Was ist nötig, damit beispielsweise der Kreis Ahrweiler seinen Strombedarf bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bestreiten kann? Erste Antworten auf diese Fragen gibt die vom Bund finanzierte Studie „EnAHRgie – Einstieg in die Energiewende im Kreis Ahrweiler“, deren Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Klar ist, dass der Weg lang und steinig wird. Aber: Es könnte sogar eine Menge Geld dabei herumkommen.
Vor allem: Der Kreis, der hier als Modellregion fungiert, braucht mehr Windräder. Denn ohne den Ausbau der Windenergie wird er das Ziel nicht erreichen. Das belegt die Studie, die Projektkoordinator André Schaffrin an Landrat Jürgen Pföhler und weitere Funktionsträger der beteiligten Gemeinden überreichte. Was notorisch klamme Kommunen neugierig machen dürfte: Eine direkte Wertschöpfung von 65 bis 95 Millionen Euro pro Jahr durch Nutzung alternativer Energien wird prognostiziert.
Wissenschaftler der Europäischen Akademie in Ahrweiler haben mehr als zweieinhalb Jahre lang drei unterschiedliche Szenarien für eine erfolgreiche Energiewende im Kreis erarbeitet, die sie nun als Leitfaden an all jene weitergeben, die ein Konzept für die lokale Wende in ihrer Kommune koordinieren oder entwickeln wollen und dabei die Bürger mitnehmen möchten:
- Szenario 1 strebt eine Minimierung des für die Energieversorgung notwendigen lokalen Flächenverbrauchs bei gleichzeitiger Reduktion von Treibhausgasen und Energieverbrauch an.
- Szenario 2 beschreibt den forcierten Ausbau erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Minimierung von Treibhausgasen und Energieverbrauch. Außerdem wird in dieser Modellrechnung darauf geachtet, dass der Strom genau dann erzeugt wird, wenn er auch gebraucht wird.
- Szenario 3 legt den Schwerpunkt auf die Wirtschaftlichkeit und die Steigerung der regionalen Wertschöpfung.
Diese Szenarien sollen nun als Musterbeispiele für weitere Regionen der Bundesrepublik dienen und auch dort helfen, die erfolgversprechendsten Wege zu finden.
Das Konzept ist fertig, nun ist es Sache der Politik, aber auch jedes einzelnen Bürgers, diese Vorschläge umzusetzen. „Das Ob der Energiewende ist unstrittig, aber das Wie dagegen sehr“, erklärte Landrat Pföhler, der die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe bezeichnete. Wichtig sei eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit der Gemeinden.
Dass der Ahrkreis ein großes alternatives Energiepotenzial hat, sei offensichtlich. Und das werde ja auch bereits genutzt, etwa indem es keine fossilen Heizkessel mehr in den Kreisschulen gibt. Auch die Gründung der Solarstrom GmbH und der Ahrtalwerke als Lieferant für umweltfreundlicher Energie und Fernwärme zählen dazu. Untersucht wurde in der Studie aber auch, was das Potenzial einschränkt und welche Auswirkungen an Ort und Stelle zu berücksichtigen sind.
Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen bezeichnete die Energiewende als Herausforderung, die eine Bewusstseinsänderung aller Bürger voraussetze. Bad Neuenahr-Ahrweiler habe bisher versucht, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, sei aber trotzdem noch nicht in allen Belangen Vorreiter.
Jochen Tarrach