Noch bis Ende Juli werden im Baustoffzelt Kaiser in Grafschaft-Ringen und dem Spendenverteilzentrum Ahrtal in Grafschaft Gelsdorf Spendengüter, wie unter anderem Baustoffe, Kleidung und anderen Waren des täglichen Bedarfs, ausgegeben. Landrätin Cornelia Weigand dazu: „Den vielen Tausenden Helferinnen und Helfern sind wir Betroffenen im Ahrtal zutiefst dankbar. Es kann nicht oft genug betont werden, wie unverzichtbar und wichtig – sowohl in Bezug auf die Arbeit, die geleistet wurde, als auch in Hinblick auf die mentale Unterstützung – diese Hilfe in den vergangenen Monaten für uns war und ist. Es zeichnet sich jetzt aber ab, dass zunehmend Fachleute gebraucht werden, um die weiteren Arbeiten durchzuführen.“
Zum Teil ständen der finanzielle Aufwand für den Betrieb einzelner Einrichtungen und der Nutzen für die Betroffenen oftmals nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis, erklärte die Landrätin weiter. Hinzu käme, dass die Zusammenarbeit mit einem Teil der Organisatoren nicht immer verlässlich und professionell abgelaufen sei.
Prüfnachweis kam mit Verspätung
Das Containerdorf Wilhelmshafen 2.0 soll ab Juni abgebaut werden. Es stand nach seinem Umzug aus Walporzheim in die Grafschaft erst Anfang April und mit großer Verzögerung als kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für Helfer sowie Handwerker zur Verfügung. „Trotz mehrfacher Aufforderungen durch die Kreisverwaltung wurden durch den Betreiber erst mit großer Verspätung ein Prüfnachweis für die Statik sowie ein Brandschutzkonzept vorgelegt. Diese waren und sind für die Sicherheit der Gäste und Helfenden jedoch zwingend erforderlich. Auch die bisherigen Nachweise über Kosten und Belegungszahlen sind bislang unzureichend und schwierig zu überprüfen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.
Für das seit Anfang Februar am Standort Ringen betriebene Baustoffzelt Kaiser habe der Betreiber bis heute und trotz mehrfacher Aufforderungen keine nachvollziehbaren Abrechnungen eingereicht, heißt es weiter. Die gegenüber der Verwaltung kommunizierten Warenströme seien erst nach wiederholten Aufforderungen und weiterhin ohne jedwede Belege vorgelegt worden. Auch die wiederholt angeforderte Abrechnung für den Standort in Walporzheim blieb der Betreiber bis dato schuldig.
Es zeichnet sich jetzt ab, dass zunehmend Fachleute gebraucht werden, um die weiteren Arbeiten durchzuführen.
Landrätin Cornelia Weigand
Das Spendenverteilzentrum in Gelsdorf habe bereits zu Beginn der Flutbewältigung einen wichtigen Beitrag zur Koordination der Sachspenden geleistet. „Die fortlaufend generierten Spendenmittel müssen jedoch in einem adäquaten Verhältnis zu den laufenden Kosten des Betriebs des Verteilzentrums stehen. Da dies mit wachsendem zeitlichen Abstand zur Hochwasserkatastrophe aber nicht mehr gewährleistet ist, hat auch hier der Kreistag entschieden, die Spendenannahme zum 31. Mai zu beenden“, so die Begründung.
Noch im November 2021 waren die Verwaltung und die Mitglieder des Kreis- und Umweltausschusses auch aufgrund von Aussagen des Landes Rheinland-Pfalz davon ausgegangen, dass die finanziellen Mittel für Umzug, Betrieb und Abbau des Helfer-Zentrums in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro über den Wiederaufbaufonds abgerechnet werden können. Das ist nun doch nicht möglich, da die entstandenen Kosten für das Helfer-Zentrum den Soforthilfeleistungen zugerechnet wurden, die jedoch erschöpft sind.
Finanzierung wird noch geklärt
„Die Kreisverwaltung steht hierzu in engem und konstruktivem Austausch mit dem Land, das derzeit prüft, ob anderweitige finanzielle Mittel bereitgestellt werden können“, hieß es. Auch die Finanzierung des Spendenverteilzentrums ist nicht durch den Wiederaufbaufonds abgedeckt und wird derzeit zwischen Kreis und Land geklärt.
Im Vorfeld hatten sowohl Nick Falkner als Gründer des Spendenverteilzentrums und Initiator der Hilfen koordinierenden Community „Hochwasser in AW – Freiwillige Helfer“ auf Facebook mit 70.000 Mitgliedern als auch Wilhelm Hartmann vom Baustoffzelt Kaiser versucht, zu Wort zu kommen. „Das ist eine Einwohnerfragestunde, sie sind kein Einwohner“, stellte Weigand gegenüber Hartmann fest.
Auf die von Falkner an die Landrätin gerichteten Fragen, ob sie glauben würde, dass noch Spenden und Hilfen im Ahrtal gebraucht würden, meinte die Kreischefin: „Es ist eine gemischte Gemengelage, es gibt auch Unterschiede in der Qualität von Spenden, eine andere Frage wären die Betriebskosten.“
Keine Sozialleistungen
Falkner hatte in Abstimmung mit der ADD die Betriebshalle in Ringen übernommen und unter anderem 100 von 130 der Großspendencontainer vom Nürburgring unter die Leute gebracht. Falkner: „Es wurden die zwei gering bezahlten Vollzeitstellenverträge (Tarif E6) von der Landrätin nur verlängert, wenn sie keine Sozialleistungen beinhalten. Diese zahle ich jetzt mit dem Geld der Familie von Sayn-Wittgenstein, das sie mir als Anerkennung gegeben hat.“
Es gebe folgende Probleme, erklärte Falkner weiter: „Dem Kreistag liegen falsche Zahlen vor. Wir gehen von nur einem Fünftel der Kosten aus. Es gab seitens der Landrätin keinerlei Möglichkeit, sich zusammenzusetzen. Nun sollen wir trotz zugesagter Spenden in zwei Monaten alles leer geräumt haben. Nicht verteilte Spenden werden vernichtet.“ ith