Beim Betreten des verlassenen Klosters auf dem Kalvarienberg spürt man es gleich: Alles ist leer und man ist in den langen Gängen und leeren Räumen regelrecht einsam. An Ablagefächern stehen noch die Namen der Ursulinen, die hier einmal gelebt haben und es fällt ein vergilbtes Bild des Papstes heraus. Da kommt die Frage auf, wo all die Schwestern, die hier von 1838 bis 2017 gelebt haben, wohl geblieben sind?
Spezieller Gottesdienst sollte die Einsamkeit aufgreifen
Und genau diese Einsamkeit, Verlassenheit und Ungewissheit waren es, die beim ökumenischen Karfreitagsgottesdienst spürbar gemacht werden sollten. Unter dem Titel „Karfreitag anders – Verlassen“ hatten die christlichen Kirchen die Menschen, unabhängig von Konfession oder religiöser Bindung, zu einem Gottesdienst eingeladen. Veranstaltungsort war der ehemalige Speisesaal des Klosters Kalvarienberg, ein geschichtsträchtiger Ort, der selbst von Stille, Leere und Vergänglichkeit erzählt. Pastor Jörg Meyrer meinte: „Es wird heute zwar nicht gemeinsam gebetet und nicht gemeinsam gesungen, aber ihr geht mit dem tröstenden Segen Gottes, denn er lebt weiter in euch.“

So war es keine große Liturgie, die abgehalten wurde, es gab keine Stühle oder Bänke zum Sitzen, und trotzdem waren es 40 eindrucksvolle Minuten. Im Mittelpunkt standen Verlassensein, Leere, Ungewissheit. Mit kurzen Texten und Musikstücken sollte der Gottesdienst Raum bieten, diesen Erfahrungen nachzuspüren. Die besondere Atmosphäre des verlassenen Klosters verstärkte die Wirkung: ein Ort, der selbst Abschied, Veränderung und Aufbruch erlebt hat.

Die Organisatoren waren überrascht, welche Resonanz ihre Einladung in das leere Kloster gefunden hat. Es waren gut 200 Christen erschienen, um gemeinsam „Karfreitag anders“ zu erleben. Man fühlte sich tatsächlich in den leeren Räumen irgendwie verlassen. So kam aber bei allen Gläubigen auf der anderen Seite auch eine echte Freude auf das bevorstehende Osterfest mit der Auferstehung Christi auf.
