Am 7. März sind genau 80 Jahre vergangen, als sich am Rhein bei Remagen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges eine kleine, aber bedeutende Episode abspielte. Die Geschichte ist oft erzählt, zahlreiche Bücher und militärhistorische Veröffentlichungen, sogar ein bekannter Hollywoodfilm aus den 1960er-Jahren beschäftigen sich mit der Einnahme der als „Brücke von Remagen“ bekannt gewordenen Ludendorff-Brücke durch einen Trupp der 9. US-Panzerdivision. Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass dieses Ereignis das Vorrücken der US-Truppen ins Herz des Deutschen Reichs deutlich beschleunigt hat und damit auch das Ende der Naziherrschaft und das Ende des damaligen Kriegs in Europa.
Zeitzeugenberichte von den Geschehnissen am 7. März 1945
Inzwischen gibt es naturgemäß kaum noch Zeitzeugen dieses historischen Ereignisses vom 7. März 1945. Im Archiv der Rhein-Zeitung finden sich allerdings noch Veröffentlichungen aus den Vorjahren, in denen sich Zeitzeugen zu den Ereignissen dieser Kriegstage äußern. Zu den frühen Veröffentlichungen zählt die von Willi K. Michels aus dem Jahr 1955. Michels war damals Stellvertretender Chefredakteur der Rhein-Zeitung und führte seinerzeit etliche Gespräche mit Augenzeugen der Geschehnisse in und um Remagen, darunter mit dem damaligen Brückenkommandanten, dem Koblenzer Pionierhauptmann Karl Friesenhahn, sowie zahlreichen Soldaten, die damals an der Brücke ihren Dienst taten. Diese Augenzeugenberichte mischte er mit eigenen Erinnerungen und Erlebnissen dieser letzten Kriegstage.

Schönheit aus Stahl: Die Brücke von Remagen
Am 7. März 1945 nutzten US-Truppen die Ludendorff-Brücke bei Remagen, um ins Herz von Nazi-Deutschland einzudringen. Nur wenige Tage später stürzte sie ein. Dabei war sie erst 27 Jahre zuvor erbaut worden.
Hier ein Auszug von Willi K. Michels Reportage, die am 7. März 1955 erstmals veröffentlicht wurde. „Die Remagener denken noch mit Schrecken an das letzte Vierteljahr des Krieges zurück. Die Stadt wurde durch Bombenangriffe schwer mitgenommen. Auch die Brücke erhielt wiederholt Treffer...
Anfang März sammelten sich immer mehr Fahrzeugkolonnen auf den Straßen, die von der Eifel, vom Ahrtal, vom Brohltal und von Godesberg nach Remagen führten. Es waren die letzten Reste der geschlagenen deutschen Armee, die von den amerikanischen Panzern wie Hasen vor sich hergetrieben wurden.

Am 6. März in den Nachmittagsstunden überschlugen sich dann die Ereignisse förmlich. Deutlich waren die Abschüsse der US-Panzer aus Richtung Ringen und Birresdorf zu hören. Auch dann glaubt die höhere deutsche Führung immer noch nicht, dass die Amerikaner auf Remagen stoßen würden. Eine Einheit nach der anderen wurde auf die andere Rheinseite gebracht. Zur Brückenverteidigung blieben Brückenkommandant Karl Friesenhahn 36 Mann. Meldungen von Offizieren an die Heeresgruppe B, dass der Feind unmittelbar vor Remagen stehe, wurden noch in der Nacht zum 7. März von einem Oberstleutnant als ,lächerliche Angstvorstellung‘ bezeichnet“. Sieben Eisenbahnzüge, Fahrzeugkolonnen und Trosseinheiten überqueren bis zum frühen Morgen des 7. März noch die Brücke ...

Noch vor elf Uhr ist am 7. März das erste Maschinenfeuergewehr von der Rheinuferhöhe zu hören. Jetzt ging es um die letzten Minuten. Die für die Schnellsprengung angelieferte Munition wird angebracht. Kurz vor 12 Uhr heißt es: ,Zündfertigmachen der Brücke‘. Wenig später wird der Gefechtsstand des Kampfkommandanten in den Erpeler Eisenbahntunnel verlegt, in den sich Hunderte von Erpeler Bürgern geflüchtet hatten ...
Als es auf 14 Uhr zugeht, liegt die Brücke bereits unter feindlichem Störungsfeuer. Oberfeldwebel Rothe, ein Remagener, kann von diesen Minuten erzählen. Verwundet kommt auch er noch über die Brücke, nachdem vorher Hauptmann Friesenhahn mit zwei Unteroffizieren die andere Seite erreicht. Man hat mit der Auffahrt von Panzern gerechnet. Stattdessen erscheinen überraschend an der neben der Brücke gelegenen Fabrik amerikanische Schützen...
„Volle Deckung!“
Die Versuche der Brückensprengung durch deutsche Soldaten blieben ohne Erfolg.
Um 15.20 Uhr am 7. März, wird der Befehl zur Sprengung gegeben. Alles hält die Luft an. Im Tunnel herrscht Stille. ,Volle Deckung!‘, wird geschrien, doch keine Detonation. Die Brücke steht wie zuvor. Wenige Minuten vor der Zündung ist die Sprengleitung noch überprüft worden. Trotz gut gezielten Feuers jagt Unterfeldwebel Faust zur Zündschnur. Aber auch das hilft nichts mehr. Die Notsprengung hatte nur den Erfolg, dass die Brücke aus ihrem Widerlager gehoben und beschädigt wurde. Um 16 Uhr betraten die ersten Amerikaner das rechte Rheinufer.
Dann liegt der Tunnel selbst unter Beschuss von Panzern und Infanteriewaffen. Alles geht drunter und drüber. Der Major ist verschwunden. Schon bald muss man einsehen, dass eine Fortführung des Kampfes schon im Hinblick auf die vielen im Tunnel anwesenden Zivilisten Wahnsinn ist. Die weiße Fahne wird durch Zivilisten, von denen einige verwundet waren, gezeigt. Die Besatzung des Remagen-Brückenkopfes, soweit sie noch da ist, tritt den Weg in die Gefangenschaft an ...

Bis dahin war das Geheimnis, warum die Brücke nicht in die Luft geflogen war, noch nicht gelüftet. Das stellte Hauptmann Friesenhahn erst fest, als er von Amerikanern über die Brücke abgeführt wurde. Eine Panzergranate hatte das Sprengkabel der Brücke zerfetzt ...“
Am 17. März stürzt die Brücke von Remagen infolge Überlastung ein und riss Menschen und Wagenkolonnen in die Tiefe.“
Gedenkveranstaltung in Remagen und Unkel
Alljährlich findet am 7. März aus Anlass des historischen Ereignisses an den Brückentürmen in Remagen eine Kranzniederlegung der Association of the United States Army statt. In diesem Jahr schließt sich an die um 14 Uhr geplante Kranzniederlegung eine Gedenkveranstaltung in der Rheinhalle an. Zahlreiche Gäste, unter ihnen der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer, der Landtagspräsident Hendrik Hering, der US-Generalkonsul Brian Heath, der französische Generalkonsul Nicolas Bergeret, Helen Patton, Enkelin von US-Army-General George Smith Patton, sowie der US-General Andrew Rohling von der Nato haben ihre Teilnahme zugesagt.
Auch auf rechtsrheinischer Seite wird an den Jahrestagerinnertt. Am 8. März jährt sich das Kriegsende in Unkel zum 80. Mal. Dazu lädt das Willy-Brandt-Forum zu einem Impulsvortrag und anschließendem Podiumsgespräch ein. Für die Teilnahme wird um eine Anmeldung via E-Mail gebeten unter forum-unkel@willy-brandt.de. Der Eintritt ist frei.