet sich langsam wieder in Richtung seelisches Gleichgewicht. Sie erfährt, wieso und warum ihre Psyche so auf die dramatische Flutnacht reagiert hat. „Es ist furchtbar, wenn man nicht weiß, was mit einem selber passiert.“ Und sie erlernt Techniken, wie sich Panik und Angst bekämpfen lassen. „Ehrenwall macht ganz tolle Arbeit, die waren wirklich hilfreich.“

Die größte Unterstützung bei ihrer Genesung ist für Kronen die Familie. Die Kinder haben geholfen, wo sie konnten. Ebenso die Schwiegereltern. Allen voran aber wuchs Rainer, seit 13 Jahren Klaudias Ehemann, während ihrer Krise über sich selbst hinaus. „Es war nicht einfach für ihn. Ich war dauernd aggressiv. Und wenn ich hektisch und unruhig war, dann hat er einfach nur meine Hand genommen. Genau was ich brauchte.”

Das Buch „Die Nacht der Flut – und die Zeit danach“ kostet 13 Euro und ist erhältlich in der Buchhandlung Moses und der Ahrtorbuchhandlung.

Top-News aus der Region