Optik löst Diskussion aus
Eine Prallwand sorgt in Heimersheim für Aufregung
Schwere Maschinen sind am alten Bahnhof Heimersheim dabei, den Schotter für die neuen Gleise in die richtige Lage zu bringen.
Jochen Tarrach

In Heimersheim brodelt es mal wieder. Auslöser dieses Mal: eine bis zu 900 Meter lange Prallwand und ihr Aussehen. Der Heimersheimer Ortsbeirat hätte nämlich gern, dass diese verklinkert wird – dabei ist sie vom Ort aus gar nicht zu sehen.

Das Hochwasser der Ahr hat es im Jahr 2021 gezeigt; die Engstelle des Flussbettes rund um den ehemaligen Bahnhof Heimersheim kann so nicht bleiben. Auf der südlichen Seite, von einer Betonwand abgestützt, verläuft die vierspurige B266, auf der nördlichen Seite die zweigleisige Bahnstrecke der Ahrtalbahn und zusätzlich auch die Landskroner Straße mit einem Fußweg. Direkt nach der Flut hatte der Heimersheimer Ortsbeirat mit Bürgern eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Situation zu untersuchen und Vorschläge zur Verbesserung zu machen.

Zuerst nahmen sie sich die Situation am südlichen Ufer mit der B266 vor. Ihre Vorschläge fanden zwar viel Beachtung, aber bei der inzwischen vom Landesbetrieb Mobilität installierten Zwischenlösung kaum Umsetzung. Das führte nicht nur zu Enttäuschung, sondern auch zu reichlich Verärgerung.

Fleißig gearbeitet wird an der Engstelle der Ahr beim alten Heimersheimer Bahnhof. Durch den Wegfall des Bahnsteigs können die Gleise um rund sieben Meter verlegt werden und dem Fuss so mehr Platz geben.
Jochen Tarrach

Prallwand macht den Heimersheimern Sorgen

Eine weitere Verbreiterung des Flussbettes findet nun auf der anderen, der nördlichen Flussseite entlang der Landskroner Straße statt. Da der Bahnsteig des ehemaligen Bahnhofes nicht mehr benötigt wird, kann das südliche Gleis um rund sieben Meter nach Norden verlegt werden und damit der Ahr mehr Platz geben. Auch an den weiteren engen Stellen des Ahrdurchflusses zwischen der Brücke Kloster Prüm-Straße nahe Lohrsdorfs im Osten und dem Zufluss des Heppinger Baches im Westen soll das Ufer der Ahr näher an den Gleiskörper heranrücken.

Um diesen nun vor Erosionen des Ufers zu schützen und um dem Gleisbett mehr Festigkeit zu geben, soll dort noch im Verlauf 2025 vom Kreis Ahrweiler in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn eine bis zu 900 Meter lange Prallwand errichtet werden. Weit mehr als zehn Meter allein im Boden soll sie selbst bei extremem Hochwasser gegen Unterspülung gesichert sein.

„Unverschämtheit, alle Orte entlang der Ahr werden verklinkert, nur wir bekommen Beton. So geht das nicht.“
Ortsbeiratsmitglied Udo Heimermann

Das fanden natürlich auch die Heimersheimer gut, und kein Widerspruch regte sich, aber Ortsvorsteher Jürgen Saess und der Ortsbeirat möchte nun diese Wand aus optischen Gründen mit einer Bruchsteinmauer verblendet wissen. Das würde die Kosten allerdings um Millionen Euro verteuern, und genau deswegen wurde das zusätzliche Anliegen bisher rundweg abgelehnt. Aber Heimersheim wäre nicht Heimersheim, wenn die Sache damit erledigt wäre.

Noch viel Platz für eine Erweiterung des Flusslaufes hat die Ahr an dieser Stelle. Eine Stahl-Spundwand soll den Bahndamm abstützen.
Jochen Tarrach

Idee einer Petition wurde verworfen

„Unverschämtheit, alle Orte entlang der Ahr werden verklinkert, nur wir bekommen Beton. So geht das nicht“, wetterte Ortsbeiratsmitglied Udo Heimermann in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates im Hinblick darauf, dass zum Beispiel die geplante Wand am Ahrbogen in Ahrweiler verklinkert werden soll. „Es dauert nur wenige Wochen und die Wand ist voller Graffiti“, befürchtete ein weiterer Bürger.

So hatte Ortsvorsteher Jürgen Saess zur Sitzung des Ortsbeirates eine Petition an die Landesregierung zur Verblendung der Stützmauer auf die Tagesordnung gesetzt. Doch darauf wurde schließlich verzichtet, da dazu mehr Unterschriften erforderlich sind, als Heimersheim Bürger hat. Nun soll in den umliegenden Orten eine Unterschriftensammlung stattfinden. „Die Aktionen müssen jetzt anlaufen: Unterschriftensammlung, Leserbriefe, Internet. Überall muss dafür geworben werden“, so Heimermann. Saess will nun das Problem bei einem geplanten Besuch von Ministerpräsident Schweitzer zur Sprache bringen.

Geplant ist gar keine Betonwand

Wie soll denn die geplante Wand nun aussehen? Unsere Zeitung hat bei der Kreisverwaltung nachgefragt. Danach wird es gar keine Betonwand, sondern eine Stahl-Spundbohlenwand mit einem Gurt aus Stahlbeton zum Schutz der Oberkante, so wie man sie in der Praxis oft zum Absichern von Kanten oder tiefen Baulöchern sieht, derzeit gut zu erkennen an der Baustelle der Bachemer Brücke. Diese werden nicht in den Boden hinein gebaut, sondern mit großen Rammen in den Untergrund eingeschlagen.

Von keinem Punkt in Heimersheim aus wird diese Wand zu sehen sein, lediglich die Autofahrer auf der B266 am anderen Ahrufer werden einen kurzen Blick darauf werfen können. Zusätzlich kann unten am Fuß eine Bepflanzung mit Ranken das Bauwerk verdecken. Viel Aufregung also um nichts?

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