„Die Zukunft unseres Landes entscheidet sich an der guten Bildung für unsere Kinder.“ So eine Aussage innerhalb der jüngsten Landtagssitzung. Gemeint ist damit in erster Linie die Ausstattung von Schulen, aber auch die Kindergärten mit ihrer vorschulischen Ausbildung gehören dazu. Viele davon sind in der Flutnacht im Juli 2021 innerhalb der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler komplett zerstört worden und leben trotz größter Anstrengung noch heute in Provisorien. Gerade in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist bisher die katholische Kirche in Sachen Kindergärten stark involviert. Doch wie sieht es jetzt zwischen den Jahren 2022/23 mit den Kindertagesstätten in der Stadt aus? Wie geht es weiter?
- Städtische Kindertagesstätte Rappelkiste Bachem
Die Bau- sowie die Betriebsträgerschaft obliegen der Stadt. Bereits am 17. Januar 2022 hatte der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt die Aufträge für alle auszuführenden Gewerke erteilt. Unter den aktuell allgemeinen Vorbehalten der Materialverfügbarkeit ist damit zu rechnen, dass im ersten Quartal 2023 der Regelbetrieb komplett wieder aufgenommen werden kann. Aktuell sind noch zwei Gruppen mit je 20 Kita-Plätzen in den Erdgeschossräumen der Alten Schule Bachem untergebracht. Da auch nach dem Wiederbezug der sanierten Gruppen in der Rappelkiste ein Bedarf verbleibt, bestehen Überlegungen, die beiden temporären Gruppen in der Alten Schule zu belassen und sie bis auf weiteres dort parallel zur Kita Rappelkiste zu betreiben.
Die regulären Nutzer der beiden Räume, die KG Rot Weiß Bachem und die SV Germania Bachem, hatten nach der Flut die Räumlichkeiten unmittelbar zur Verfügung gestellt. Plan ist es, beiden Vereinen adäquate Ersatzmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die dazu verlaufenden Gespräche entwickeln sich positiv. Zwischenzeitlich konnte eine naturpädagogische Gruppe mit 15 Plätzen in einem gespendeten Bauwagen in Betrieb genommen werden.
- Evangelische Kindertagesstätte Arche Noah im Mehrgenerationenhaus Bad Neuenahr
Die Bauträgerschaft obliegt hier der Stadt, während die Evangelische Kirchengemeinde Bad Neuenahr die Betriebsträgerschaft inne hat. Die Kita liegt zwar innerhalb des vorläufigen neu festgelegten Überschwemmungsgebietes, genießt aber Bestandsschutz, so dass einem Wiederaufbau keine grundsätzlichen Hinderungsgründe entgegenstehen. So laufen inzwischen nach den Vorgaben des Hochwasserschutzes sowie den baulichen und technischen Normen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Kita in Verbindung mit dem Wiederaufbau des Mehrgenerationenhauses, sind aber noch nicht abgeschlossen.
Die geschilderten baulichen Herausforderungen im Überschwemmungsgebiet führen indes zu längeren Bauzeiten, sodass mit einer Wiederinbetriebnahme unter Berücksichtigung der aktuell allgemeine Vorbehalte der Materialverfügbarkeit frühestens im Sommer 2023 gerechnet werden kann. Für die Übergangszeit bis zur Fertigstellung der Kita ist eine Containeranlage auf dem Parkplatz des Mehrgenerationenhauses errichtet worden. Zudem nutzt die evangelische Kita weitere Räume der katholischen Familienbildungsstätte Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.
- Katholische Kindertagesstätte Sankt Mauritius Heimersheim
Die Bauträgerschaft hatte bisher die ehemalige Pfarrei St. Mauritius Heimersheim, als Rechtsnachfolger die Katholische Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Betriebsträgerschaft liegt bei der Katholischen Kita gGmbH Koblenz. Die Pfarrei hat erklärt, die zerstörte Kita nicht wieder aufbauen zu wollen. So ist die Stadt gezwungen, in Eigenregie und auf eigene Kosten einen neuen Kindergarten zu bauen und die Bauträgerschaft zu übernehmen. Die Kinder werden derzeit in Containern nahe des Sportplatzes „Auf dem Bülland“ betreut.
Das alte Kindergartengebäude war offensichtlich nicht ganz unbrauchbar geworden, denn inzwischen hat sich dort eine Elektrofirma niedergelassen. Die Stadt hat nun in unmittelbarer Nähe des alten Gebäudes ein Grundstück in erworben, um dort einen Ersatzneubau zu realisieren. Das dazu notwendige Verfahren zur Änderung des Bebauungsplanes ist eingeleitet. Parallel dazu hat die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft mit Architekten erste Vorabstimmungen durchgeführt. Bei ungehindertem Planungs- und Bauablauf rechnete die Verwaltung mit einer Inbetriebnahme der Einrichtung im 1. Halbjahr 2024.
Doch der innerhalb des Änderungsverfahrens zum Bebauungsplan zu befragende Ortsbeirat hat sich einstimmig gegen die Errichtung der Kita auf dem vorgesehenen Grundstück ausgesprochen, da sie erneut im Hochwassergebiet liegen würde. Wann geht es nun in Heimersheim weiter? „Alles zu seiner Zeit“, antwortete Bürgermeister Guido Orthen auf Nachfrage.
- Katholische Kindertagesstätte Sankt Pius
Die Bauträgerschaft hatte bisher die ehemalige Pfarrei Sankt Pius, nachfolgend als Rechtsnachfolger die Katholische Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zukünftig geht sie auf die Stadt über. Die Betriebsträgerschaft liegt bei der Katholischen Kita gGmbH Koblenz. Auch für die Kita Sankt Pius hat die katholische Pfarrei erklärt, sie aufgrund der Zerstörungen nicht wieder aufzubauen. Das Gebäude soll nun kurzfristig abgerissen werden, steht aber noch.
Inzwischen wurde hinsichtlich des Ankaufs des Grundstückes Einigkeit zwischen Stadt und Pfarrei erreicht. Da der Bebauungsplan nicht geändert werden muss, hat die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft im Auftrag der Stadt mit den Neuplanungen begonnen. Vorgesehen ist die Errichtung einer 4-gruppigen Einrichtung. Bei ungehindertem Planungs- und Bauablauf kann 2024 mit einer Inbetriebnahme der neuen Einrichtung gerechnet werden.
- Katholische Kindertagesstätte Blandine-Merten-Haus
Die Bauträgerschaft lag bisher gemeinsam bei der Stadt sowie der ehemaligen Pfarrei St. Marien & Willibrord und ihrem Rechtsnachfolger der Katholischen Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zukünftig wird es allein die Stadt sein. Die Betriebsträgerschaft verbleibt bei der Katholischen Kita gGmbH Koblenz. Das Blandine-Merten-Haus war mit sieben Gruppen und 145 Plätzen bisher die größte Kita in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Das Gebäude wurde durch die Flut derart schwer geschädigt, dass es inzwischen abgerissen wurde. Für die Zeit bis zur Fertigstellung eines Neubaus konnte der Kreis Ahrweiler zusammen mit der Stadt und der Gemeinde Grafschaft eine zunächst für ein Jahr gespendete Container-Anlage mit 125 Plätzen im Industrie- und Technologiepark Grafschaft-Ringen in Betrieb nehmen.
Die fehlenden 20 Plätze wurden andernorts zusätzlich eingerichtet. Geplant ist nun ein möglichst schneller Wiederaufbau am ursprünglichen Stadtort mit einer Erweiterung auf acht Gruppen mit 160-170 Plätzen. Die notwendige Anpassung des Bebauungsplanes, da die neue Einrichtung zweigeschossig ausgeführt werden soll, ist bereits geschehen. Bei ungehindertem Planungs- und Bauablauf kann 2024 mit einer Inbetriebnahme der neuen Einrichtung gerechnet werden.