Gregor Gäb ist nicht wirklich überrascht. „Es war leider schon immer so, dass wir uns Jazz-Veranstaltungen nur deshalb leisten können, weil andere Konzerte wie zum Beispiel von Köbes Underground absolut bombig laufen“, sagt er. „Wenn wir nur auf Gewinnmaximierung aus wären, müssten wir nur ein rein kölsches Festival machen und würden wahrscheinlich jeden Abend ausverkauft sein. Aber das ist nicht unser Ansinnen. Wir wollen schließlich Vielfalt ins Ahrtal bringen – und wenn ich Malia so zuhöre, weiß ich, dass wir damit richtig liegen.“
“Zu viel Kaffee"
Stimmt. Die Künstlerin mit malawischen Wurzeln ist ein wenig aufgedreht – zu viel Kaffee, vermutet sie lachend –, umschmeichelt aber dennoch gefühlvoll jede Nummer, selbst wenn diese vom Tod handelt („Death“). Dazu kommen groovende Standards à la „I’ve Put a Spell on You“, die Malia ebenso eindringlich wie souverän interpretiert. Herrlich.
Ähnlich gut war der Auftritt von Cécile Verny zwei Stunden zuvor. Die charismatische Jazz-Diva aus Freiburg war noch tiefer im Jazz verwurzelt als Malia und deckte eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite ab. Mal nahmen sie und ihre Band dezent auf den Funk Bezug, dann wieder sorgten ein paar Latin-Rhythmen für eine dezente Färbung. Auch ein paar französische Songs hatte Verny im Repertoire, und selbst jene, die dieser Sprache nicht mächtig sind, genossen den lyrischen Klang einer atemberaubenden Stimme, die selbst in den leisesten Momenten nichts von ihrer Kraft und ihrer Spannung einbüßt. Kein Wunder, dass Verny mit stehenden Ovationen bedacht wurde, vor allem, nachdem sie gegen Ende einen Großteil des Publikums mit ihrer Leidenschaft angesteckt und zum Tanzen gebracht hatte. Klasse.
Die Pop- und Punk-Band Chin up aus Bonn durfte am Freitag anheizen, ehe Achtung Baby ihre Cover- und Tribute-Show im Stil und Sound der Band U2 mit Licht-Wahnsinn abfeierten.
Volle Bühne bei Fred Kellner
Volle Bühne auch am Samstagabend, als Fred Kellner mit 14 Musikern und ihrem Funk und Soul die Weinkulturbühne rockten, auf der der Bonner Keyboarder Lukas Frings und Rick Alan (Saxophon) als „Musik Travellers“ eine eher ruhige Einstimmung übernommen hatten. Beide Abende kamen jeweils auf etwa 350 Gäste.
„Ein erfolgreiches Festival mit guten Bedingungen“, heißt es in der Bilanz. Das Wetter hatte gehalten, nur am Donnerstag gab es einige Tropfen. Und so waren die neuen großen Kuppelzelte, die mehr Ambiente aufs Gelände bringen, eher Sonnen- als Regenschutz. Die Möglichkeit fürs Publikum auf dem größeren Gelände, sich etwas nach hinten zurückzuziehen, werde gerne angenommen. Die Gastro-Zusammenarbeit mit Bells und dem neuen Food Truck sei klasse.
Mit dem Team und im Helferkreis, ohne den ein solches Festival nicht gehe, sei über die Verkaufspreise diskutiert worden. Man habe 20 Euro als Obergrenze für die Flasche Wein festgelegt, schildert der Veranstalter. Das sei fair und solle so bleiben, um insgesamt das „Win-Win-Gefühl“ für Veranstalter und Gäste zu erhalten, schaute Gäb in die Zukunft und auch auf 2024.
Gelände und Termin stehen, wohl auch die Auftritte von Köbes Underground. Die norwegische Jazzsängerin Silje Nergaard für den dann wieder speziellen Abschluss steht auf der Wunschliste. Ebenso wie die manchmal freche deutsche Liedermacherin Miss Allie. Das 2024er-Programm soll bereits im September stehen. „Es wird einige Überraschungen geben“, ist auf der Facebook-Seite des Festivals zu lesen.
„Kölsche Tön“ an der Ahr
Am Freitag begeisterten die Black Fööss mit ihrem Gastspiel beim „Sprudelnden Sinzig“. Zum 150-Jährigen der Dagernova gibt es am Samstag, 24. Juni, „kölsch satt“ ab 16.30 Uhr mit Cat Ballou, Brings, Höhner und Rabaue (ausverkauft). „Typisch kölsch“ heißt es am Samstag, 12. August, ab 15 Uhr im Kurpark zum 33. Jubiläum des Festausschusses Karneval Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Paveier, Miljö, Domstürmer, Fiakso, Lupo, Klüngelköpp, Eldorado und Jeckediz. fbu