Brohltalbahn lädt zum Eisenbahn-Erlebnistag
Einen Tag lang Jim Knopf sein: Spannender Schnuppertag bei der Brohltalbahn
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Lokführer Thomas Lingen (rechts) erklärt den beiden Nachwuchseisenbahnern, wie man das Signalhorn seiner Diesellok bedient.
Martin Ingenhoven

Die Brohltalbahn. das sind gut siebzehn Kilometer Schmalspurgleise vom Rhein auf die Eifelhöhen. Das sind auch ein ganzer Park an kräftigen Dieselloks und eine historische Dampflokomotive. Die Brohltalbahn, das sind an diesem Samstag aber auch Elias (11), Jonathan (8) und Corsin (16), die der Einladung zu einem Schnuppertag gefolgt sind. Einen Tag lang können die drei Nachwuchseisenbahner den Betrieb hautnah erleben.

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Denn wie jeden Verein, plagen auch die Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn Nachwuchssorgen. Stephan Pauly, Erster Vorsitzender des Vereins, ist der Bahn seit Kindertagen verbunden und gehört zu den Gründungsmitgliedern. Er berichtet: „Durch unsere Vereinsgründung ist es uns gelungen, die Brohltalbahn nicht nur zu erhalten, sondern auch zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen.“ Mittlerweile habe der Verein 35 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Da gelte es, den Verein zukunftssicher aufzustellen und für genügend Nachwuchs zu sorgen.

Einer, der dies von Berufswegen kann und zudem noch seinen Enthusiasmus für die Eisenbahn auslebt, ist Thomas Lingen. Der Lehrer für Mathematik und Biologie hat die Ausbildung zum Lokführer gemacht und ist im Verein für die Nachwuchsgewinnung zuständig. Sein Dienst beginnt an diesem Samstag um 13 Uhr. Freundlich lächelnd, in schwarzer Lokführermontur, erwartet er die aufgeregten Jungs. Nach kurzer Vorstellungsrunde geht es los zur beeindruckenden Diesellok D 5. „Die kommt aus Kassel!“, ruft Jonathan, der sich alles genau anschaut.

Sorge um die Zukunft

Dann geht es ans Ankuppeln und Verbinden der Bremsschläuche. Die Kinder dürfen nach Lingens Erklärungen selbst Hand anlegen und verbinden die schwere Lok sicher mit dem Personenzug. Der 16-jährige Corsin lässt den Kleineren den Vortritt. Er hat so etwas schon mehrfach bei anderen Bahnen gemacht, spielt sogar mit dem Gedanken, selbst einmal Eisenbahner zu werden. Allerdings sorgt er sich um die Zukunftssicherheit des Berufes.

„Einen Vorteil haben wir hier im Brohltal gegenüber der großen Eisenbahn: Wir haben keine Nachtdienste“, scherzt Lingen und reicht Corsin einen Hammer mit langem Stiel. Bremsprobe. Gemeinsam geht Lingen mit seinen Schützlingen den Zug entlang und lässt die Nachwuchseisenbahner mit dem Hammer gegen die Bremsklötze schlagen. So testet er, ob die Bremsen vorschriftsmäßig geöffnet oder geschlossen sind.

Fahrkarten werden kontrolliert

Nach erfolgreicher Bremsprobe geht es in das kleine Bahnhofsgebäude. Bei Zugführer Toni Hagenkötter dürfen sich die Nachwuchseisenbahner eine eigene Fahrkarte drucken. Schließlich sollen sie gleich gemeinsam mit ihm die Fahrkarten kontrollieren.

Dann endlich geht es los – ein regulärer Planzug von Brohl hinauf nach Engeln, denn alles soll so realistisch wie möglich sein für die Interessenten. Zunächst dürfen Jonathan und Elias Schaffner sein und von Wagen zu Wagen gehen, um die Fahrkarten zu kontrollieren. „Wir müssen die Leute auch zählen, damit alles stimmt“, berichtet Elias voller Akribie. Corsin folgt Lokführer Lingen in den Führerstand, wo er an jedem Halt die Signale des Zugführers bestätigen darf.

Man hilft sich gegenseitig

Gemütlich zuckelt die kleine Bahn das Brohltal hinauf, vorbei an der Mosenmühle, über das Viadukt bei Tönisstein und vorbei an Burgbrohl. In Niederzissen sind alle Fahrkarten kontrolliert und Jonathan und Elias erklimmen das Führerhaus der großen Diesellok. Mit ihren kurzen Beinen haben die Jungs sichtlich Mühe, aber Lokführer Lingen und Corsin helfen ihnen hoch. So ist das unter Eisenbahnern: Man hilft sich gegenseitig.

Aufmerksam verfolgen Jonathan und Elias die Strecke. Ihre Aufgabe ist es, vor jedem Bahnübergang das Signalhorn zweimal zu bedienen. Die beiden handeln jedes Mal aufs Neue aus, wer das laute Horn zuerst erschallen lassen darf. Aus Lingens Anweisung, etwa eine Sekunde lang zu hupen, werden schnell drei, vier, fünf Sekunden. Zu groß ist der Spaß für die Kinder. Wenn Sie gerade nicht hupen, löchern die beiden kleineren Jungs den Lokführer mit Fragen. Dieser antwortet geduldig und zeigt sich von der Fachkundigkeit der beiden „Jim Knopfs“ beeindruckt.

Bratkartoffeln für alle

In Engeln angekommen, werden die Interessenten verpflegt und dürfen gemeinsam mit dem Zugpersonal Bratkartoffeln essen. Dann geht alles ganz schnell. Lok umspannen, Bremsprobe, Fahrkartenkontrolle. Jeder Handgriff sitzt. Auf der Rückfahrt sind Elias, Jonathan und Corsin fast schon kleine Profis. Nur die kindliche Begeisterung für das Signalhorn bleibt. Und so könnte es sein, dass sich an diesem Samstag im beschaulichen Lummerländer Brohltal, der ein oder andere Anwohner gefragt hat, wer an jedem Bahnübergang so lange hupt. Die Antwort: Vielleicht war es die Zukunft der Brohltalbahn.

Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit auf der Brohltalbahn interessiert, kann sich per E-Mail an willkommen@brohltalbahn.de wenden. Weitere Eisenbahn-Erlebnistage möchte der Nachwuchsbeauftragte Thomas Lingen auf Nachfrage stattfinden lassen.

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