Einmal einen Rennwagen der Formel 1 fahren, davon träumt sicherlich so manches Kind. Doch auch auf die Großen übt der Motorsport eine gewisse Faszination aus. Kürzlich hat nun ein 80-Jähriger, Karl-Lorenz Conradi, auf der Rennstrecke das sogenannte Formel-Training der Driving Academy, der Rennfahrerschule am Nürburgring, absolviert. Für ihn war es bereits das 17. Mal, dass er ein solches Renntraining meistert. Doch was ist eigentlich dieses Formel-Training? Wir haben uns bei der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG erkundigt.
Worum handelt es sich bei einem Formel-Training?
Beim Formel-Training am Nürburgring wird das Fahren eines Rennboliden geübt, also das Fahren jener offenen Rennwagen, die auch an den Formelserien an den Start gehen. Die knapp 500 Kilogramm leichten Rennwagen werden dafür von den Teilnehmern über die Rennstrecke gefahren, angeleitet von professionellen Rennsporttrainern auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings.

Kann jeder bei einem Formel-Training mitfahren?
Wer mitfahren will, muss mindestens 18 Jahre alt sein, darfst höchstens 110 Kilo wiegen und höchstens Schuhgröße 47 haben. Der Besitz von Führerschein Klasse B ist obligatorisch. Die Theorie findet entweder in deutscher oder englischer Sprache, je nach Zusammensetzung der Teilnehmergruppe, statt.

80-Jähriger fährt noch Rennwagen auf dem Nürburgring
Das gibt es so nur ein Mal: ein 80-Jähriger, der noch am Formel-Training auf dem Nürburgring mitfährt. Karl-Lorenz Conradi ist ein Original. Uns hat er verraten, was er bei jungen Fahrern so gar nicht abkann und wie er sich aufs Training vorbereitet.
Ganz konkret: Welche Fahrzeuge werden gefahren?
Für das Formel-Training auf dem Nürburgring stehen sogenannte Hightech-Formel-4-Rennwagen bereit. Das bedeutet: Chassis, also Monocoque, aus Carbon. Der 1,4 Liter Turbomotor generiert 160 PS für das 455 Kilogramm leichte Fahrzeug. Ja, tatsächlich, für ein Auto ist das wenig Gewicht. Das ergibt schlussendlich ein Leistungsgewicht von 2,8 Kilogramm pro PS. Geschaltet wird über Schaltwippen. Für den Sprint von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde brauchen die Sportwagen keine vier Sekunden. Zum Vergleich: Das Safety-Car der Formel 1 (Mercedes-AMG oder Aston Martin) hat 655 (Aston Martin) oder 730 (Mercedes AMG) PS, beschleunigt in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 325 Stundenkilometern.

Auf welchem Streckenabschnitt wird gefahren?
Das Angebot der Fahrerschule am Nürburgring umfasst vier Kategorien in aufsteigender Reihenfolge: Starter, Plus, Grandprix, Professional. Gefahren wird jeweils auf verschiedenen Abschnitten (Rundkursen) der Grandprix-Strecke, inklusive der Müllenbach-Schleife. Die Dauer richtet sich ebenfalls nach dem gebuchten Paket: Von dreieinhalb Stunden mit etwa 20 Minuten Fahrzeit im Starterpaket über steigende Theorie- und Praxiszeiten bis hin zum Racing Professional, das eineinhalb Tage dauert.
Erhält man nach absolviertem Formel-1-Training eine Rennlizenz?
Nein, die erhalten die Teilnehmer nicht bei den Trainings der ersten drei Eingangsstufen, also Formel Racing Starter, Formel Racing Plus und Formel Racing Grand-Prix. Aber sie können die Basis dafür legen. Die Lizenzqualifikation, nationale A-Lizenz nach Richtlinien des Deutschen Motorsportbundes (DMSB), können Interessierte bei der vierten Stufe, also dem Kurs Formel Racing Professional, oder beim Sportfahrertraining auf der Grandprix-Strecke erwerben. Dafür brauchen sie aber auch den Nachweis einer medizinischen Untersuchung.

Wo kann man sich anmelden und was kostet ein Formel-Training?
Die Anmeldung ist auf der Internetseite des Nürburgrings möglich. Die Kosten beginnen bei 495 Euro für das Einsteigertraining bis hin zu 629 für das Formel Racing Plus. Der Veranstalter stattet die Teilnehmer mit dem aus, was sie brauchen: einem feuerfesten Rennoverall, Rennfahrer-Handschuhen und Sturmhaube. Dazu ein Helm mit HANS-System (Head-and-Neck-Support, also Kopf-und Nacken-Unterstützung) und eingebautem Funk, damit der Teilnehmer mit dem Trainer kommunizieren kann.