Der Blog ist sein Hobby. Doch wie aufwendig ist so etwas? Kann man damit Geld verdienen? Und wie kommt man überhaupt dazu? Essen hat in Christian Lerschs Leben immer schon eine große Rolle gespielt. „Meine Eltern waren sehr weltoffen. Bei uns zu Hause wurde immer gekocht, man saß abends zusammen, auch mal mit Arbeitskollegen meiner Eltern aus aller Welt“, erinnert sich Lersch. Faszinierend findet er, dass man mit dem einfachsten Essen ein Gemeinschaftsgefühl schaffen kann.
2009 fing er mit dem Bloggen an. Zu einer Zeit, als es noch nicht viele Blogger gab. Lersch ist gelernter Mediengestalter und Programmierer, und in seiner Freizeit schießt er gern Bilder. Da lag das Bloggen nicht fern. Erst war sein Blog noch als eine Art Tagebuch gedacht, später wurde er zum „Küchenjungen“. „Ich glaube, mein Spaß am Kochen ist auch einfach nicht normal“, sagt er ganz ernst und lacht dann doch. „Durch den Blog habe ich immer mehr Gleichgesinnte getroffen. Menschen, die auch gern kochen. So sind Freundschaften entstanden. Ich konnte wegen des Blogs zum Beispiel Pressereisen machen, das steht ja nun nicht vielen Menschen offen“, erzählt Lersch. Der Küchenjunge ist ein kulinarischer Multi-Kulti-Blog. Es geht ein wenig ums Reisen, es geht um exotische Gerichte, aber auch um regionale Küche. Man findet Rezepte für Speckmarmelade, thailändischen Hackfleischsalat und Thunfischtartar, aber auch für Döppekooche und Ahrtaler Köksjes-Zupp. Moment – Köksjes-Zupp? Was soll das bitte sein? „Köksjes – das ist eine sehr regionale, weiße Bohne mit bordeaux-roten Flecken“, lacht Lersch. „Die wird immer seltener, es gibt hier nur noch ein paar wenige Leute, die sie anbauen.“ Und aus diesen Bohnen hat Lersch eine Suppe kreiert.
Der 36-Jährige ist ein Verfechter der „Nose to Tail“-Philosophie. Wenn man ein Tier schlachtet, sollte man es auch vollständig verwerten, findet er. Deshalb kocht er auch mal gern mit den Teilen vom Tier, die andere eher als unangenehm empfinden, etwa Innereien. Gegenüber anderen Blogger-Kollegen hat Lersch möglicherweise einen Vorteil. Er ist finanziell nicht auf seinen Blog angewiesen. Lersch arbeitet in einer Neuenahrer Werbeagentur. „Ich habe aber irre großen Respekt vor allen Kollegen, die beruflich bloggen“, sagt er. „Es ist sicher schwierig, der eigenen Linie treu zu bleiben, wenn man finanziell auf die Einkünfte des Blogs angewiesen ist.“
Kooperationsanfragen von verschiedenen Firmen bekommt Lersch auch immer wieder. Die nimmt er aber längst nicht alle an. Authentizität sei gerade für einen kleinen Blog wichtig. „Ich schaue, ob das Produkt und das Angebot zu mir und meinem Blog passen“, sagt er. „Nur dann kann man überhaupt darüber sprechen.“ Wenn er Geld für Kooperationen bekommt, setzt er es in Lebensmittel um, die er für neue Rezepte einkauft. Leben könne er davon nicht. In Supermärkten trifft man ihn unterdessen eher selten an. Seine Zutaten besorgt sich Lersch beim Metzger, im Bioladen, beim Fischhändler oder im Gemüselädchen.
Sein Hobby kostet ihn vor allem Zeit. Neben dem Blog nimmt Lersch auch regelmäßig mit Freunden und Kollegen Podcasts auf. Der „Küchenfunk“ hat inzwischen schon rund 220 Folgen. Außerdem versucht Lersch, jeden Tag einen Beitrag auf seinem Blog oder dem sozialen Netzwerk Instagram zu veröffentlichen. Dort folgen ihm rund 8500 User. Eigentlich keine besonders große Zahl. Wie geht man damit um, dass andere Koch-Blogs deutlich erfolgreicher sind? „Wer hauptberuflich einen Blog betreibt, der braucht die Reichweite“, sagt Lersch. „Ich mache das nicht für eine möglichst große Anzahl an Likes, sondern weil es mir Spaß macht. Ich teile einfach gern ungewöhnliche Rezepte mit anderen. Und ehrlich gesagt freue ich mich für andere, dass sie mit so einem großartigen Thema wie Kochen so einen Erfolg haben.“