Integrationslotsen des Jobcenters verhelfen Langzeitarbeitslosen zurück in den Arbeitsmarkt
Erfolgsgeschichte in Heimersheim: Nach zwölf Jahren wieder ein fester Job
Sie haben Klaus E. eine neue Chance gegeben: Horst Wershoven und Michael Juchem von der Heimersheimer Getränke Michel GmbH. Foto: Andrea Simons
Andrea Simons

Heimersheim. Es schien schon nicht mehr möglich: Zwölf Jahre lang war Klaus E. (Name geändert) nur drei Mal kurz überhaupt irgendwo fest beschäftigt, und das maximal acht Wochen. Trotzdem ist es nun gelungen, den Langzeitarbeitslosen wieder in ein festes Beschäftigungsverhältnis zu bringen.

Und das nun bereits seit zehn Monaten: Eine Erfolgsgeschichte für das Jobcenter Landkreis Ahrweiler sowie für die übrigen Beteiligten, und das nicht nur, weil ein ehemals lange Bedürftiger nunmehr keiner Leistungen aus dem Sozialsystem mehr bedarf.

Das Digitale ist sein Ding.

Michael Juchem von der Getränke Michel GmbH

Seit Anfang Oktober 2022 arbeitet Klaus E. bei der Getränke Michel GmbH im Heimersheimer Gewerbegebiet. Meist im Büro in der Firmenzentrale. „Ich kümmere mich um die Programmierung der Bestell-App, die wir nutzen, um Social Media und um die Homepage“, sagt er. „Das Digitale ist sein Ding“, bestätigt auch der Chef, Michael Juchem, und er freut sich, dass er einen neuen Mitarbeiter gewonnen hat und dieser sich sein festes Einkommen selbst verdient.

Auch wenn am Anfang viel individuelle Förderung notwendig sei und es immer noch Schritt für Schritt vorangehe, so Juchem: „Man muss Arbeitsaufträge konkreter und kleinteiliger formulieren.“ Aber es lohne sich. „Schon allein, wenn man sieht, wie er sich verändert hat, seit er bei uns ist. Er ist kontaktfreudiger, offener und kommunikativer. Die tägliche Arbeit gibt Sicherheit, Struktur und wieder Selbstvertrauen.“

Raus aus der Bedürftigkeit

Möglich gemacht hat diese Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten das Jobcenter Landkreis Ahrweiler mit seinem Integrationslotsen und Betriebsakquisiteur Horst Wershoven unter Verwendung des Teilhabechancengesetzes (THCG). Das 2019 installierte Gesetz des Sozialgesetzbuchs II regelt in seinen Paragraphen 16i und 16e die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen und die Teilhabe am Arbeitsmarkt. Arbeitgeber, die einen Langzeitarbeitslosen einstellen, erhalten demnach eine Förderung, und Langzeitarbeitslose eine Chance, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren und zu bewähren.

Dafür, dass die Menschen in der Region überhaupt erst davon erfahren und speziell Arbeitgeber die Möglichkeiten des Gesetzes nutzen können, um in Zeiten des Arbeitskräftemangels Personal zu generieren, sorgen die Integrationslotsen des Jobcenters Landkreis Ahrweiler – wie eben Horst Wershoven. „Der Schlüssel zum Erfolg ist der persönliche Kontakt“, sagt Wershoven. Und das in beide Richtungen.

Zum einen ist Horst Wershoven in der Region gut vernetzt, kennt zahlreiche Arbeitgeber persönlich und pflegt die Kontakte regelmäßig. Zum anderen schaut er sich auch die Herausforderungen für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters genau an. Rund 50 von ihnen widmet er sich über einen Zeitraum von einem halben bis zu einem Jahr intensiv, die Kontaktdichte ist intensiver als üblich. Dabei geht es auch darum zu eruieren, wie groß der Arbeitswille und die Motivation des Gegenübers sind und wo Schwächen und Stärken beziehungsweise bisherige Hinderungsgründe für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt liegen.

Hemmnisse abbauen

„Bei Klaus E. war es nicht so, dass er nicht arbeitswillig war. Er hat sich sogar öfter beworben, aber es hat nie gepasst“, berichtet Horst Wershoven. Zudem bleiben lange Zeiten ohne festen Job für Menschen wie Klaus E. nicht folgenlos, auch wenn sie vielleicht immer mal wieder hier und da etwas Geld verdienen. So kommen bei Langzeitarbeitslosen weitere Jobhemmnisse wie psychische Probleme dazu. Die zwei Integrationslotsen des Jobcenters Kreis Ahrweiler helfen Hemmnisse abzubauen und nutzen ihre Arbeitgeberkontakte, die bei ihnen etwa genauso viel Raum einnehmen wie die Kontakte mit den Jobcenter Kundinnen und Kunden.

Jederzeit und überall würde ich es wieder so machen, und die Möglichkeit des THCG und der Integrationslotsen kann ich nur empfehlen.

Michael Juchem

Bei Michael Juchem, den Wershoven bereits kannte, hat es gepasst. Und nach ein paar Tagen Praktikum war der Arbeitsvertrag für Klaus E. unterschrieben. Im Fall von Klaus E., der mehr als sechs Jahre durchgehend Sozialleistungen (früher Hartz IV) erhalten hat, zahlt der Bund laut Teilhabechancengesetzes (THCG) in den ersten beiden Jahren des Beschäftigungsverhältnisses 100 Prozent der Lohnkosten.

Und Michael Juchem legt für seinen neuen Mitarbeiter aus eigener Tasche freiwillig noch etwas drauf: als speziellen Anreiz. „Jederzeit und überall würde ich es wieder so machen, und die Möglichkeit des THCG und der Integrationslotsen kann ich nur empfehlen“, so Juchem. Auch wenn der Arbeitsvertrag geschlossen ist, werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer überdies vom Jobcenter noch sechs Monate durch einen Coach begleitet: die Integrationslotsen stehen darüber hinaus als Ansprechpartner zur Verfügung.

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