Die Nachricht kam Anfang des Jahres für alle überraschend: Das DRK zieht sich aus dem Krankenhausbereich zurück. Ebenfalls von der Insolvenz betroffen: die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bad Neuenahr, die in der Lindenstraße eine Tagesklinik und eine Ambulanz in der Hans-Frick-Straße unterhält. Jetzt gibt es gute Nachrichten. Die Valeara-Gruppe wird neue Trägerin der Einrichtung. Die Reaktionen darauf sind durchweg von Erleichterung geprägt, denn gerade nach der Ahrflut ist der Bedarf für ein solches Angebot weiterhin groß.
In der DRK-Fachklinik in Bad Neuenahr werden schwerpunktmäßig Essstörungen sowie Zwangs- und Angsterkrankungen behandelt. Mit welcher Expertise der neue Träger kommt, erläutert Christian Utler, Geschäftsführer der Valeara-Gruppe, in einer Pressemitteilung zu der für 1. Juni geplanten operativen Übernahme: „Valeara ist ein Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen in den Fachbereichen Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie. An zwölf Standorten und bislang 14 Einrichtungen in Deutschland arbeiten wir in multiprofessionellen Teams zusammen, um Menschen wieder in ihre seelische Balance zu bringen.“ Mit den Kliniken in Bad Neuenahr sowie Daun, Worms und Bad Kreuznach kämen nun weitere Standorte mit Fachrichtungen dazu, in denen man seit Langem Erfahrung habe. Dabei sei Größe für die Gruppe kein Selbstzweck, so Utler. Er sehe darin in erster Linie den Vorteil eines starken Verbunds für die Patienten. Mittlerweile 700 Beschäftigte teilten bei Valeara eine Vision: die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen.
Wie geht es nun weiter?
Wie geht es nun weiter? In den kommenden Wochen werde das Team der Insolvenzverwaltung gemeinsam mit den Mitarbeitern und in Zusammenarbeit mit dem neuen Träger einen geordneten Übergangsprozess durchführen. Der Trägerwechsel stehe unter anderem noch unter den Bedingungen behördlicher Genehmigungen, heißt es in der Pressemitteilung der Insolvenzverwaltung. Der reguläre Patientenbetrieb laufe uneingeschränkt weiter, auch in der anstehenden Phase des Betriebsübergangs sei die Patientenversorgung vollumfänglich gesichert.
Rainer Eckert, Insolvenzverwalter im Verfahren der DRK Trägergesellschaft Süd-West betonte: „Mit der Valeara-Gruppe haben wir einen Träger gefunden, dessen Expertise in der Behandlung psychischer und neurologischer Erkrankungen optimal zu den Leistungsportfolios der Standorte Worms, Bad Kreuznach und Bad Neuenahr/Daun passt. Es ist erfreulich, dass die inhaltlich sowie operativ eng miteinander verbundenen Standorte gemeinsam unter das Dach von Valeara wechseln. Damit haben wir eine Perspektive geschaffen, die das Versorgungsnetz für die Menschen in der Region sichert und Arbeitsplätze erhält.“ Die Mitarbeiter gingen im Rahmen des Trägerwechsels zur Valeara-Gruppe über. Der vollwertige Übergang ihrer Rechte stehe dabei unter gesetzlichem Schutz. Personalabbau sei nicht geplant.

Im Statement von Bürgermeister Guido Orthen war die Erleichterung über diese Entwicklung herauszuhören. „Wir sind als Stadt froh darüber, dass es so schnell entschieden wurde. Das ist wichtig für die Mitarbeiter, aber auch für die Versorgung der Patienten in der Region, für die jetzt eine Perspektive gegeben ist. Es ist gut, dass die Hängepartie ausgeblieben ist““, sagte der Bürgermeister auch mit dem Blick darauf, dass diese Sicherheit wichtig ist in der Zeit nach der Flut. Denn der Bedarf an professioneller Behandlung in diesem Bereich sei nach wie vor groß.
Das sieht auch Jürgen Fleischmann so, der als Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendpsychiatrie im Medizinischen Versorgungszentrum der Johanniter in Sinzig eine Praxis unterhält. „Diese Klinik ist unbedingt notwendig, zumal es zu wenig Behandlungsmöglichkeiten gibt.“
Eine zunehmende Erkrankungshäufigkeit von Kindern und Jugendlichen – durch Corona und die Flutkatastrophe noch verstärkt – beobachtet auch Christoph Smolenski, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie sowie Ärztlicher Leiter der Dr. von Ehrenwall’schen-Klinik in Ahrweiler. Auch Landrätin Cornelia Weigand begrüßt den Erhalt der DRK-Klinik am Standort Bad Neuenahr-Ahrweiler. Insbesondere die Aussage, dass der Prozess auf die Sicherung von Arbeitsplätzen ausgelegt sei und der Patientenbetrieb uneingeschränkt weiterlaufe, stimmt sie positiv. „Für die Region bleibt damit ein wichtiger Anlaufpunkt der Gesundheits- und Notfallversorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor Ort bestehen, was für uns als flutbetroffener Kreis von besonderer Bedeutung ist“, so Weigand.
Klinik war auch von der Flut betroffen
Die DRK-Fachklinik am Standort Bad Neuenahr hatte sich nach der Flutkatastrophe, bei der die Einrichtung schwer beschädigt wurde, mit viel Engagement zurückgekämpft. Nach der Katastrophe hatte das multiprofessionelle DRK-Team aus Ärzten, Psychologen und Fachtherapeuten zunächst Ausweichräume in Bad Neuenahr und Lantershofen bezogen, um die ambulante und tagesklinische Versorgung aller Kinder und Jugendlichen mit psychischen Problemen im nördlichen Rheinland-Pfalz und im Bonner Raum aufrechtzuerhalten. Zunächst unter dem Dach des Krankenhauses Maria Hilf, konnten im September 2021 vollstationäre Behandlungen wieder anlaufen. Es war eine begrenzte Option. Zwischenzeitlich war noch ein Umzug in die Gefäßklinik von Dr. Bauer nötig. Im Dezember 2022 war der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch nach Bad Neuenahr gekommen, um der DRK-Fachklinik 5,3 Millionen Euro an Wiederaufbauhilfen zu bewilligen. Im Herbst des Jahres 2023 hatte sie den vollständigen stationären Betrieb wiederaufgenommen.

Ahrweiler Landrätin dringt bei DRK-Klinik auf Kompetenz
Die Angebote möglicher Investoren für die DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik in Bad Neuenahr liegen vor. Wie geht es nun weiter? Und welche Rolle spielt die fachliche Eignung der Interessenten?
Wer ist die Valeara-Gruppe?
Valeara ist deutschlandweit einer der führenden Anbieter für die Behandlung psychischer und neurologischer Erkrankungen und will weiterwachsen. Die Gruppe mit Hauptsitz in Bottrop besteht aus einem Team von rund 700 Mitarbeitern unterschiedlichster Professionen an momentan zwölf Standorten. Für sie gehören nach eigenen Angaben Neurologie und Psychiatrie zusammen, denn viele neurologische Erkrankungen hätten psychiatrische Symptome, viele psychiatrische Erkrankungen neurologische Ursachen, und neurologische Symptome könnten psychiatrische Erkrankungen als Ursache haben.