Um das herauszustellen, sei sie zur offiziellen Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe mit 36 Haushalten von derzeit insgesamt 53 Wärmeabnehmern gekommen. Das sagte Umweltministerin Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen) am Montagmittag in Rech.
Während in „warmen Netzen“ die Wärme in einer zentralen Heizstation durch Verbrennen von Pellets, Holzhackschnitzeln oder Biogas erzeugt und über Leitungen in die Haushalte geschickt und übergeben wird, nutzt die „kalte Dorfwärme“ über etwa 150 Meter tiefe Erdsonden die Geothermie. Die Erdwärme wird über ein Solegemisch in einem robusten Ringleitungsnetz zu den einzelnen Hausanschlüssen transportiert. Die von den Hauseigentümer eingebauten und betriebenen Sole-Wasser-Wärmepumpen heizen Heizung und Heißwasser dann mit Strom auf. Es findet keinerlei Verbrennung statt.
Bundesweit einmaliges Projekt
In Rech, in dem 69 Prozent der Haushalte von der Ahrflut betroffen waren, werde nicht nur für flutbetroffene Gebäude ein Angebot gemacht, sondern alle Recher könnten sich an dieses klimafreundliche Netz anschließen und gemäß Gebäudeenergiegesetz eine neue Heizung erhalten, sagte Eder. Dieses Netz nicht in einem Neubaugebiet, sondern in einem gewachsenen Ort zu spannen, das sei bundesweit bislang einmalig und ein „Quantensprung“, ordnete der Ideengeber für das kalte Dorfnetz, Professor Thomas Giel (Hochschule Mainz), das Projekt ein.
Eder nannte es „einen Webfehler des Wiederaufbaufonds“, dass nur der Wiederaufbau eins zu eins nach der Flut gefördert werde. Es gehe aber darum, zugleich Klimaschutz und Zukunftsfähigkeit umzusetzen. Die Ministerin machte deutlich, dass es ihrem Ministerium darum gehe, das am Beispiel Rech zu zeigen und um die dafür nötigen staatlichen Förderungen von Kommunen und Privaten zu kämpfen, damit sich für den einzelnen Haushalt das Heizen auch rechne. Sie dankte den Bürgern für ihre Geduld. Dafür dankten ebenso der ehemalige Ortsbürgermeister und heutige Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Dominik Gieler, und Nikki Kozisek, ehrenamtlicher Projektleiter. Ohne ihn als Kümmerer und ohne Unterstützung der Ortsbürgermeister und des Rates wäre Rech nicht so weit gekommen, lobte Gieler.
Als kleine Gemeinde tragen wir damit unseren Teil zur Energiewende bei.
Ortsbürgermeister Thomas Hostert
Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt laut Eder die Gemeinde mit bis zu 1,8 Millionen Euro. Diese Förderung wurde nochmals um rund 120.000 Euro aufgestockt, um weitere acht Gebäude anzuschließen. Wie Nikki Kozisek im Januar im Rat der Gemeinde berichtete, wurde die aktuell verbaute Infrastruktur zu 60 Prozent (1,96 Millionen Euro) mit EU-Mitteln finanziert. Offen bleibt noch die Finanzierung des kommunalen Anteils über Kredite. „Für eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit und Refinanzierung der Investition müssen wir eine 50-prozentige Anschlussquote nach zehn Jahren erreichen“, heißt es in seinem Papier. Rech hat sich also einen Wechsel auf die Zukunft ausgestellt.
Ortsbürgermeister Thomas Hostert bestätigte: „So können wir die geplante Wirtschaftlichkeit gut erreichen und vielen Bürgern von Rech die Möglichkeit geben, klimaneutral zu heizen. Als kleine Gemeinde tragen wir damit unseren Teil zur Energiewende bei.“ Jetzt, wo die Heizung laufe und funktioniere, würden sich sicherlich weitere Anschlussnehmer unter den 230 möglichen Haushalten melden, zeigten sich Kozisek und Hostert optimistisch.
Dernau könnte Rechs Beispiel folgen
Der Hausanschluss ans Netz kostet 1500 Euro. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 80 Euro pro Kilowatt Anschlussleistung. Hinzu komme bei der Heizkostenberechnung noch der Stromverbrauch (Wärmepumpentarif) der Wärme-Sole-Pumpe individuell in jedem Haushalt.
Das nächste Dorfwärmenetz könnte in Dernau entstehen, wo 240 Teilnehmer einen Vorvertrag unterschrieben haben. Am Montagabend hat der Gemeinderat die Ausschreibung auf den Weg gebracht. Bedingung für die Realisierung: öffentliche Zuschüsse in Höhe von 60 Prozent der Investitionssumme, die auf die Gemeinde entfällt.