Wasserbauer schickenAzubis an die Ahr
Einsatz am Ufer: Flechtwerk statt Beton
An der Ahr unterhalb vom Calvarienberg entsteht eine Uferbefestigung in Lebendbauweise. Drei angehende Wasserbauer errichten unter Anleitung von Ausbilder Jürgen Bauer einen Buschkorb.
Gabi Geller

Wie wird das Ufer der Ahr in Zukunft aussehen? Die Flut im Juli des vergangenen Jahres und die anschließenden, häufig unkoordinierten Aufräumarbeiten haben vielerorts ganz neue Fakten geschaffen. Eine seit alters her bewährte naturnahe Methode der Uferbefestigung wird zurzeit am linken Ahrufer zwischen Ahrweiler und Walporzheim unterhalb des Calvarienberges angewandt.

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Hier hat die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes die Neugestaltung des Ahrufers und des parallel verlaufenden Mühlenteiches übernommen.

Innerhalb eines Ausbildungsprojektes sind angehende Wasserbauer dort im Einsatz. Wechselnde Gruppen junger Menschen, die aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen, wohnen eine Woche lang in der Ahrweiler Jugendherberge und sind tagsüber mit Begeisterung bei der Arbeit. Mathias Münch, Projektleiter von der WSV, weiß auch warum: „Hier können sie mal etwas machen, was bleibt!“ In der Ausbildung würden Lehrstücke zwecks Übung errichtet und dann wieder abgerissen. Hier an der Ahr übten die Azubis die Lebendbauweise und wüssten, dass ihre Arbeit Bestand hat. Sie installieren hier einen dauerhaften und naturnahen Hochwasserschutz.

Nicht alltäglicher Einsatz

Die WSV hat in den Monaten nach der Flut zuerst das Gelände vorbereitet. Da waren die Profis am Werk und haben mit schwerem Gerät die Böschungen und Uferbereiche der Ahr und des Mühlenteiches gesäubert. Seit Anfang des Jahres sind nun die Azubis da. Sie bepflanzen den Bereich des Ahrufers mit heimischen Gehölzen, die durch Flechtzäune geschützt werden. Außerdem entstehen „Buschkästen“. Hierfür werden Rundhölzer in zwei gegenüberliegenden Reihen rund eineinhalb Meter tief in die Erde gerammt. Dazwischen wird frisch geschnittenes Faschinat (Weidenruten) ausgebreitet, festgestampft und mit Draht fixiert.

“Es ist eine Win-win-Situation, bei der alle Seiten profitieren!"

Mathias Münch, Projektleiter von der WSV

In dieser Woche sind künftige Wasserbauer aus der Region Trier an die Ahr gekommen. Ausbilder Jürgen Bauer packt auch selbst mit an. Man spürt, dass auch ihm dieser nicht alltägliche Einsatz Freude bereitet. „Das Faschinat haben wir zu Hause frisch geschnitten und mitgebracht. Das wird dann hier wieder austreiben,“ beschreibt er die Lebendbauweise, die hier ausgeführt wird. Diese Art der Uferbefestigung ist im Norden der Republik bekannt, aber in dieser Region eine neuartige Technik. Das Ahrufer könnte in diesem Bereich zu einem sehenswerten Wasserbau-Modellprojekt für nachhaltige Uferbefestigung und Flussregulierung werden.

Bei diesem Projekt arbeitet die Bundesbehörde WSV, die eigentlich für die Ahr nicht zuständig zeichnet, mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler als Eigentümerin des Geländes und der SGD Nord als obere Wasserbehörde einvernehmlich zusammen. „Es ist eine Win-win-Situation, bei der alle Seiten profitieren“, unterstreicht Mathias Münch. Für die angehenden Wasserbauer ist es eine einmalige Chance, ihr Wissen und handwerkliches Können unter realen Bedingungen zu testen und zu verbessern.

Ein Hingucker für Spaziergänger

Und für die Kreisstadt ist die Aktion eine willkommene professionelle Hilfe. „Die Stadtverwaltung schätzt sich sehr glücklich, eine solche, fast unbezahlbare Hilfeleistung zu erhalten,“ heißt es aus dem Rathaus. Und für die Anwohner und Spaziergänger, die häufig stehen bleiben und den Arbeiten interessiert zuschauen, sind die geflochtenen Zäune, die naturnahe Gestaltung des Teichufers und die neue Bepflanzung bereits jetzt ein Hingucker. Azubi Frederik aus Trier versorgt an diesem Nachmittag die kleinen Neupflanzen am Ufer des Mühlenteiches. Die Befestigungen aus Pfählen und der geflochtene Schutz sind bereits fertig. „Beton ginge schneller, sähe aber auch scheiße aus“ stellt er trocken fest.

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