In Bad Breisig hat das Eiscafé Eismariechen von Maria Petrakakis im Souterrain des Hotels Rhein-Residenz an der Rhein-Promenade seit dem 6. Oktober geschlossen. Alles Inventar ist vorsorglich ausgeräumt und wird erst zu Saisonbeginn im Mai wieder eingeräumt. Denn der touristisch ideale Standort direkt am Rhein kennt eine stetige Bedrohung: Das Rheinhochwasser. Und so hat die Frau vom Eiscafé immer den Pegel im Blick. Kurz nach Saisonbeginn im Mai musste Maria Petrakakis an Pfingsten ihr Geschäft evakuieren. Wegen der Hochwassergefahr ging es vorsichtshalber erst Mitte Juni weiter. Viele Freunde halfen beim Räumen, und es gab eine großartige Saison, nach der sich Maria Petrakakis erst einmal Urlaub auf Zypern gönnt.
Mit „Eismariechen“ in die Selbstständigkeit
Die quirlige Griechin, gebürtig aus Kreta, hat einige Zeit das Frühstückshotel „Klein und Fein“ betrieben. Als das in der Corona-Zeit schlecht lief, kam ihr die Idee, draußen an einem schicken mobilen Eisstand auf der Promenade oder auf Festen die Leute mit Eis zu erfreuen. Im Frühjahr 2022 erhielt sie die Chance, direkt am Rheinufer das Eiscafé Eismariechen zu eröffnen. „Wir eröffnen wieder am 1. Mai oder vielleicht auch schon früher“, verspricht sie.
Heruntergelassene Rollos auch „um die Ecke“ im kleinen familiengeführten Eissalon Molin in der Biergasse, der italienisches Eis bietet. „Gelateria seit 1959“ informiert ein Schriftzug auf der Schaufensterscheibe. Traditionell ist im Winter geschlossen, ein Aushang verkündet: „Wir sehen uns im Frühjahr wieder.“
Verdiente Betriebsferien
Etwas wortkarger scheint man im Brohltal zu sein. „Geschlossen. Winterpause“ ist handschriftlich auf einem grünen Zettel auf der Terrasse des Eiscafé-Bistro Express im alten Bahnhof Oberzissen zu lesen. Es seien Betriebsferien, sagt der Anrufbeantworter. Ab dem Valentinstag, 14. Februar, sei wieder geöffnet.
Demgegenüber heißt es geradezu „keine Zeit für Urlaub“ im Eiscafé Venezia an der verkehrsreichen Hauptstraße in Adenau, der „Stadt am Nürburgring“, wie es in er offiziellen Stadtwerbung zu lesen ist. Die Rennstrecke mit ihren Angeboten und Veranstaltungen ist ein internationaler Besuchermagnet, von dem die Gastronomie profitiert. Stefano Sogne und sein Team bieten italienisches Eis in dieser Saison noch bis zum Martinsmarkt mit gesperrter Hauptstraße und verkaufsoffenem Sonntag am 10. November an. Danach soll erst einmal Pause sein.
Niederländische Spezialitäten am Nürburgring
Die internationale Gästeschar in Adenau wird dominiert von den Niederländern. Denen dürfte das Angebot von „Eisko“ gefallen, dem bunten Softeisladen am Markt von Adenau. Auf den beiden Terrassen vor und hinterm Haus und zum Mitnehmen bieten Arie van Vliet und sein Team Softeis, Kugeleis nach original holländischem Rezept ebenso wie aus der Fritur holländische Snacks und holländische Pommes vom Haarlemermeerpolder an.
Wenn Glühwein Publikumsliebling ist
Den Martinsmarkt in Dernau vom 8. bis 10. November wird Eisverkäufer Giuseppe Maglia „nicht mitnehmen“. Er hat seinen eigenen Eiswagen „Eiscafé Guiseppe“ mit kleiner Außenterrasse an der Hauptstraße des von der Flut gezeichneten Weinortes bereits am 1. November geschlossen. In den vergangenen beiden Jahre sei das Wetter am Martinsmarkt für sein Freiluftkaffee zu schlecht gewesen: Gefragt war Glühwein, kein Eis – und der Umsatz schlecht. Für den gebürtigen Sizilianer, der seit 50 Jahren in Deutschland lebt, zehn Jahre in Dernau wohnt und selbst kein Flutbetroffener ist, gehen dann acht arbeitsreiche Monate mit täglichen Arbeitszeiten von 10 bis 21 Uhr zu Ende. Vor ihm stehen „zwei Monate Kuba bei schönstem Wetter“.
„Normalitätsoase“ nennt Winzer Addi Schreiner aus dem benachbarten Rech den Eiswagen von Giuseppe, als er sich auf dem Heimweg ein kleines Paket mit Eisportionen für die Familie packen lässt. Der leutselige Maglia weiß, dass er mit seinen leckeren Eisspezialitäten oder einer Kaffeepause auf der Terrasse den Flutbetroffenen, Helfern oder Handwerkern eine Zeit der Entspannung und Abwechslung bieten kann – mit Preisen „wie vor der Flut“.
Pläne für die nächste Saison
Maglia war früher „Eismann“ in Köln, arbeitete dann als Kellner im Hotel Kölner Hof in Dernau. Die Flut zerstörte seinen Arbeitsplatz. So kam ihm die Idee, einen eigenen Eiswagen in Dernau aufzustellen. Schon dreimal hat er seinen Standort wechseln müssen, jetzt aber ein Gelände für die Zukunft gefunden. Für das kommende Jahr verspricht er einen attraktiven, geräumigeren Container anstelle des Eiswagens und eine befestigte Terrasse. Eröffnen möchte er im März.
Vorrat bald weggeschleckt
„Der letzte Tag der Eissaison 2024 ist der 3. November“, verkündet in Ahrweiler ein Schild am Schaufenster von Eisweiler („mehr als eine normale Eisdiele“) in der Bossardstraße nahe der Stadtmauer. „Nur solange der Vorrat reicht“, ist da zu lesen, denn es gibt nach und nach nicht mehr alle Sorten. Severin Geschier und Maik Weingärtner bieten außergewöhnliche Kreationen mit Eis aus einer Manufaktur an, das nach traditionell handwerklichen Verfahren produziert und ganz ohne Farb- und künstliche Aromastoffe auskommt. Das Eis kann man außer in der Waffel im nachhaltigen Tonbecher bekommen, der Abfall vermeidet. Außerdem sind die beiden mit einem bunten Eiswagen auf dem Rotweinwanderweg und bei privaten Anlässen unterwegs.
Keine Pause wird es vorerst im Eiscafé Taormina da Maria am belebten Ahrweiler Marktplatz geben. Ein echtes Familienunternehmen, das mit dem Namen der Stadt Taormina auf die Herkunft aus Sizilien hinweist. Mehrere Generationen sind im Café, im Direktverkauf und bei der Bewirtung der zahlreichen Außenplätze aktiv. Die Planung geht davon aus, dass Taormina da Maria erst nach dem Ahrweiler Weihnachtsmarkt schließt. Vom 23. Dezember bis Mitte Februar könnten sich dann die Familie und die Mitarbeiter von der Strapazen der Sommersaison ausruhen, heißt es.
Winterpause nicht geplant
Ebenso fleißig ist man in der Gelateria da Renato, prominent mit einem großen Café mit zahlreichen Innenplätzen und großer Terrasse am Platz an der Linde in der Stadtmitte von Bad Neuenahr gelegen. Eine Winterpause sei bislang noch nicht vorgesehen, so die kurze Auskunft, während das Geschäft an den sonnigen Herbsttagen offenbar gut läuft.
Meine Familie und alle meine Freunde leben hier.
Primo Giovanni Caltagirone
Der gebürtige Italiener und seine Mitarbeiter freuten sich, die Gäste wieder bedienen zu können, berichtet er. Früher und vor der Flut habe es mehr, zumeist ältere Stammgäste gegeben, bedauert er. Anlass für einen Winterurlaub etwa in Italien habe er keinen: „Meine Familie und alle meine Freunde leben hier.“ Und da es ihm offenkundig Spaß macht und ihn fit hält, die Gäste zu bewirten und mit ihnen zu reden, gibt es keine Winterpause. „Zumindest kann ich ein wenig Geld verdienen und die Kosten decken“, begründet er das pragmatisch.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr
Ganz anders machen das Renato da Cas und seine Familie vom Eiscafé Cortina in der Hauptstraße von Bad Neuenahr. Bereits 1963 haben Agostino und Fernanda Da Cas das Eiscafé als eines der ersten in der Region eröffnet. In diesem Jahr hat die Familie „mit dem letzten Arbeitstag“ am 20. Oktober die Saison beendet und geschlossen. „Wir freuen uns darauf, Sie in der nächsten Saison im Jahr 2025 wiederzusehen.“