Arbeit der Katzenschutzfreunde
Eine Lobby für verwilderte Katzen in Schalkenbach
"Karli" wird seit sechs Jahren von den Katzenschutzfreunden versorgt. Früher hat der Kater einem Reiterhof gehört. Nach dem Abriss des Hofes wollte sich niemand um Karli kümmern. Andrea Brezina und die 60 Helfer haben dem Kater ein neues Zuhause geschenkt.
Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e.V.

Zwischen Kratzbäumen und Quarantäneboxen kämpfen die Katzenschutzfreunde aus Schalkenbach täglich gegen Tierleid. Ein Besuch zeigt: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre vielen Katzen in Not im Kreis Ahrweiler nicht zu helfen.

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Die Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel retten Katzen in Not. Aber braucht es so etwas überhaupt? Bei einem Rundgang berichtet die Vorsitzende Andrea Brezina von einem Extremfall: „Den schlimmsten Animal-Hoarding-Fall hatte ich mit 74 Katzen auf 65 Quadratmetern.“ Die Vorsitzende habe Katzen aus Plastiktüten gefischt, an den Wänden sei der Urin heruntergelaufen.

„Den schlimmsten Animal-Hoarding-Fall hatte ich mit 74 Katzen auf 65 Quadratmetern.“
Andrea Brezina, Vorsitzende des Vereins der Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel

Kein Einzelfall. Laut der Vorsitzenden gibt es vermehrt Fälle, in denen Menschen krankhaft Tiere sammeln. Zudem sei vielen Personen die Gebühr einer Kastration zu teuer. „Die Leute scheuen sich, die Katzen wegen der Kosten behandeln zu lassen“, beklagt sich die Tierschützerin. In dieser Jahreszeit führen fehlende Kastrationen zu unkontrollierbaren Vermehrungen. Aus Überforderung kümmerten sich einige Besitzer nicht oder setzten die Neugeborenen auf die Straße.

Im Katzenhaus in Schalkenbach ist immer viel zu tun. Die Vorsitzende Andrea Brezina und die vielen Helfer versorgen Katzen in Not, begleiten die Tiere zu Tierärzten und vermitteln jedes Jahr um die 350 Katzen an adoptivbereite Haushalte.
Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e.V.

Ein Zustand, den die Gründerin Andrea Brezina und die 60 Helfer nicht akzeptieren. Sie retten Katzen aus überfüllten Häusern, bauen Futterstationen. Im Katzenhaus in Schalkenbach nimmt der Verein verletzte, verwilderte und ungewollte Katzen auf. Daher tobt auch „Karli“ im Außengehege während unseres Besuchs umher. Der Kater habe früher einem Reiterhof gehört. Dieser ist laut der 67-Jährigen abgerissen worden. Niemand habe das Tier aufnehmen wollen, daher kümmert sich der Verein um den verwilderten Kater.

In der Station werden die Katzen wieder aufgepäppelt. Von Flöhen im Fell bis hin zu Zahnsanierungen: Die Katzenschutzfreunde kümmern sich um alles. Die Fellnasen werden wieder an das Essen gewöhnt und finden eine Herberge in dem liebevoll eingerichteten Katzenhaus. Für tragende und kranke Katzen gibt es Isolations- und Quarantänestationen. Neben dem Wohnzimmer können die Katzen in das benachbarte Aussichtszimmer oder sich im Außengehege aufhalten.

„Joanas Cat Home“

In Gedenken an die bei der Flutkatastrophe verstorbene Johanna Orth wurde auf dem Gelände der Katzenschutzfreunde ein Außengehege für ausgesetzte, verwaiste und in Not geratene Katzen errichtet. Die junge Frau hatte sich für Tierschutz eingesetzt. Gemeinsam mit der Familie Orth entstand so die Idee eines sicheren Außengeheges für die kleinen Vierbeiner. In Erinnerung an Johanna Orth trägt das 110 Quadratmeter große Katzengehege den Namen: „Joanas Cat Home“. ill

Um die Neuankömmlinge kümmert sich Karli. Der 18-jährige Kater lebt seit sechs Jahren auf dem Gelände und wird dort regelmäßig versorgt. Karli ist Chef unter den Vierbeinern. Von der Vorsitzenden wird er wegen seiner Erfahrung und seines sozialen Wesens als Anführer beschrieben.

Den gemeinnützigen Verein hat Andrea Brezina 2008 ins Leben gerufen. Die Gründerin erklärt uns, dass Wildkatzen keine Lobby haben. Die Katzenschutzfreunde schaffen diese Lobby. Der Verein hat mittlerweile über 1100 Mitglieder, 60 Helfer und ein Katzenareal mit einer 1000 Quadratmeter großen Fläche. Andrea Brezina zufolge rettet der Verein jedes Jahr 500 Katzen und arbeitet mit 22 Pflegestellen eng zusammen. „Die ganze Organisation, dass hier alles läuft, das mache ich“, betont die 67-Jährige.

Andrea Brezina kümmert sich seit mehr als einem Jahrzehnt intensiv um Katzen in Not. Den Verein Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel hat sie 2008 gegründet. Seit 17 Jahren ist die 67-Jährige mittlerweile als Vorsitzende des Vereins in Verantwortung.
Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e.V.

All diesen Aufwand betreiben die Katzenschutzfreunde, um die vernachlässigten Tiere zu vermitteln. Allein 368 Vermittlungen an private Haushalte habe der Verein im vergangenen Jahr organisiert. „Das Schönste ist, wenn scheue Katzen total verschmust werden und ein Zuhause finden“, erzählt Manuela Krämer. Die Katzenpflegerin arbeitet 20 Stunden die Woche im Katzenhaus, kümmert sich insbesondere um die Pflege und Reinigung.

Manuela Krämer arbeitet dabei ruhig und bedacht: „Ich setze mich auf einen Stuhl vor das Gehege und quatsche die Katze oder den Kater zu.“ So gewinnt die Katzenpflegerin das Vertrauen der Vierbeiner. Sie macht den Job der Tiere wegen. Das fällt auch im Umgang mit Karli auf, den die ehemalige Altenpflegerin behutsam bürstet.

Katzenpflegerin Manuela Krämer kümmert sich rührselig um Katze Anni. Die tragende Katze wird intensiv versorgt im Katzenhaus in Schalkenbach
Michael Illjes

An einen neuen Haushalt kann Karli wegen seines hohen Alters nicht mehr gewöhnt werden. Daher kümmern sich die Helfer intensiv um das Tier. „Der Kater muss zum Tierarzt. Der kratzt sich ständig hinterm Ohr“, merkt die Vorsitzende Andrea Brezina an. Die Ohrmilben scheinen Karli zu plagen. Wieder ein Tierarzttermin für die Katzenschutzfreunde aus dem Kreis Ahrweiler. Oder wie die Vorsitzende des Vereins zu sagen pflegt: „Tierschutz ist ein ständiges Kümmern“.

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