Eine Frage, die niemand von den Veranstaltern und den gut 60 Katastrophenschutzexperten annehmen will, die an diesem Samstagmorgen zum Auftakt eines Übungs- und Demonstrationstages im Feuerwehrhaus in Adenau zusammengekommen sind. Dabei liegt diese Frage beim deutsch-österreichischen Forschungsprojekt „Aifer“ auf der Hand: Die Abkürzung steht für „Artificial Intelligence for Emergency Response“ und Ziel ist es, Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) zu entwickeln, die Informationen aus Satelliten-, Luftbild- und Drohnendaten sowie aus sozialen Netzwerken automatisiert erkennen und der „Blaulichtfamilie“ zur Verfügung stellt.
Es gehe, wie Dr. Marc Wieland vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erläuterte, nicht nur darum, im akuten Einsatzfall selbst aktuelle Infos vor Ort abzuholen, sondern auch automatisiert auf vorliegende Daten bis hin zu Handyinformationen von Bürgern in Sozialen Netzwerken zuzugreifen. Die Datenflut müsse gefiltert und in Lagekarten abgebildet werden.
Grundlage für Entscheidungen
In einem zweiten Schritt können Gefährdungsgebiete (zum Beispiel Hochwasserflächen), exponierte Objekte (zum Beispiel Gebäude oder Fahrzeuge) oder Personen sowie Veränderungen (zum Beispiel Gebäudeschäden) automatisch dargestellt werden. „Dieses Lagebild bildet eine Grundlage für Entscheidungen von Behörden und Rettungskräften vor Ort“, so Dr. Konstanze Lechner vom Zentrum für satellitengestützte Krisenkommunikation (ZKI), das unmittelbar nach der Flut bereits Ahrtalkarten geliefert hat.
Diese Luft- und Drohnenaufnahmen stehen als Material zur Verfügung; auch das „Aifer“-Projekt war bereits von einem Jahr schon einmal im Tal unterwegs. Jetzt gab es eine neuerliche Befliegung als teilrealistische Übung, basierend auf vier Forschungsprojekten von Wissenschaftlern, Entwicklungsfirmen und „Anwendern“ von der Seenotrettung über die Bergrettung bis hin zur Feuerwehr Dortmund. Es ging um die richtige Drohnenaufnahme an sich, die „robuste“ Datenübermittlung in den Einsatzgebieten, die Entwicklung von Methoden zur automatischen Bildauswertung und schließlich auch die Rückmeldung von den Einsatzkräften darüber, ob die gelieferten Daten gebraucht werden und „einsatztauglich“ sind.
Vom ehemaligen Seilbahn-Parkplatz in Altenburg aus machten Tobias Meindl und sein Team von der Bergwacht Rhön-Spessart mit ihrem Quadrocopter vom Typ DJI M 300 RTK, ausgerüstet mit einem zoomfähigen Fotomodul mit Infrarotmöglichkeit, neue Aufnahmen von Altenahr und Altenburg. Die wurden unmittelbar vor Ort am PC von Lukas Angermann und Magdalena Halbgewachs vom ZKI übernommen und bearbeitet. Sie standen bereits zum Ende des Tages für die Lagebewertung zur Verfügung.
Transport von Medikamenten möglich
An der Ahrtalstraße bei Laach präsentierte Pierre Ulfig von der Firma Quantum Systems eine Drohne samt Einsatz- und Startfahrzeug und Software aus dem Forschungsprojekt „MEDinTime“. Mit der automatisiert per Missionsplanungsoftware fliegenden Drohne wird der Transport von Medikamenten und aller möglichen Proben in schwer zugänglichen Gebieten geprobt.
Um Erkundungen an gefährlichen Einsatzorten ging es auch in Rech. Das Deutsche Robotik-Zentrum zeigte einen mit Laserscanner und unterschiedlichen Sensoren ausgestatteten ferngesteuerten, sehr mobilen und robusten Roboter, der etwa Daten aus Räumen für 3-D-Darstellungen liefert kann. Eine Drohne über Rech wurde nebenan gesteuert von der Drohneneinheit der Feuerwehr Dortmund, die quasi für das Robotik-Zentrum die Praxiserprobung liefert.
Bei „Larus“ geht es darum, „Innovationen in den Einsatz zu bringen“, wie es Lübcke ausdrückte. Außer den Seenotrettern nutzen THW und DRK dieses Drohnensystem. Unterstützung gab es für den Bereich „Datentransport und Kommunikation“ von Forschern der TU Dortmund unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Christian Wietfeld und der TH Aachen.
Sieben Einsatzdrohnen im Ahrkreis
Für Einsätze von Feuerwehren und Rettungsdiensten gibt es im Kreis Ahrweiler sieben Drohnen. Drei Drohnen inklusive der Bedientrupps sind für alle Wehren im Kreis bei der Feuerwehr in Bad Bodendorf abrufbar, wie Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Michael Zimmermann erläuterte. Die Wehren in Wassenach, Dernau und Ahrbrück haben sich eigene Quadrocopter angeschafft, berichteten Jannis Klaes und Anna-Lina Helbing von der „Drohneneinheit“ Ahrbrück. Während des Hochwassers war eine der Kreis-Drohnen in Schuld im Einsatz. Informationen von den Drohen kamen zur Unterstützung der Wehren bei den Großbränden Kurhaus Bad Neuenahr oder Abfallwirtschaftsbetrieb auf der Scheid. Mithilfe der Dernauer und Ahrbrücker Drohne endete zuletzt eine Vermisstensuche in den Weinbergen von Dernau erfolgreich. Die siebte Drohne im Kreis ist laut Zimmermann beim DRK Grafschaft stationiert.