Krälinger betreibt besonderes Museum zum Anfassen
Ein Haus voller Weihnachtszauber: Krälinger betreibt besonderes Museum zum Anfassen
Haben das Museum gemeinsam eingerichtet (von links): Berthold Pütz und Bernd Freund. Die Ausstellungsstücke stammen unter anderem aus dem Erzgebirge und aus dem früheren Böhmen. Zusätzlich umfasst die Sammlung Kinderspielzeug und rund 500 große und kleine Steifftiere. Foto: Claudia Voß
Claudia Voß

Ein Haus voller Weihnachten – im Frühling? Geht das denn, wird sich vielleicht so mancher fragen, der in diesen Tagen am Haus von Berthold Pütz in Krälingen vorbeikommt. Dass Weihnachten das ganze Jahr über zelebriert werden kann, beweist der 66-Jährige in seinem deutsch-böhmischen Weihnachts- und Spielzeugmuseum. Auf allen Etagen des einstigen Mehrfamilienhauses erwarten Besucher Krippen und Weihnachtsschmuck, Spielzeuge, Teddybären und gemeinhin Erinnerungen an längst vergangene Kindertage.

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„Insgesamt stehen im ganzen Haus geschmückte 27 Weihnachtsbäume. Aber es gibt auch eine kleine Osterabteilung im Museum“, lacht Berthold Pütz bei der Begrüßung an der Haustür unter einem von der Decke hängenden Tannenbaum. Während sich der neugierige Besucher noch ob der glitzernden Welt, in die er bei Betreten des Museums eintaucht, verwundert die Augen reibt und zunächst einmal einen Moment innehalten muss, lässt der Hausherr keine Zeit verstreichen und beginnt sofort in gleichsam einfühl- wie unterhaltsamer Art durch seine Sammlung zu führen. Untermalt wird der besondere Museumsbesuch von sanften weihnachtlichen Melodien, die aus verschiedenen Winkeln des Hauses ertönen. Zusätzlich durchströmt ein Hauch von Zimt und Gebäck das mehrstöckige Gebäude und lässt den Besucher Schritt um Schritt versinken in Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste.

Nussknacker, Pyramiden und Christbaumständer

Vorbei führt dieser Weg an unzähligen Schächtelchen und Kästchen mit glitzerndem, böhmischen Weihnachtsschmuck, langen Regalreihen voller schmiedeeiserner Christbaumständer, an Bataillonen hölzerner Nussknacker und Pyramiden und ganzen Dörfern voller kunstvoll gefertigter Krippen. Unterbrochen wirddie ausladende Sammlung von so manchem weihnachtlichen Figürchen und von, auf den ersten Blick eigentümlich anmutenden, Tänn-chen im Miniaturformat. „Das sind meine Federbäume“, lacht der Museumsdirektor wäh-rend er sogleich eines der kleinen Kunstwerke aus den Regalen nimmt und erklärt: „Anstatt aus Holz, sind diese Bäume aus Truthahnfedern. In Böhmen haben sie eine lange Tradition und auch bei deutschen Sammlern sind sie begehrt.“

Entdeckt habe er seine Leidenschaft zum Weihnachtsschmuck durch Zufall, als ihn der dienstliche Weg vor Jahren ins tschechische Gablonz führte. „Eigentlich wollte nur ein paar Möbel für meinen Antikhandel kaufen, doch dann führte mich der Verkäufer mit einem Mal in einen kleinen Musterraum mit Weihnachtsschmuck – und da war es um mich geschehen“, erinnert sich Pütz noch bildhaft an seinen Einstieg in die Sammlerei, als wäre es gerade erst gestern gewesen. In Wahrheit ist diese schicksalhafte Begegnung jedoch Jahrzehnte her. Unzählige Male haben ihn seitdem die Wege ins frühere Böhmen geführt, um dort stets neue Schätze in Form von Weihnachtsdekorationen und -schmuck zu heben.

Museumsbau vor rund zwei Jahren begonnen

Alleine war Pütz auf diesen Touren selten, Gesellschaft leistete ihm dabei oft der Kreuzberger Bernd Freund. Gemeinsam mit Pütz durchstreifte er die Auslagen der ansässigen Antiquitätenhändler und besuchte auch so manchen privaten Verkäufer. „Es ist ein schönes Hobby“, unterstützt Freund die Sammelleidenschaft seines Freundes, fügt jedoch hinzu, selbst würde er keine Sammlungen pflegen.“ Geholfen beim Entstehen des Pütz'schen Museums hat er dennoch. „Alle Regale, die hier stehen, hat Bernd gebaut“, ist Berthold Pütz stolz auf die Leistungen seines Freundes.

Angefangen mit dem Museumsbau haben die beiden vor rund zwei Jahren. Zurück geht die Gründung auf einen besonderen Moment, den Pütz zur Weihnachtszeit erlebte. „Ich hatte plötzlich den Wunsch, ein Museum einzurichten und meine Sammlung auszustellen“, erklärt der Hausherr, „Zunächst war es nur ein Traum, aber je länger ich darüber nachdachte, desto stärker wurde der Wunsch das Geträumte in die Realität umzusetzen. Denn die Weihnachtszeit ist die schönste Zeit im Jahr.“

In diesem Museum darf man alles anfassen

Seit vergangenen November hat nun ein Großteil der bis dahin in unzähligen Kisten gelagerten Weihnachts- und Spielzeugsammlung den Weg auf die Ausstellungsflächen des Krälinger Museums gefunden und wartet darauf, von Besuchern bestaunt und bespielt zu werden, denn: „Es ist ein Museum nicht nur zum Ansehen, sondern auch zum Anfassen“, freut sich Pütz, seinem Besuch seine Sammlung wahrhaft gegenständlich vermitteln zu können. So ist es denn auch kein Wunder, dass ein besonderer Höhepunkt eines jeden Museumsbesuchs in der ersten Etage des Hauses vor einer Modelleisenbahn endet. Hier dürfen kleine wie große Besucher nach Herzenslust in die Rolle des Lokführers schlüpfen und Züge ausgiebig rangieren und beladen und auf ihre Strecke schicken.

„Es ist ein toller Spaß“, freut sich Pütz und erinnert daran, dass in vielen Haushalten die Modelleisenbahn traditionell zur Weihnachtszeit aufgebaut werde. „Hier kann man mehrmals im Jahr den Weihnachtszauber erleben“, blickt Pütz glücklich auf seine Sammlung. Auf die Frage, ob selbige nun abgeschlossen sei, kann er jedoch nur herzhaft lachen und mit dem Kopf schütteln: Ich bin ein bisschen sammelsüchtig. Und wir haben hier noch einen frisch renovierten Keller mit viel neuem Platz.“

Um das Weihnachts- und Spielzeugmuseum, Vilmahöhe 10, in Krälingen zu besuchen, ist eine vorherige Anmeldung bei Berthold Pütz unter Telefon 0163/960 20 22 erforderlich. Ab dem Frühjahr ist eine Postkartensonderausstellung geplant.

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