Neues aus Ahrweiler Römervilla
Drainage zeigt: Römer hatten auch Feuchtigkeitsproblem
Unter Mithilfe von Mithilfe von Mitarbeitern des Zweckverbandes Museum Römervilla wurden vorsichtig die Lehnkörner abgekratzt und dabei diese Drainage freigelegt.
Jochen Tarrach

Archäologen und Museumsleitung der Ahrweiler Römervilla haben jetzt über die neuesten Ausgrabungsfunde informiert. Kürzlich waren durch einen Wasserschaden Fundamente einer Mauer sichtbar geworden, die man zuvor nicht auf dem Schirm hatte.

Die Römervilla am Silberberg in Ahrweiler wurde als römischer Gutshofs und Hospital in mehreren Phasen im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus erbaut. Obwohl jetzt immerhin fast 2000 Jahre alt, hat das altehrwürdige Gebäude noch längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Das hat sich auch jetzt wieder gezeigt, als im ältesten Bereich des Herrenhauses, einem Keller aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus, plötzlich der Lehmboden durch eingedrungenes Grundwasser aufquoll und sich am Sockel der Wand eine grün schimmernde Algenschicht bildete.

Der grüne Belag ist durch das gestiegene Grundwasser im Jahr 2021 entstanden und musste zum Schutz der Mauer wieder entfernt werden.
Jochen Tarrach

Uralte Steine kamen zum Vorschein

So stand durch den gestiegenen Grundwasserspiegel der Kellerraum in der Mitte der Villa, gut 5 Meter tief im Grund, plötzlich zum Erstaunen des Museumsleiters Hubertus Ritzdorf rund einen halben Meter unter Wasser. Grund dafür sind letztlich die Auswirkungen der Regenperiode von 2021, die auch die große Ahrflut hervorgerufen hat. Um die Wand nun dauerhaft gegen Verfall zu schützen, musste diese entfernt werden, und das bot gleich eine gute Gelegenheit, die wirklich unterste Schicht der historischen Gebäudewände sowie den Kellerboden zu untersuchen. Man bedenke: Die Steine wurden bereits in den Jahrzehnten nach Christi Geburt gesetzt. Um sachgemäß vorzugehen, wurden Archäologen des Landes Rheinland-Pfalz (GDKE) hinzugezogen, unterstützt durch das „Bonn Center for Digital Humanities“. Sie berichteten nun über die Ausgrabungsergebnisse.

Besonderen Knallerfund gab es nicht

Seit 1993, sorgfältig vom Schutt der Jahrhunderte befreit und geschützt durch einen Museumsbau, für jedermann zu besichtigen, ist die Römervilla am Silberberg unter Mithilfe von Mitarbeitern des Zweckverbandes Museum Römervilla wieder Gegenstand von spannenden Ausgrabungen geworden. Sie gingen zwar nur wenige Zentimeter tief in den Boden, so brachten sie aber doch neue Erkenntnisse. Hatte man bisher gedacht, die Mauern stehen auf gewachsenem Boden und damit eben ganz unten, so stellte man schnell fest, dass das nicht der Fall ist und sie auf einer Schicht von Putz- und Steinresten mit vielen gebrannten Scherben stehen. „Große Sensationsfunde haben wir nicht erwartet“, aber man wisse eben nie und spannend sei es schon, nun diese uralte neu aufgetauchte, künstlich aufgetragene Schicht zu untersuchen, so Ritzdorf. Trotzdem erhoffe man sich immer den besonderen „Knallerfund“. Doch dieser ist diesmal ausgeblieben.

Mühsam ist die Arbeit der Archäologen, denn alles muss sorgfältig dokumentiert werden und schließlich auch wieder hergerichtet werden. Da kommen Fragen auf. Wo sind die Menschen geblieben, die dies alles vor 2000 Jahren errichtet haben?
Jochen Tarrach. Jochen Tarrach.

Mit unendlicher Geduld wurde Sandkorn für Sandkorn abgetragen. So wurde nun nach fast 2000 Jahren der Boden Stück für Stück wieder angekratzt und siehe da, bereits nach wenigen Zentimetern wurde eine kleine Drainage freigelegt. Wasser im Keller war also auch schon früher ein Problem der Römervilla. Man vermutete zuerst, dass der Keller, zum Beispiel um Lebensmittel zu kühlen, durch Wasser, das durch Röhren im Boden floss, kühl gehalten wurde. Die Ausgrabungen zeigten aber, dass es durch einen Drainagekanal abgeleitet wurde. Also bereits die Römer hatten ein Feuchtigkeitsproblem.

Dieser Keller liegt im ältesten Bereich der Römervilla und wurde in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. angelegt. Hier wurden nun die neuen Ausgrabungen durchgeführt.
Jochen Tarrach

Bisher nahm man an, dass der Grundwasserspiegel im Bereich des Silberbergs seit langer Zeit deutlich niedriger war und erst seit 2021 wieder so hoch wie bei den Römern. Das war neu und erhebt die Frage, ob das historische Gebäude einst nicht, so wie vermutet, durch einen normalen Hangrutsch, sondern nach einem Starkregenereignis zusammengebrochen war. Gefunden wurden unter dem einstigen Bodenniveau auch schwarze Brandspuren. Wie kommen die denn dorthin? Sind es Reste von Fackeln, denn Fenster gibt es hier unten nicht? Fragen über Fragen stellen sich.

Irgendwelche menschliche Knochen oder andere Hinterlassenschaften, wie Kleidungsreste, sind auch früher nicht aufgefunden worden. Wohl aber Fußabdrücke in Lehmziegeln. Es bleibt für alle Beteiligten eine unglaublich spannende Sache, über mehrere Leitern in den ältesten Teil der Römeranlage hinab zu steigen.

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